Freie Energie/Perpetuum Mobile

Kurz mal überflogen: Mittels Elektrolyse wird Knallgas hergestellt, das wird verbrannt, um damit Wasserdampf herzustellen, mit dem wird eine Turbine angetrieben, die treibt dann irgendein Fahrzeug an.
Ich würde noch ein paar weitere Umwandlungen einbauen.

@Poipoi
Darauf läuft es hinaus. Das Konzept funktioniert, aber man bekommt das gleiche Ergebnis auch ohne diese ganzen Umwandlungsschritte mit weniger Aufwand und höheren Wirkungsgrad

Du willst doch nicht einfach einen gewöhnlichen Elektromotor benutzen? Das ist doch völlig oldschool. :D

Da hier gerade von einem "patentierten" Perpetuum mobile die Rede war,
neulich bin ich über das hier gestolpert ->

A CASE STUDY OF INOPERABLE INVENTIONS: WHY IS THE USPTO PATENTING PSEUDOSCIENCE?
https://www.google.de/url?sa=t&source=web&rct=j&opi=89978449&url=https://www.researchgate.net/file.PostFileLoader.html%3Fid%3D5819317096b7e434a544fa21%26assetKey%3DAS%253A423770063151104%25401478046064080&ved=2ahUKEwjwtM-nw5-IAxWSRPEDHXAQNXAQFnoECCcQAQ&usg=AOvVaw0LJ_UYLnrT2-Rx_SDeVM2Z

Darin geht es u.a. um ein Patent von Harold E. Puthoff, das jahrelang verweigert wurde, dann aber doch erteilt werden musste. Der Fall wird inzwischen als Lehrbeispiel verwendet für die manchmal schwere Unterscheidung zwischen echter Wissenschaft und Pseudowissenschaft. Puthoff hatte eine Methode zur Signalübertragung vorgestellt, die auf dem Aharonov-Bohm-Effekt beruht. Also tatsächliche Physik, obwohl es den Leuten im Patentamt wie Schwurbelei erschienen ist. Erschwerend kam hinzu, dass Puthoff auch eine entsprechende Karriere aufzuweisen hatte. In den 1970ern leitete er ein von der CIA finanziertes Projekt zur Erforschung paranormaler Fähigkeiten, verarbeitet in dem Film "Männer, die auf Ziegen starren" und näher beschrieben in dem Buch "How the Hippies Saved Physics" von David Kaiser.

In den 1980ern und danach veröffentlichte Puthoff Arbeiten zur Gewinnung von Vakuum-Energie und deren Verwendung als Antrieb für Raumsonden. Hätte ja sein können, dass die NASA sich dafür interessiert und Geld zur weiteren Erforschung spendiert. Stattdessen wird Puthoff aber immer wieder nur von Anhängern der Freien Energie als "wissenschaftliche" Referenz für deren "Inoperable Inventions" zitiert.

realradioactiveman

Puthoff ist wirklich ein sehr interessanter Charakter. Ich beobachte sein Werken seit gut 15 Jahren und kann immer noch nicht zuverlässig einschätzen, ob er gerade schwurbelt oder tatsächlich seriöse Wissenschaft betreibt.

Wikipedia: Harold E. Puthoff

@celsus,
ja, da gibt es einige faszinierende Lebensläufe. Die PSI-Forschung von Harold E. Puthoff hatte in den 1970ern stattgefunden, nachdem Bell und Clauser gerade die Quantenverschränkung nachgewiesen hatten und dadurch für einen winzigen Moment auch eine wissenschaftliche Erklärung für Telepathie, Telekinese und Präkognition möglich schien. Seit den 1980ern liegt der Schwerpunkt von Puthoff bei der Vakuumenergie. Dazu existieren von ihm unzählige Veröffentlichungen, wobei er, soweit ich das feststellen konnte, wissenschaftlich stets auf der sicheren Seite bleibt.

Was von Anhängern der Freien Energie immer wieder zitiert wird, ist das hier von 1993 ->
https://www.researchgate.net/profile/Harold-Puthoff/publication/13328052_Extracting_energy_and_heat_from_the_vacuum/links/0c960530f95c057dc7000000/Extracting-energy-and-heat-from-the-vacuum.pdf

Darin wird ausgesagt, dass sich Energie aus dem Vakuum extrahieren lässt und dass dies nicht gegen den 2. Hauptsatz der Thermodynamik verstößt. So ähnllich wird es jedenfalls bei Turtur und anderen wiedergegeben. Dabei wird allerdings der Kontext weggelassen. Puthoff erklärt nämlich sehr deutlich, dass das nur für irreversible Prozesse gilt. Die Energie lässt sich nur ein einziges Mal entnehmen und ist dann verbraucht.

