@Katori Katori schrieb:Jede Kampfkunst zielt darauf ab den Gegner unschädlich zu machen, wobei auch das deeskalative versucht werden kann
Deeskalation ist ja schön und gut
:DAber man sollte sich klarmachen, was man eigentlich von einem System oder Stil erwartet. Will man einfach sportlich fit sein? Will man sich vor allem geistig und philosophisch weiterbilden? Will man Selbstverteidigung?
Den Wert einer KAMPFkunst sollte man nicht zuletzt danach beurteilen, inwieweit sie einen auf den realen
Kampf vorbereitet, jedenfalls dann, wenn man auch unter dem Gesichtspunkt der Selbstverteidigung etwas lernt.
Ich würde das gar nicht so sehr am Stil und System festmachen, wie effektiv etwas zur Selbstverteidigung ist. Sondern es hängt vom Lehrer und von Ausübenden ab.
Wer Judo richtig drauf hat und realistischere Kampfsituationen trainiert hat, der kann sich auch mit Judo richtig gut verteidigen.
Sehr schlecht ist es nur, wenn man lediglich auf der Matte mit einem willigen, vorsichtigen Trainingspartner geübt hat und dann denkt, man sei bereit für Kämpfe und Selbstverteidigung, das können gefährliche Irrtümer sein.
Gibt mehr als einen "Karate-" oder "Judomeister", der auf dem Volksfest schon ordentlich auf die Zwölf bekommen hat
:DDas Problem liegt weniger in den Stilen und Systemen, sondern in der Versportlichung und in der Betonung von "Mr. Niceguy"-Prinzipien.
Die funktionieren aber nur solange, bis sich ein Angreifer einfach nicht mehr dafür interessiert und eben gewalttätig wird.
Dann stehen viele da und finden sich zum ersten Mal überhaupt in einer Selbstverteidigungssituation, bekommen vielleicht das erste Mal überhaupt einen Kinnhaken oder einen ernsthaften Tritt vor die Brust oder gleich ganze Kombinationen an Angriffen, statt den no-contact aus dem Training oder die angedeuteten Attacken.
Wenn ich da an einige Trainingseinheiten bei Kampfkünsten denke, die ich gemacht habe, fällt mir im Nachhinein auch auf, wie unsinnig eigentlich die Art und Weise war, wie wir zur Simulation eines Angriffs schlagen sollten
:DNee, das gefährliche ist die Versportlichung und die Überbetonung von Mr. Niceguy-Prinzipien.
Zahlreiche, ältere Kampfkünste sind übrigens vor Hintergründen entstanden, in denen es ganz real um Kampf und SV ging.
Darum, mit möglichst geringem Schaden Überfälle oder andere Angriffe zu überstehen, unter verschiedenen Bedingungen.
Man erkannte aber zumeist auch, dass es keine gute Idee war, Menschen einfach nur beizubringen, wie man effektiv andere umhaut oder gar tötet, daher fügte man auch meistens ethische und philosophische Elemente hinzu. Selbst bei so offensiven und knallharten Systemen, wie Muay Thai Boran, auch da lernen die Schüler Disziplin, Höflichkeit, Achtung vor anderen Menschen.
Es liegt also nicht an den Systemen, wenn sie für Selbstverteidigung nicht rüsten, sondern an den Lehrern und Ausübenden, daran, dass man paradoxerweise in einer Umgebung und Gesellschaft in der westlichen Welt den körperlichen Kampf und die körperliche Selbstverteidigung lernen will, wo körperliche Auseinandersetzungen abseits des Boxrings absolut verpönt sind.
Nicht umsonst wird ja schon den Kids in der Schule und im Kindergarten eingetrichtert:"Wenn euch jemand ärgert, sagt das einem Erwachsenen/redet mit dem Typ, damit er aufhört. Aber nicht prügeln, das macht man nicht!"
;)