Mysterium Gehirn
02.07.2012 um 08:51Ich denke, das passt hier herein.
Es geht sich um eine Technik, die Personen ermöglichen soll über ausgesendete Signale mit der Umwelt zu kommunizieren. Hier am Beispiel von Stephen Hawking.
Nun trägt Hawking ein schwarzes Stirnband mit einem Gerät von der Größe einer Streichholzschachtel. Das "iBrain" soll dem Physiker wieder zur Sprache verhelfen – mit Hilfe seiner Gedanken. Entwickelt hat iBrain der 33-jährige Neurologe Philip Low an der Stanford-Universität und Chef des Unternehmens Neurovigil. Am kommenden Sonntag werden beide das Gerät, das Gedanken lesen kann, vorführen – auf einem Kongress in Cambridge.
Welt Online: Wenn Ihre Erfindung tatsächlich Gedanken liest – dann kann Stephen Hawking keine Geheimnisse vor Ihnen haben.
Philip Low
© Neurovigil "In seiner Küche haben wir damit begonnen, seine Gehirnströme aufzuzeichnen": Dr. Philip Low ist Neurologe in Stanford
Philip Low: Wie er sich tatsächlich fühlt, das weiß nur er. Wir haben uns manchmal gefragt, ob unsere Experimente ihn ermüden. Er macht immer sehr gut mit, ist ein wunderbarer wissenschaftlicher Partner. Wenn er müde ist, dann lässt er es sich nicht anmerken. Seine Gehirnströme verraten ihn jedenfalls nicht.
Welt Online: Wer hatte die Idee, sich per Scanner in Steven Hawkings Gehirn zu hacken – Sie oder Hawking?
Low: Das Gerät habe ich erfunden – aber dass es Stephen nützlich sein könnte, das ist seine Idee gewesen. Getroffen habe ich Hawking zum ersten Mal, als ich 17 Jahre alt war und noch das College besuchte. Er hielt eine Vorlesung – und wenn mir damals jemand gesagt hätte, dass ich 15 Jahre später seine Gehirnströme analysieren würde, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Persönlich kennengelernt haben wir uns vor zwei Jahren, in einem New Yorker Museum bekam er einen Preis überreicht. Wir haben uns dann über unsere Arbeiten unterhalten. Monate später waren wir zusammen im Kino – und vor einem Jahr hat er mich zum ersten Mal zu sich nach Hause eingeladen.
Welt Online: Und dann?
Low: Er saß in der Küche und fragte, ob ich ihm helfen könne. Ich sagte zum ihm: Stephen, Du bist mein Freund, das würde ich gerne tun. Aber so etwas kostet viel Geld. Meine kleine Firma kann sich das nicht leisten. Aber es könnte klappen, wenn ich nicht nur dir helfe, sondern allen anderen ALS Patienten auf dieser Welt auch. Damit war er einverstanden. Ich fragte: Wann sollen wir anfangen? Er sagte: Jetzt sofort! Also haben wir damit begonnen, seine Gehirnströme aufzuzeichnen. In seiner Küche.
Welt Online: Wie lange hat es gedauert, bis Sie sich in Steven Hawkings Gedankenwelt zurecht gefunden haben?
Low: Im November haben wir ernsthaft begonnen zu arbeiten. Die ersten Wochen verliefen etwas enttäuschend. Doch dann fanden wir dieses Signal in Hawkings Gehirnmuster. Sensationell.
Welt Online: Was haben Sie gefunden?
Low: iBrain scannt das menschliche Gehirn und greift permanent Daten ab – egal ob ein Mensch im Bett liegt, vor dem Fernseher sitzt oder Fußball spielt. Aber es ist nicht so, dass Hawking ein Wort denkt – und dass wir dieses Wort erkennen könnten. Ein solches Signal wäre viel zu schwach. Stattdessen brauchen wir spezielle Muster, die Hawking selber kontrollieren und steuern kann, mit der Kraft seines Willens. Diese Signale soll Hawking benutzen können, um seinen Wangen-Muskel zu ersetzen. Es müssen Signale sein, die nicht Gesamtrauschen untergehen. Also prägnante Bilder und Vorstellungen, stark genug, um sie herausfiltern zu können.
