@wulfen wulfen schrieb:Also könnte man einfach ausgedrückt, so habe ich das dem Video entnommen, sagen das unsere ersten "richtigen" also handfesten Vorfahren Seesterne waren?
Nein, aber Seesterne, Seegurken, Seeigel etc, also die Echinoderma sind ein Schwesterstamm zu uns, den Chordata.
Die ersten Metazoa, also mehrzelligen Tiere waren wahrscheinlich einfache Zellbälle, die im Wasser herum schwammen. Einige gingen zu einer benthischen Lebensweise, also dem Leben auf dem Grund von Gewässern, über. Diese wurden zu Tieren, die einfach eine Art Pfannekuchen mit einer oberen (dorsalen) und einer unteren (ventralen) Zellschicht (
Placula-Hypothese), die auf dem Boden rumrutschten, waren. Da die ventrale Zellschicht öfter mit Nahrung in Kontakt kam, als die dorsale, bildete sich in der ventralen Zellschicht Zellen, die auf die Verdauung von Nahrung spezialisiert waren. Mit der Zeit entstand ein Organismus, der
Trichoplax gar nicht unähnlich war.
Wikipedia: Trichoplax adhaerens Einige begangen sich dann einzustülpen und einen Verdauungsraum zu schaffen. Diese Tiere hatten dann Ähnlichkeiten mit Hohltieren (also Quallen und Korallen), Schwämmen und Tunikaten.
Wikipedia: TunikatenDie Larve der Linie, die zu den Tunikaten wurde, entwickelte, nachdem sie sich von der Linie, die zu den Echinoderma wurde abgespalten hatte, einen festen, aber flexiblen Stab aus spezialisierten Zellen im Rücken, die Chorda dorsalis.
Wikipedia: NotochordWie Du an der Tunikatenlarve sehen kannst, ist damit schon die Körpersymetrie aller Chordaten, uns inklusive, gegeben:
Nun kommt etwas sehr spannendes in Spiel, welches man öfters beobachten kann - nämlich Neotonie. Das ist die Beibehaltung von Kinder/Larven-Merkmalen im geschlechtsfähigem Alter. Einige der Tunikatenspezies verließen das Larvenstadium nie, erlangten aber trotzdem die Fortpflanzungsfähigkeit. Es wurden also freischwimmende Tiere.
Ein Beispiel für so einen Tunilkaten ist
Larvacea:
Mit nur wenig Änderungen im Bauplan entwickelten sich dann aus solchen Tieren, die Kieferlosen:
Zu diesen gehören z.B. die heute lebenden Neunaugen.
Wie der Name schon sagt, haben diese Tiere keinen Kiefer. In der Tat haben sie gar keine Knochen. Dafür aber schon Zähne, die heute als Grundlage für die Entwicklung von Knochen gesehen werden.
Als nächster Schritt entwickeln einige Tiere Kieferknochen. Wahrscheinlich aus einer Verschmelzung von Zähnen. Die restlichen Stützfunktionen wurden von Knorpel übernommen. Daraus wurden die Knorpelfische, zu denen die heutigen Haie und Rochen gehörten.
Die Verknöcherung des Skelett führte dann zu den Knochenfischen, zu denen dann die meisten rezenten Fische gehören.
Weiter geht es über Tiere, die Tiktaalik ähnelten zu den Amphibien.
Wikipedia: TiktaalikAus der Entwicklung einer festen Eihülle, die den Tieren das legen der Eier an Land ermöglichte, wurden dann Tiere, die wir heute als Reptilien ansehen würden (
Amniota.
Diese spaltete sich in drei Linien, die Anapsida (Tiere mit keinem Schädelfenster), die Synapsida (Tiere mit einem Schädelfenster) und die Diapsida (Tiere mit zwei Schädelfenstern).
Die einzigen rezenten Anapsida sind wahrscheinlich die Schildkröten, rezente Diapsida sind alle anderen Tiere, die man als Reptilien bezeichnet, und Vögel. Die Synapsida machten einige interessante Entwicklungen durch. Sie Entwickelten ein ineinandergreifendes Gebiss, unter dem Körper stehende Beine (im Gegensatz zu den ursprünglicheren an der Seite des Körper stehenden Beinen), ein Gehör mit Gehörknöchelchen, Fell und schließlich Milchdrüsen. Diese spalteten sich in drei Linien auf, den Kloakentieren, zu denen z.B. das Schnabeltier gehört, den Beuteltieren und den Plazentatieren. Das erste Plazentatier sah einer Spitzmaus ähnlich.
Einige dieser spitzmausähnlichen Tiere begannen sich immer mehr an ein Leben auf den Bäumen anzupassen und daraus wurden dann die ersten Primaten, welche Ähnlichkeiten mit den rezenten Lemuren.
Bei Tieren, die dem schon erwähnten
Darwinius_masillae nahe standen, spalteten sich dann die Linien in Feuchtnasenaffen und Trockennasenaffen. Zu letzteren gehören wir dann.
Das ist jetzt natürlich eine extrem verkürzte tour de force durch mehr als eine halbe Milliarden Jahre Stammesgeschichte, die dem Thema in keinster Weise gerecht wird. Aber ich hoffe, dass ich zu mindestens einen groben Überblick schaffen konnte.
@MareTranquil MareTranquil schrieb:Und so manches, was man in der Schule lernt, ist faktisch einfach falsch. Lehrer fallen eben auch manchmal auf urban legends rein. Die Zunge hat in Wahrheit keine eigenen Abschnitte für Süß, Bitter, etc., mit mehr Vitamin A sieht man auch nicht besser, und ein Flugzeug fliegt nicht in erster Linie wegen seinem Flügelquerschnitt. Letzteres ist so weit verbreitet, dass es auch in Sendungen wie "Wissen vor 8" so gesagt wird, obwohl es nur einen kleinen Teil des Auftriebs ausmacht.
Das mit dem Vitamin A wurde übrigens während des 2. Weltrkiegs gezielt von den Briten als Falschinformation in Umlauf gebracht. Die Nazis wunderten sich, warum ihre Bomber immer so gezielt schon über offener See abgefangen wurden, und die Briten sagten, es läge an dem vielen Vitamin A, dass ihre Piloten einnehmen würden und wodurch sie Flugzeuge auf viel größere Entfernungen sehen könnten. Damit die Nazis nicht auf die Idee kämen, es hätte irgendwas mit diesen merkwürdigen Metalltürmen an der Küste zu tun...
Cracked.com gelesen?
;)