@Drakon Pyramiden sind sehr simple Gebäude. Sie besitzen die statische Sicherheit eines Sandhaufens, gepaart mit der weitverbreiteten Grundform für Gebäude "rechteckig mit geraden Außenkanten". Interessanterweise haben Kulturen immer "zur selben Zeit" Pyramiden gebaut. Nicht "gleichzeitig", sondern "auf vergleichbarem Entwicklungsstand". Also noch auf steinzeitlichem Niveau (noch keine Eisenwerkzeuge), aber doch schon so weit, daß Gesellschaften gegründet werden und hervorstechende Gebäude (Tempel, Paläste) das Wohnhausmaß überschreiten. Wer protzen will, aber architektonisch noch in den Kinderschuhen steckt, baut Pyramiden.
Auf dem von Dir eingestellten Foto sind dann Triptychon-Anordnungen von Wandöffnungen zu sehen. Drei Tore nebeneinander, das Haupttor in der Mitte. Oder ein Tor, flankiert von zwei Fenstern. Auch das ist eine der simpelsten Anordnungen, die das menschliche Grundbedürfnis nach Symmetrie leicht befriedigen können. Laß ein Kind ein Haus malen. Was kommt? Ein Haus, ein Dach, eine Tür in der Wandmitte, links und rechts ein Fenster. Und oben noch ne Sonne, am Boden ne Blume (oder im Blumenkasten am Fenster). Triptychon-Anordnung ist Kinderkram, da kommt man schon im Kindergarten drauf.
Als drittes sind auf dem Bild sogenannte Kraggewölbe zu sehen. Hast Du als Kind mal mit Legosteinen ein Haus gebaut? Wie hast Du die Decke gebaut? Sicher mit ner Abdeckplatte, oder mit langen Legosteinen. Wenn Du die aber nicht hast, wie könntest Du mit kleinen Steinen ne Decke rüberziehen, ohne daß alles einkracht? Ich jedenfalls habe als Kind die zweireihigen Steine (bei uns im Osten hießen die PeBe, nicht Lego) immer einreihig auf die untere Lage raufgesteckt, sodaß ein Kraggewölbe von ganz alleine entstand. Also wieder Kinderkram und keine Sache, die nur einmal erfunden worden sein kann. Auch die Kraggewölbe finden sich mehr bei den einfachen Kulturen. Man kragte Kuppeln auch später noch, aber seltener. Typisch sind sie eben für frühe Bauepochen.
Mumien sind was besonderes? Schon in den ältesten Gräbern des altsteinzeitlichen Sapiens und Neandertalensis kann man sehen, daß sich die Hinterbliebenen Mühe gegeben haben, den Toten irgendwie zu erhalten. Allein die Grablegung sollte ja verhindern, daß Raubtiere den Leichnam anknabbern. Gelegentlich wurden noch Steine drübergedeckt oder Mammutschulterblätter. Damit der Leichnam erhalten bleibt. Auch findet man in solchen altsteinzeitlichen Gräbern Reste von Ocker. Da wurde dem bleichen Toten eine "gesunde" Hautrötung verpaßt. Alles, um dem Toten sein Aussehen im Leben zu erhalten. Auch Mumifizierung dient dem Erhalt des Leichnams. Wieso sollten die verschiedenen Kulturen da nicht von selbst drauf kommen? Zumal viele Kulturen ganz unterschiedliche Wege der Mumifizierung gegangen sind. Einbalsamieren, Pökeln, Lufttrocknung...
Die Schädeldeformation ist für mich noch das Unerklärlichste. Immerhin aber ist der Kopf eines Menschen für alle Kulturen (soweit wir es erkennen können) das wichtigste Merkmal einer Person / Persönlichkeit, eines "Charakters". Wenn Menschen sich schminken, dann zumeist und vorrangig am Kopf. Die Kopfbehaarung wird frisiert. Wenn Stammes- oder Ranginsignien angebracht werden, dann zumindest auch, oft nur auf dem Kopf (Stammesfedern, Königskrone). Manche Kulturen beerdigten den Kopf eines Verstorbenen separat, gar unter der Schwelle des Wohnhauses. Oder nach Verrotten des Fleisches wurde der Kopf als einziges wieder ausgegraben, mit Ton überzogen (als Fleisch und Haut), Augen durch Muscheln oder Schnecken ersetzt. Und dann nahm man den Kopf mit ins Haus. Es gibt also eine "Kopffixierung", und es gibt auch den Willen zum veränderten Aussehen (siehe Schminken und Frisieren, man denke aber auch an die Völker in China und Afrika, wo die Frauen immer mehr Halsringe tragen, damit die Schultern runtergedrückt werden und der Hals länger wirkt, der Kopf stärker hervorsticht). Daß einige Völker da auch mal auf die Idee der Schädeldeformation kommen, wundert mich gar nicht. Daß es so oft vorkommt, ist schon ein wenig auffällig, das mit dem Hals etwa ist glaub ich weit seltener.
Daß die polytheistischen Religionen auch einen Sonnengott verehren, und daß dieser zu den prominenten Göttern gehört, oft gar der Oberste ist, das finde ich überhaupt nicht überraschend. Wenn es da weltweit Parallelen gibt, auch Parallelen darin, was man für diesen Gott baut, wie man ihn verehrt, dann finde ich das sowas von naheliegend, ohne da auf globale Kulturkontakte zurückzugreifen.
Alles in allem sehe ich an all diesen Sachen nichts, das sich nicht aus sich selbst erklären ließe. Wie gesagt, die Schädeldeformationen weltweit fallen da etwas heraus. Allerdings stammen die aus so unterschiedlichen Epochen und weisen sonst keine parallelen kulturellen Besonderheiten auf, mit denen sie "im Bündel" auftreten, daß auch hier wohl der menschliche Erfindungsgeist zur Erklärung ausreicht.
Pertti