Welt Online: Was könnte Hawking so bewegen, dass es Spuren im Hirnscan hinterlässt? Matheformeln?
Low: Es mag zynisch klingen, aber wir bitten ihn, sich vorzustellen, seine Gliedmaßen zu bewegen. Seit Jahrzehnten hat er seinen kleinen Finger nicht mehr bewegt, geschweige denn einen Arm oder ein Bein. Auf diese Weise gehen wir sicher, dass es garantiert Hawkings Wille ist, der die EEG-Kurve auf den Monitor schreibt – und kein Störsignal seiner Muskulatur.
Welt Online: Während er gedanklich wieder laufen lernt, versuchen Sie ihm, seine Stimme zurück zu geben …
Low: Wir bitten ihn, sich vorzustellen, Fußball zu spielen. Oder durch die einzelnen Zimmer seiner Wohnung zu laufen. Oder die Hand zur Faust zu ballen. Das alles ergibt typische Denkmuster, Biosignale, wie wir es nennen, die so charakteristisch sind, dass sie sich als nächsten Schritt in Buchstaben oder Wörter übersetzen lassen.
Welt Online: Wie kamen Sie auf die Idee, Menschen in den Kopf zu schauen?
Low: Die ersten Erkenntnisse – von denen jetzt auch Hawkings profitiert – haben wir aus Versuchen mit Zebrafinken. Instituts-Kollegen hatten anhand der Finken-Gehirnströme herausgefunden, dass die Vögel nachts von ihren Liedern träumen. Ich fand das so interessant, dass ich eine Technik entwickelte, die Gehirnmuster der Vögel aufzuzeichnen, ohne ihnen Elektroden einpflanzen zu müssen. Später übertrugen wir das auf Menschen.
Welt Online: Ist Ihr Gehirnscanner die letzte Chance für Hawking, sich künftig mitzuteilen?
Low: Wir stehen auch in Verbindung mit Spezialisten vom Intel-Konzern. Diese Leute wollen auf Hawkings Kopf eine Kamera platzieren, die jede Mikrobewegung seines Kopfes filmt. Aber Stephen und ich sind der Meinung, dass er irgendwann zu schwach sein wird, um diese winzigen Bewegungen noch kontrollieren zu können. Die Kamera könnte eine Kurzzeitlösung sein – unser Gedankenscanner wäre eine Langzeitlösung. Für uns ist daher die Frage, wie flüssig die Konversation mit iBrain sein wird, erst einmal nebensächlich. Entscheidend ist doch, dass er sich überhaupt der Außenwelt mitteilen kann.
Es geht sich um eine Technik, die Personen ermöglichen soll über ausgesendete Signale mit der Umwelt zu kommunizieren. Hier am Beispiel von Stephen Hawking.
Seit seinem 22. Lebensjahr leidet der berühmte Physiker Stephen Hawking an der Nervenkrankheit Lateralsklerose (ALS), die ihn seit 1968 an den Rollstuhl fesselt. 1985 verlor er nach einem Luftröhrenschnitt die Stimme und verständigt sich heute mit Hilfe eines Computers. Mit dem Muskel seiner rechten Wange und einem Auge setzt er per Infrarotsignal einen Lichtpunkt in Bewegung, der Buchstaben auf einem Display zu Wörtern zusammensetzt. Doch seine Krankheit schreitet voran und nimmt ihm mehr und mehr die Beherrschung des Wangenmuskels.Seit seinem 22. Lebensjahr leidet der berühmte Physiker Stephen Hawking an der Nervenkrankheit Lateralsklerose (ALS), die ihn seit 1968 an den Rollstuhl fesselt. 1985 verlor er nach einem Luftröhrenschnitt die Stimme und verständigt sich heute mit Hilfe eines Computers. Mit dem Muskel seiner rechten Wange und einem Auge setzt er per Infrarotsignal einen Lichtpunkt in Bewegung, der Buchstaben auf einem Display zu Wörtern zusammensetzt. Doch seine Krankheit schreitet voran und nimmt ihm mehr und mehr die Beherrschung des Wangenmuskels.