Ohne es in dem genannten Text genauer auszuführen, bezieht sich Puthoff dabei auf beispielsweise eine theoretisch denkbare Batterie, die auf dem Casimir-Effekt beruht. Bei deren Konstruktion würde eine bestimmte Energiemenge eingespeist, die sich dann nach und nach entnehmen lässt. Da der Vorgang irreversibel ist, kann die Apparatur aus sich selbst heraus nicht wieder in den Ausgangszustand übergehen. Erst wenn durch Energiezufuhr von außen die Batterie wieder aufgeladen wird, könnte ein neuer Zyklus gestartet werden.

In diesem Text von 2019 wird das etwas genauer erklärt ->
https://www.researchgate.net/publication/335432514_On_Extracting_Energy_from_the_Quantum_Vacuum/link/5d65646f92851c619d7afd6b/download?_tp=eyJjb250ZXh0Ijp7ImZpcnN0UGFnZSI6InB1YmxpY2F0aW9uIiwicGFnZSI6InB1YmxpY2F0aW9uIn19

Darin erfährt man auch mehr über die Stochastische Elektro-Dynamik (SED), die von Puthoff propagiert wird. Aber es ist immer ein Disclaimer mit dabei, was alles dagegen spricht und dass weitere Forschung nötig ist. Es scheint immer wieder genügend Sponsoren dafür zu geben.

realradioactiveman

Eine Delegation von "Experten" aus dem Schneider-Umfeld war nach Korea gereist, um dort einen neuen Hoffnungsträger der Freien Energie unter die Lupe zu nehmen, den "AISEG" Generator vonSEMP. Im Vorfeld gab es schon mehrere Ankündigungen zu dieser weltbewegenden Technik.

Stromgenerator mit 1769% Effizienz

Bei GAIA, dem "Geht anders"-Blog und bei den Schneiders gibt es nun einen längeren Bericht zu der Reise. Wenn man das ganze Blabla weglässt, war es unterm Strich mal wieder ein totaler Flop. Immerhin ist man so ehrlich und gibt das zu:

Um es kurz zu sagen, unsere Gruppe hatte eine andere Einschätzung als die Koreaner

Natürlich stirbt die Hoffnung zuletzt, und man wartet jetzt auf ein Demonstrationsgerät mit "Superkondensatoren", die man dem "Energieminister" vorführen könne.

ein Demogerät nach Deutschland zu schicken, um es dem Energieminister und dem Fernsehen vorzustellen

Selbstverständlich wird es dazu nie kommen, weil es sich bei der ganzen Sache mal wieder um hanebüchenen Unsinn handelt.

https://gaia-energy.org/semp-generator-reise-nach-korea/
http://borderlands.de/net_pdf/NET0924S4-14.pdf

Schade,
nichts mit Quanten, sind die out? Das aktuelle Buzzwort lautet bei SEMP also "Artificial Intelligence", hat die berechnet, wo sich am unauffälligsten das Overunity-Kabel verstecken lässt?

Und das andere magische Wort lautet "Bandwagoning", auf Deutsch soviel wie Mitläufer-Effekt. Physikalisch soll das, soweit ich bei dem Geschwurbel durchsteige, bedeuten, dass es ausreicht, wenn man eine Batterie oder einen Kondensator auflädt, weil direkt benachbarte Batterien/Kondensatoren dann ganz von allein mitmachen und sich ohne weitere Energiezufuhr ebenfalls aufladen.

Na klar, so funktioniert es, wenn eine Lokomotive einen Waggon zieht, rollen die anderen Waggons durch den Mitnahme-Effekt ja auch automatisch hinterher. Und Rosch könnte mehrere Auftriebskraftwerke nebeneinander anordnen und dadurch deren Kilowatt pro Stunde dramatisch steigern, weil die Auftriebskraft auf die benachbarten Röhren übertragen wird...

realradioactiveman

Zu der Sache mit dem Wasserauto weiter oben: Der Südkurier lässt den Erfinder zu Wort kommen und auf Leserbriefe antworten.

Was die Wasserstoffmenge angeht, hat Stahmer übersehen, dass durch die Energierückgewinnung aus dem Wasserdampf auch wieder das Wasser zurückgewonnen wird. Es sind also nur die Diffusionsverluste zu ersetzen.

Also doch ein Perpetuum mobile?

https://www.suedkurier.de/region/schwarzwald/donaueschingen/hier-bewunderung-dort-unverstaendnis-reaktionen-auf-klaus-hablitzels-mobilitaetskonzept;art372512,12175309

celsus schrieb:Der Südkurier lässt den Erfinder zu Wort kommen und auf Leserbriefe antworten.

