@naasnaas schrieb:wie definierst du Aufmerksamkeit?
Als Aufmerksamkeit ist die stets aktiv vorhandene, qualitativ höchstmögliche geistige Fähigkeit zu verstehen, die es gibt.
Es gibt deswegen keine sonst wie gearteten höherwertigen Fähigkeiten, ob als Wahrnehmung, Kognition oder sonstige geistigen Prozesse verstanden, weil all diese grundsätzlich Aufmerksamkeit bedürfen, um deren Vorhandensein überhaupt bemerken zu können und sie dann, verstanden als von der Aufmerksamkeit geführt, ausüben zu können. Anders gesagt: Eine Sinneswahrnehmung erfahren zu können, eine kognitive Fähigkeit wie sich erinnern, sich etwas vorzustellen oder jeglicher andere geistige Prozess, ist ohne Aufmerksamkeit nicht möglich.
Aufmerksamkeit ist daher nicht als eine eigene Variante der kognitiven Fähigkeit zu verstehen, sondern sie verleiht allen kognitiven Fähigkeiten ihr Vorhandensein und ihre eigenen Qualitäten. Damit ist sie eine primäre und singuläre Fähigkeit, die weder der Wahrnehmung noch den kognitiven Fähigkeiten zugeordnet werden kann.
Auch ist Aufmerksamkeit nicht zu verstehen als Bewusstwerdung oder Bewusstheit oder Bewusstsein, weil jeder Bewusstwerdungsakt einer von Aufmerksamkeit geführten Aktion bedarf, damit es zu einer Bewusstwerdung kommen kann. Aufmerksamkeit ist daher als a priori zu jedem Bewusstwerdungsakt zu verstehen. Denn auch wenn es zu keiner Bewusstseinswerdung kommt, muss Aufmerksamkeit vorhanden sein, damit es zu Bewusstwerdungsakten kommen kann.
Aufmerksamkeit selbst unterliegt grundsätzlich keinerlei Beschränkungen. Der Eindruck einer möglichen Beschränkung resultiert vielmehr aus dem Ausüben von Aufmerksamkeit in einer bestimmten Intensität und Qualität.
Aufmerksamkeit ist nichts, was erreicht oder erlangt werden kann, weil alles, was erreicht oder erlangt werden kann, entweder bereits vorhanden sein muss, um erlangt werden zu können, oder weil es sich vielmehr um ein Ergebnis des Ausübens von Aufmerksamkeit in einer bestimmten Intensität und Qualität handeln muss, welches dann als erlangt bezeichnet werden kann.
Daher ist es nicht möglich, dass Aufmerksamkeit an einem beliebigen Zeitpunkt nicht vorhanden sein könnte. Der Eindruck, Aufmerksamkeit ist nicht vorhanden, wie beispielsweise beim Schlaf oder einer sogenannten Bewusstlosigkeit, ist ebenfalls das Ergebnis einer bestimmten (reduzierten) Intensität und Qualität von Aufmerksamkeit. Ein Nicht-Vorhandensein von Aufmerksamkeit ist deswegen nicht möglich, weil auch ein solches Aufmerksamkeit bedarf, um bezeugen zu können, das keine Aufmerksamkeit ausgeübt wird. Aufmerksamkeit muss daher verstanden werden als eine immer vorhandene Anwesenheit.
In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass es Bewusstlosigkeit deswegen nicht gibt, weil sie nicht erfahrbar ist. Es ist weder möglich, eine Bewusstlosigkeit bei sich selbst bemerken zu können, noch bei jemand anderem. Bewusstlosigkeit wird allein aus einem vorübergehenden Verlust des Kommunikationsvermögens geschlussfolgert. Tatsächlich kann der Betroffene bei vollem Bewusstsein sein, er ist lediglich aus bestimmten Gründen nicht fähig, in gewohnter Weise zu kommunizieren.
Aufmerksamkeit sollte daher verstanden werden als ein fundamental zugrunde liegendes Kommunikationsverlangen.