Nun trägt Hawking ein schwarzes Stirnband mit einem Gerät von der Größe einer Streichholzschachtel. Das "iBrain" soll dem Physiker wieder zur Sprache verhelfen – mit Hilfe seiner Gedanken. Entwickelt hat iBrain der 33-jährige Neurologe Philip Low an der Stanford-Universität und Chef des Unternehmens Neurovigil. Am kommenden Sonntag werden beide das Gerät, das Gedanken lesen kann, vorführen – auf einem Kongress in Cambridge.
Welt Online: Wenn Ihre Erfindung tatsächlich Gedanken liest – dann kann Stephen Hawking keine Geheimnisse vor Ihnen haben.
Philip Low
© Neurovigil "In seiner Küche haben wir damit begonnen, seine Gehirnströme aufzuzeichnen": Dr. Philip Low ist Neurologe in Stanford
Philip Low: Wie er sich tatsächlich fühlt, das weiß nur er. Wir haben uns manchmal gefragt, ob unsere Experimente ihn ermüden. Er macht immer sehr gut mit, ist ein wunderbarer wissenschaftlicher Partner. Wenn er müde ist, dann lässt er es sich nicht anmerken. Seine Gehirnströme verraten ihn jedenfalls nicht.
Welt Online: Wer hatte die Idee, sich per Scanner in Steven Hawkings Gehirn zu hacken – Sie oder Hawking?
Low: Das Gerät habe ich erfunden – aber dass es Stephen nützlich sein könnte, das ist seine Idee gewesen. Getroffen habe ich Hawking zum ersten Mal, als ich 17 Jahre alt war und noch das College besuchte. Er hielt eine Vorlesung – und wenn mir damals jemand gesagt hätte, dass ich 15 Jahre später seine Gehirnströme analysieren würde, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Persönlich kennengelernt haben wir uns vor zwei Jahren, in einem New Yorker Museum bekam er einen Preis überreicht. Wir haben uns dann über unsere Arbeiten unterhalten. Monate später waren wir zusammen im Kino – und vor einem Jahr hat er mich zum ersten Mal zu sich nach Hause eingeladen.
Welt Online: Und dann?
Low: Er saß in der Küche und fragte, ob ich ihm helfen könne. Ich sagte zum ihm: Stephen, Du bist mein Freund, das würde ich gerne tun. Aber so etwas kostet viel Geld. Meine kleine Firma kann sich das nicht leisten. Aber es könnte klappen, wenn ich nicht nur dir helfe, sondern allen anderen ALS Patienten auf dieser Welt auch. Damit war er einverstanden. Ich fragte: Wann sollen wir anfangen? Er sagte: Jetzt sofort! Also haben wir damit begonnen, seine Gehirnströme aufzuzeichnen. In seiner Küche.
Welt Online: Wie lange hat es gedauert, bis Sie sich in Steven Hawkings Gedankenwelt zurecht gefunden haben?
Low: Im November haben wir ernsthaft begonnen zu arbeiten. Die ersten Wochen verliefen etwas enttäuschend. Doch dann fanden wir dieses Signal in Hawkings Gehirnmuster. Sensationell.
Welt Online: Was haben Sie gefunden?
Low: iBrain scannt das menschliche Gehirn und greift permanent Daten ab – egal ob ein Mensch im Bett liegt, vor dem Fernseher sitzt oder Fußball spielt. Aber es ist nicht so, dass Hawking ein Wort denkt – und dass wir dieses Wort erkennen könnten. Ein solches Signal wäre viel zu schwach. Stattdessen brauchen wir spezielle Muster, die Hawking selber kontrollieren und steuern kann, mit der Kraft seines Willens. Diese Signale soll Hawking benutzen können, um seinen Wangen-Muskel zu ersetzen. Es müssen Signale sein, die nicht Gesamtrauschen untergehen. Also prägnante Bilder und Vorstellungen, stark genug, um sie herausfiltern zu können.
Welt Online: Was könnte Hawking so bewegen, dass es Spuren im Hirnscan hinterlässt? Matheformeln?
Low: Es mag zynisch klingen, aber wir bitten ihn, sich vorzustellen, seine Gliedmaßen zu bewegen. Seit Jahrzehnten hat er seinen kleinen Finger nicht mehr bewegt, geschweige denn einen Arm oder ein Bein. Auf diese Weise gehen wir sicher, dass es garantiert Hawkings Wille ist, der die EEG-Kurve auf den Monitor schreibt – und kein Störsignal seiner Muskulatur.
