Mullich schrieb:Hat das jemand mitbekommen? Bzw. ist das ein bekannter Hoax?
Ich rate zu Textsuche statt Bildersuche. Nicht nur Dir, sondern mehreren hier. Wie kann man sich mit Rapa Nui befassen und nicht wissen, daß die Moai auch Rumpf und Arme besitzen? Schließlich gibt es auf Rapa Nui eben nicht nur die halb verschütteten Moai, sondern auch frei stehende, ebenso umgeworfene, schließlich auch noch zahlreiche unvollendete Statuen am Rano Raraku, dem Vulkan, aus dessen Hangmaterial sie hergestellt wurden. Keine dieser Statuen ist nur als Kopf angefertigt, sondern hat stets auch einen Rumpf. An vielen der Moai ist auch noch der Lendenschurz und der kunstvolle rückwärtige Schurzknoten zu sehen (bei vielen aber auch wegerodiert).
Die Moai stehen nicht einfach in der Landschaft rum, sie sind (bis auf einige Ausnahmen im wie am Rano Raraku) Teil einer Kultanlage, eines rechteckigen planen Areals mit einer steinernen Plattform an der einen Seite. Auf dieser Plattform, dem Ahu, stehen die Moai von Rapa nui.
Solche rechteckigen Kultanlagen gibt es in der gesamten polynesischen Welt, von Hawaii im Norden, der Osterinsel im Osten bis Neuseeland im Südwesten. Diese Zeremonialplätze haben oft jene steinerne Plattform an der einen Seite, gelegentlich auch einen Tempel, und oft finden sich auf dem Gelände bzw. auf der Plattform menschliche Statuen, zuweilen stark stilisiert, bis gänzlich zu schmalen anthropomorphen Säulen (ähnlich wie Totempfahle) reduziert. Immer wieder kehrt ein vergrößerter Kopf sowie angewinkelte Arme mit den Händen vor dem Bauch. Die ältesten Statuen auf Rapa Nui sehen anatomisch noch menschenähnlicher aus, auch ähnlicher zu weiteren eher anatomischen Menschenstatuen verschiedener polynesischer Inseln.
Während das Wort Ahu auch auf einigen Marquesa-Inseln die Plattform, hier aber auch die ganze Kultanlage bezeichnet, so heißen diese Anlagen auf anderen Inseln Polynesiens oft Marae, malae, mala'e, ma'ae oder meae. Ob damit das Wort Moai für die Statuen zusammenhängt, mag fraglich sein. Sicher ist der Zusammenhang mit dem hawaiianischen Mo'i für einen angesehenen, vornehmen, ranghohen Menschen. Auf Rapa Nui dienten manche Moai auch der Bestattung eines Menschen, womöglich ist es ja der Abgebildete. Auf verschiedenen polynesischen Inseln dient die Marae generell der Beerdigung.
Das Phänomen rechteckiger Zeremonialanlagen mit separatem Areal und mit menschlichen Statuen ist also eine gemein polynesische Erscheinung mit einheitlichem Ursprung. Auf vielen Inseln bzw. Inselgruppen bildeten sich nach und nach individuelle Eigenheiten heraus, sei es die Form der Statuen oder die Verwendung der Anlage. Und so sind genauso die Moai von Rapa Nui nur ein normales allgemein polynesisches Phänomen in lokalspezifischer Ausprägung.
Wie die Statuen zu ihren Zielorten transportiert wurden, dazu sollen Einheimische erzählt haben, die Moai seien selbst zu ihren Ahus gegangen. Ein Team von Leuten hat dies experimentalarchäologisch nachzustellen versucht, indem eine große tonnenschwere Moai-Nachbildung senkrecht mithilfe von Seilen und weniger als 20 Mann über einen ebenen Weg transportiert wurde. Das Prinzip ist einfach, und wohl jeder hat es schon einmal angewandt, um etwas, das höher ist als breit und sich weder tragen noch schieben läßt, fortzubewegen. Man kippt das Objekt leicht nach links, dreht es (axial) etwas nach links und stellt es ab. Dann kippt man es nach rechts, dreht es nach rechts und stellt es wieder ab. Und schon ist das Objekt (volle Mülltonne ohne Räder) "zwei Schritte" nach vorne "gelaufen". Macht man dies ohne Zwischenpausen, ist es sehr energiesparend.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten gelang dieses Moai-Experiment. Unter wie seriösen und wie gut dokumentierten Bedigungen das Experiment ablief, um Anspruch auf wissenschaftliche Anerkennung haben zu können, weiß ich nicht. Ebenso weiß ich nicht, wie alt oder wie gesichert die Behauptung der wandernden Moais ist, um überhaupt eine authentische Überlieferung darzustellen. Spannend fand ichs trotzdem.