@Scorsese1: Viel wirrer Text, und Reinhold hilft das mit Sicherheit nicht weiter :-D
Aber im Wesentlichen hast du Recht ja. Wenn du dir vornimmst, dir aus der Zukunft Geld vorbei zu bringen, aber es passiert nichts ist wohl zu befürchten, dass das mimt den Zeitreisen zu deinen Lebzeiten nicht mehr hinhaut ;-)
Ich würde das Problem folgendermaßen angehen: (In meinen Ausführungen gilt immer Modell=wissenschaftliche Theorie=Vorstellung, ich benutze die Wörter je nach sprachlicher Eleganz)
Wir haben immer eine gewisse Vorstellung von unserer Umgebung, ihrer Eigenarten und überhaupt wie alles funktioniert. Einige mögen etwas abstrus klingen, andere schimpfen sich Wissenschaft.
Nun ist es so, dass wir mittlerweile eine enorme Diskrepanz herrscht zwischen den eigenen Vorstellungen, die sich unser Gehirn zusammenreimt um die Welt zu verstehen, und den beiden großen "Vorstellungen" oder Modellen der Physik, der Quantenmechanik und der Relativitätstheorie.
Denn während unser eigenes kleines Physikmodell im Kopf uns intuitiv erscheint, bauen die beiden anderen Theorien auf die kühle Logik der Mathematik.
Das ist an und für sich ja nicht verwerflich, denn die Modelle liefern teilweise hervorragende Vorhersagen der Realität, während unsere Intuition sich bei Verschränkung von Photonen etwas schwerer tut ;-).
Aber die große Lücke zwischen Intuition und Physik führt zu großer Verwirrung.
Denn die Frage nach der Plausibilität von Zeitreisen ist von Grund auf eine "intuitive Frage". Das bedeutet, dass sie sich stellt, wenn man die Welt aus den Augen eines Menschen betrachtet.
In dieser Betrachtungsweise treten echte Paradoxa auf, also Probleme die entstehen, weil es zu einem logischen Konflikt kommt; z.B. das Großvaterparadoxon.
An sich wäre dies erst einmal ein Grund an der Theorie zu zweifeln. Denn wenn ich eine Antwort auf eine Frage stelle, mir mein Modell aber nur unlogischen Murks ausgibt, scheint das Modell (zumindest in diesem Bereich) nicht besonders passend zu sein.
Wir ziehen nun aber z.B. die allgemeine Relativitätstheorie zu rate und schauen ob es auch hier zu Paradoxa kommt, oder ob wir vielleicht sogar eine Antwort auf die Frage erhalten. Dazu versuchen wir, die Vorstellung der Zeitreise auf das (mathematische) Konzept der Raumzeit zu übertragen.
Denn in der RT reisen wir nicht mehr durch die Zeit, sondern blicken von oben auf sie herab.
In diesem Modell ist ein Objekt nicht mehr ein Punkt im Raum, der fröhlich herumhüpft, sondern eine Linie, die sich durch die Raumzeit schlängelt. (Die sogenannte Weltlinie)
Was genau das mit der Realität zu tun hat, darüber kann man sich streiten. Ununmstritten ist, dass sich damit z.B. die Bewegung eines Objektes (z.B. eines Planeten) mords genau berechnen lässt.
Wir versuchen nun das Problem des Zeitreisens auf die Relativitätstheorie zu übertragen, und kommen zu dem Ergebnis, dass es prinzipiell möglich ist, zu einem früheren Zeitpunkt zurückzukehren, allerdings nur wenn dann die Weltlinie komplett geschlossen ist. (Und das auch nur unter spekulativen Annahmen, z.B. nicht verschwindender Drehimpuls des Universums, extrem schnell drehende Materie uvm.)
Das bedeutet: Das Objekt befindet sich in einer Endlosschleife. Das ist nicht unbedingt das was wir wollten, denn als Mensch wurde man ja irgendwann mal geboren und hatte somit eine Art "Anfang", man kam nicht einfach aus der Zukunft.
Anders gedacht: ein hypothetischer Mensch in einer Schleife hat garkeinen Großvater den er umbringen könnte. Er existiert einfach in der Raumzeit, hält sich brav an alle physikalischen Gesetze und hat sonst auch keine Chance aus der Schleife aus zu brechen. Denn wir sehen ja die Raumzeit von oben, und die ist von dort aus gesehen statisch, es gibt keine (weitere) Zeit mehr und daher auch keine Veränderung. Wenn man jetzt naiv und stur fragt: "UND WAS WENN DOCH?" (wie es Unwissende gerne machen und Wissenschaftler auf die Palme treiben), dann verlässt man den Bereich, in dem die Theorie nur ein Modell darstellen soll, und dann ist man wieder am philosophieren, über Paralleluniversen und allerlei weiterem Humbug, über den sich zwar prima spekulieren lässt, was aber dann doch nicht in der Lage ist, eine umfassendere Theorie zu ersetzen, die weniger Grenzen hat, als die vorhergehende Theorie. Denn die RT lässt kein "UND WAS WENN DOCH ZU", dann dafür ist sie nicht gemacht. Sie sagt lediglich vorraus, dass Zeitreisen nur als geschlossene Schleifen möglich sind. Und alles Versuche dies zu ändern (z.B. ein Objekt über die Lichtgeschwindigkeit zu heben) scheitern. Und warum? Nicht weil das in der Realität unbedingt so sein muss, sondern einfach nur weil die Theorie konsistent ist, und keine Paradoxa zulässt. Also entweder man begnügt sich damit, oder man sucht nach einer Theorie, die andere Vorhersagen macht. Die sollte dann aber bitte auch in allen anderen Bereichen bessere Vorhersagen als die RT treffen können. (Hab mich jetzt ziemlich auf die RT eingefressen, aber die Grundgedanken gelten natürlich ganz allgemein)
Worauf will ich also hinaus?
Das Problem des Großvaterparadoxons stellt sich uns nur wegen unserer unzureichenden Intuition, respektive wegen der Tatsache, dass wir null Erfahrung mit Raumzeitphänomenen haben. Betrachten wir Zeitreisen mit anderen, bewährteren Modellen (z.B. eben die Relatitivätstheorie) dann sind diese teilweise so verschieden von unseren intuitiven Annahmen, dass sich die Probleme zwar nicht mehr auftreten, aber nur weil man sich grundlegend von gewissen, eigentlich selbstverständlichen Annahmen trennen muss, weil die eigene Wahrnehmung unzureichend ist.
Das ist natürlich nicht zufriedenstellend. :-)
Deswegen mein Fazit:
Man sollte sich nicht so sehr den Kopf zerbrechen über Zeitreisen, denn die ganzen Probleme basieren nur auf unserer unzureichenden Vorstellungskraft (Ich lieg auch nicht weinend im Bett, weil ich mir einen unendlichdimensionalen Hilbertraum nicht vorstellen kann). Präzisere Theorien/"Vorstellungen" sagen vorher, dass die Welt nicht in einem Logikloch verschlungen wird. Das beruhigt mich. Ich will nicht sagen, dass die gebräuchlichen Modelle das Ende der Fahnenstange sind, vielleicht entdecken wir doch einmal so etwas wie eine Zeitreise, dann sind wir sicher auch in der Lage ein gutes Modell zu entwickeln, dass die Phänomene sauber beschreibt.
Aber bis dahin lassen wir die Paradoxa Paradoxa sein und können uns trösten, dass wir schon doch schon so weit gekommen sind, dass wir uns nicht mehr ausschließlich auf unsere Wahrnehmung verlassen können müssen.