Welt Online: Während er gedanklich wieder laufen lernt, versuchen Sie ihm, seine Stimme zurück zu geben …
Low: Wir bitten ihn, sich vorzustellen, Fußball zu spielen. Oder durch die einzelnen Zimmer seiner Wohnung zu laufen. Oder die Hand zur Faust zu ballen. Das alles ergibt typische Denkmuster, Biosignale, wie wir es nennen, die so charakteristisch sind, dass sie sich als nächsten Schritt in Buchstaben oder Wörter übersetzen lassen.
Welt Online: Wie kamen Sie auf die Idee, Menschen in den Kopf zu schauen?
Low: Die ersten Erkenntnisse – von denen jetzt auch Hawkings profitiert – haben wir aus Versuchen mit Zebrafinken. Instituts-Kollegen hatten anhand der Finken-Gehirnströme herausgefunden, dass die Vögel nachts von ihren Liedern träumen. Ich fand das so interessant, dass ich eine Technik entwickelte, die Gehirnmuster der Vögel aufzuzeichnen, ohne ihnen Elektroden einpflanzen zu müssen. Später übertrugen wir das auf Menschen.
Welt Online: Ist Ihr Gehirnscanner die letzte Chance für Hawking, sich künftig mitzuteilen?
Low: Wir stehen auch in Verbindung mit Spezialisten vom Intel-Konzern. Diese Leute wollen auf Hawkings Kopf eine Kamera platzieren, die jede Mikrobewegung seines Kopfes filmt. Aber Stephen und ich sind der Meinung, dass er irgendwann zu schwach sein wird, um diese winzigen Bewegungen noch kontrollieren zu können. Die Kamera könnte eine Kurzzeitlösung sein – unser Gedankenscanner wäre eine Langzeitlösung. Für uns ist daher die Frage, wie flüssig die Konversation mit iBrain sein wird, erst einmal nebensächlich. Entscheidend ist doch, dass er sich überhaupt der Außenwelt mitteilen kann.
Nun trägt Hawking ein schwarzes Stirnband mit einem Gerät von der Größe einer Streichholzschachtel. Das "iBrain" soll dem Physiker wieder zur Sprache verhelfen – mit Hilfe seiner Gedanken. Entwickelt hat iBrain der 33-jährige Neurologe Philip Low an der Stanford-Universität und Chef des Unternehmens Neurovigil. Am kommenden Sonntag werden beide das Gerät, das Gedanken lesen kann, vorführen – auf einem Kongress in Cambridge.
Welt Online: Wenn Ihre Erfindung tatsächlich Gedanken liest – dann kann Stephen Hawking keine Geheimnisse vor Ihnen haben.
Philip Low
© Neurovigil "In seiner Küche haben wir damit begonnen, seine Gehirnströme aufzuzeichnen": Dr. Philip Low ist Neurologe in Stanford
Philip Low: Wie er sich tatsächlich fühlt, das weiß nur er. Wir haben uns manchmal gefragt, ob unsere Experimente ihn ermüden. Er macht immer sehr gut mit, ist ein wunderbarer wissenschaftlicher Partner. Wenn er müde ist, dann lässt er es sich nicht anmerken. Seine Gehirnströme verraten ihn jedenfalls nicht.
Welt Online: Wer hatte die Idee, sich per Scanner in Steven Hawkings Gehirn zu hacken – Sie oder Hawking?
Low: Das Gerät habe ich erfunden – aber dass es Stephen nützlich sein könnte, das ist seine Idee gewesen. Getroffen habe ich Hawking zum ersten Mal, als ich 17 Jahre alt war und noch das College besuchte. Er hielt eine Vorlesung – und wenn mir damals jemand gesagt hätte, dass ich 15 Jahre später seine Gehirnströme analysieren würde, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Persönlich kennengelernt haben wir uns vor zwei Jahren, in einem New Yorker Museum bekam er einen Preis überreicht. Wir haben uns dann über unsere Arbeiten unterhalten. Monate später waren wir zusammen im Kino – und vor einem Jahr hat er mich zum ersten Mal zu sich nach Hause eingeladen.
Welt Online: Und dann?