Er möchte also die Oberfläche eines Autos mit Solarzellen bestücken, die den Strom für sein äusserst umständliches Wasserstoff-Dings erzeugen. Es wäre mit absoluter Sicherheit effizienter, diesen Strom direkt in die Batterie des Fahrzeuges zu speisen. Abgesehen davon ist die Stromausbeute auf so einer kleinen Fläche eher gering und trägt nur sehr wenig zur Reichweite bei. Und schon gar nicht, wenn man mit dem Strom dann so einen Unsinn veranstaltet. Dass irgendwer in der Autoindustrie an dem Kram ernsthaft Interesse hat, dürfte eine Wunschvorstellung sein.

Die Beschreibung der Schneiders trägt mehr zur Verwirrung als zur Information bei, AC und DC, alles gut durcheinander, so dass man aus der Beschreibung keinen Sinn mehr entnehmen kann, außer dass man eben kein funktionsfähiges Gerät zu sehen bekam.
Trotz Elektrotechnik-Studium und Berufserfahrung, mir will nicht in den Kopf rein, was da in Korea Tolles zu sehen war? Als Energiespeicher kamen Lithium-Ionen-Batterien zum Einsatz. Ja und? Was daran ist ungewöhnlich? Mit "Overunity" hat das allerdings mal gar nichts zu tun, das ist bekannte Technik. Und dann sollen später einmal "Superkondensatoren" zum Einsatz kommen? Also bis zum Kondensator reicht die Ausbildung noch, auch wie man die messtechnisch klassifiziert, wie man z. Bsp. deren Verlustwinkel bestimmt oder deren Ersatzschaltung, alles geübte Praxis, nur bitte, was ist ein "Superkondensator". Gesehen hat dieses geheimnisvolle Bauteil offenbar auch noch niemand und zur Vorführung war keiner verfügbar. Aber immerhin, welcher Trost, "später" sollen die zum Einsatz kommen...
Die tollen Anzeigen eines Datenloggers lassen sich von einem Besucher nur schwer auf Plausibiltät prüfen. Kleiner Hinweis, solche Geräte müssen für die jeweilige Messaufgabe konfiguriert werden und wenn die jeweilige Beschaltung nicht mit der Konfiguration übereinstimmt erhält man die "tollsten" Anzeigewerte im Display. Ein Schelm, wer jetzt Böses denkt.
Ein kleines gehässiges Teufelchen in meinem Nacken spöttelt: Schlangenölverkäufer zu Besuch bei Schlangenölverkäufern.

Ja, sowas gab es schon vor Jahren, damals noch in Röhrengeräten. Das ist in der Messtechnik alles bekannter Kram, damit habe ich mich in den Siebzigern schon rumgeschlagen. Inzwischen hat sich diese Speichertechnik natürlich deutlich weiter entwickelt, aber auch da holt man wie bei einer Li-Batterie nie mehr raus, als man reingesteckt hat. Ich habe den Schwurbeltext so verstanden, dass es eine ganz neue Art von Bauteilen (vermutlich für Wechselstrom) geben müsse, da auffällige hohe Blindstromwerte bei der "Eingangsenergie" angezeigt wurden, die sich dann auf wundersame Weise in Wirkleistung verwandelt.
Die gezeigten Bilder scheinen eine Sammlung von Induktivitäten zu zeigen. Was immer man damit erreichen will, mehr als Blindleistung wird es nicht werden. Wenn man dann aber einen AC-Leistungsanalysator "passend" konfiguriert, dann wird zumindest im Display daraus plötzlich "Wirkleistung". (Merksatz: Wer misst, misst Mist)
Zumindest an der Stelle, wo ein "Wunderbauteil" angekündigt wird, welches aber leider aktuell nicht lieferbar ist kann man den Besuch eigentlich abbrechen. Da spätestens sollte doch der Groschen gefallen sein, dass man hier nur vera****t werden soll.

califix schrieb:Da spätestens sollte doch der Groschen gefallen sein, dass man hier nur vera****t werden soll.

Auf "spätestens" braucht man nicht warten. Bei Gaia sollte man doch mittlerweile wissen das sie die Auserwählten der Scammer sind. Die melden sich doch nicht umsonst ausgerechnet bei den Weltenrettern von Gaia, anstatt ihre tollen Erfindungen gegen gutes Geld an richtige Investoren zu verscherbeln. Mal sehen was nach den Schneiders folgt, die sind ja nicht unsterblich. Aber ich denke da wird sich sicher jemand finden der seinen Tagesjob schmeißt und den Laden übernimmt. Alles eine Frage des Marketings und da gilt eben je dreister umso besser.