Low: Er saß in der Küche und fragte, ob ich ihm helfen könne. Ich sagte zum ihm: Stephen, Du bist mein Freund, das würde ich gerne tun. Aber so etwas kostet viel Geld. Meine kleine Firma kann sich das nicht leisten. Aber es könnte klappen, wenn ich nicht nur dir helfe, sondern allen anderen ALS Patienten auf dieser Welt auch. Damit war er einverstanden. Ich fragte: Wann sollen wir anfangen? Er sagte: Jetzt sofort! Also haben wir damit begonnen, seine Gehirnströme aufzuzeichnen. In seiner Küche.
Welt Online: Wie lange hat es gedauert, bis Sie sich in Steven Hawkings Gedankenwelt zurecht gefunden haben?
Low: Im November haben wir ernsthaft begonnen zu arbeiten. Die ersten Wochen verliefen etwas enttäuschend. Doch dann fanden wir dieses Signal in Hawkings Gehirnmuster. Sensationell.
Welt Online: Was haben Sie gefunden?
Low: iBrain scannt das menschliche Gehirn und greift permanent Daten ab – egal ob ein Mensch im Bett liegt, vor dem Fernseher sitzt oder Fußball spielt. Aber es ist nicht so, dass Hawking ein Wort denkt – und dass wir dieses Wort erkennen könnten. Ein solches Signal wäre viel zu schwach. Stattdessen brauchen wir spezielle Muster, die Hawking selber kontrollieren und steuern kann, mit der Kraft seines Willens. Diese Signale soll Hawking benutzen können, um seinen Wangen-Muskel zu ersetzen. Es müssen Signale sein, die nicht Gesamtrauschen untergehen. Also prägnante Bilder und Vorstellungen, stark genug, um sie herausfiltern zu können.
Welt Online: Was könnte Hawking so bewegen, dass es Spuren im Hirnscan hinterlässt? Matheformeln?
Low: Es mag zynisch klingen, aber wir bitten ihn, sich vorzustellen, seine Gliedmaßen zu bewegen. Seit Jahrzehnten hat er seinen kleinen Finger nicht mehr bewegt, geschweige denn einen Arm oder ein Bein. Auf diese Weise gehen wir sicher, dass es garantiert Hawkings Wille ist, der die EEG-Kurve auf den Monitor schreibt – und kein Störsignal seiner Muskulatur.
Welt Online: Während er gedanklich wieder laufen lernt, versuchen Sie ihm, seine Stimme zurück zu geben …
Low: Wir bitten ihn, sich vorzustellen, Fußball zu spielen. Oder durch die einzelnen Zimmer seiner Wohnung zu laufen. Oder die Hand zur Faust zu ballen. Das alles ergibt typische Denkmuster, Biosignale, wie wir es nennen, die so charakteristisch sind, dass sie sich als nächsten Schritt in Buchstaben oder Wörter übersetzen lassen.
Welt Online: Wie kamen Sie auf die Idee, Menschen in den Kopf zu schauen?
Low: Die ersten Erkenntnisse – von denen jetzt auch Hawkings profitiert – haben wir aus Versuchen mit Zebrafinken. Instituts-Kollegen hatten anhand der Finken-Gehirnströme herausgefunden, dass die Vögel nachts von ihren Liedern träumen. Ich fand das so interessant, dass ich eine Technik entwickelte, die Gehirnmuster der Vögel aufzuzeichnen, ohne ihnen Elektroden einpflanzen zu müssen. Später übertrugen wir das auf Menschen.
Welt Online: Ist Ihr Gehirnscanner die letzte Chance für Hawking, sich künftig mitzuteilen?
Low: Wir stehen auch in Verbindung mit Spezialisten vom Intel-Konzern. Diese Leute wollen auf Hawkings Kopf eine Kamera platzieren, die jede Mikrobewegung seines Kopfes filmt. Aber Stephen und ich sind der Meinung, dass er irgendwann zu schwach sein wird, um diese winzigen Bewegungen noch kontrollieren zu können. Die Kamera könnte eine Kurzzeitlösung sein – unser Gedankenscanner wäre eine Langzeitlösung. Für uns ist daher die Frage, wie flüssig die Konversation mit iBrain sein wird, erst einmal nebensächlich. Entscheidend ist doch, dass er sich überhaupt der Außenwelt mitteilen kann.