Ich kann mir vorstellen, dass unsere Helden von Gaia schon erste Sondierungen unternommen haben, ob und zu welchen Konditionen sie da einsteigen können. Vor einigen Jahren vermied man jeglichen Hinweis auf den Mitbewerber, inzwischen arbeitet man immer öfter zusammen. Und wie immun die Gaier gegenüber der Realität sind, dazu muss in diesem Faden bestimmt nichts mehr geschrieben werden.
Der Besuchsbericht aus Korea kommt mir ebenso skuril vor, wie die Märchen über die "Notabschaltung" des AuKW bei einem Stromausfall in den "Heiligen Hallen von Spich".

Mir ist grad ein Russischer FE-Scam zugeflogen.
Sieht aber eher aus wie eine chemische Bombe die auch ein paar Volt auf dem Messgerät generiert. Für Gaia sicher ziemlich interessant. Die haben sich anscheinend darauf spezialisiert Afrikaner zu bescheißen. Firmensitz wohl angeblich in Dubai oder UAE allgemein, also definitiv unseriös.
Electroatom

Gibt auch ein irres wirres Video dazu

Electroatom-free energy : Victor TiunoV fait la démonstre le mini prototype de la centrale à poudre.

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@califix,
der Schlüssel zur Einordnung des Geschwurbels liegt im Verweis der Schneiders auf entsprechende Geräte von Stepanov und Holcomb ->
https://www.psiram.com/de/index.php?title=Steho_Energy_AG&mobileaction=toggle_view_desktop

Zu Holcomb gab es hier ein paar Seiten vorher eine Diskussion. Dessen geniale Innovation besteht darin, dass er die Effizienz von Transformatoren durch Verwendung eines Kerns aus Eisenblechen steigert, im Vergleich zu einem Kern aus Plastik. Diese Banalität wird auf diese weise zur Overunity umgedeutet: Auf der Primärseite kommt gepulster Strom rein, dadurch wird die Magnetisierung kurz angestoßen, der Rest magnetisiert sich in den Blechen von allein, deshalb kann auf der Sekundärseite mehr Energie herausgeholt werden, als vorne hineingesteckt wurde.

Beim Reisebericht der Schneiders liest sich das so:

"Wir haben dann bei korrekter Funktion eine gepulste Erregung (Magnetisierung mit einem wählbaren Tastverhältnis) der wärmevorbehandelten Bleche zwischen den Spulen, die jeweils in der Demagnetisierungsphase ein Mehr an Energie zurückliefern bzw. in den Sekundärspulen am Ausgang eine induzierte Leistung abgeben."

Im Gegensatz zu den Schneiders dürfen wir mit einiger Gewissheit annehmen, dass die Overunity in Form von Blindleistung aus dem Stromnetz entnommen wird. Das erspart das zusätzliche Kabel.

realradioactiveman

Ok, etwas magnetisiert sich von alleine... :D. Hat jemand meine Kneifzange gesehen, damit ich mir die Hose zuknöpfen kann?
Blindleistung wird ja öfters für einen Scam genutzt. Geläufig waren mir da in der Vergangenheit die "Energiespargeräte", deren Innenleben aus einem schlichten Kondensator bestand. Der "Beweis" ihrer Wirksamkeit wurde erbracht indem man einen Verbraucher mit induktivem Blindstrom einmal mit und einmal ohne das parallel geschaltete Wundergerät betrieb. Und welches Wunder, dabei ging dann doch tatsächlich der gemessene Strom runter. Dass sich aber die Wirkleistung, und nur die zahlt man ja beim Versorger, nicht geändert hat, das lässt man unter den Tisch fallen. Aber klar, der Schwindel lässt sich auch andersrum betreiben, da misst man eingangsseitig die Wirkleistung und am Ausgang dann die Scheinleistung und tataah, man hat doch tatsächlich "Energie" aus dem Nichts entstehen lassen.
Bei den Schneiders staune ich immer wieder, mit welcher Sorgfalt die physikalische Unmöglichkeiten übergehen und durch Sprechblasen verdecken.

califix schrieb:Bei den Schneiders staune ich immer wieder, mit welcher Sorgfalt die physikalische Unmöglichkeiten übergehen und durch Sprechblasen verdecken.

Adolf ist nicht doof, der weiß ganz genau, was gespielt wird. Er muss aber natürlich den Laden am Laufen halten. Ohne die Hoffnung auf Freie Energie keine Kongresse etc., ohne die keine Einnahmen.

@FatBaron

Die Seite ist ja wieder mal der Knaller, eine Pulverkraftwerk, mal was neues und was da wieder für ein Mist zu lesen ist, neue Physik, natürlich, muss ja so sein. Eventuell mag Trump ja investieren und Musk, damit der Spinner pleite geht.