Restaurantphysik
14.02.2008 um 03:14das Thema gab es in diesem Forum schon mal
Wachsende Tonfrequenz nach dem Umrühren
die Frage dort kam ursprünglich von mir, da sie mich schon seit etwa 20 Jahren beschäftigt
hier hatte ich es auch aufgenommen, falls es jemand nicht kennt
https://www.youtube.com/watch?v=KMoMGoKYkEc
und hier noch mal zum Runterladen
http://www.atomcode.de/tmp/videos/Technik/cappuccino.avi (6.7MB)
- in diesem Fall ist kein Zucker dazu gekommen
- die Frequenzmodulation tritt unmittelbar mit dem Rühren auf und lässt nach dem Rühren wieder nach
- der Effekt ist beliebig reproduzierbar
- der TE schrieb "Während des Umrührens ändert sich die Tonhöhe der Geräusche die der Löffel verursacht. Es *fängt bei einer niedrigen Frequenz an* und *steigert sich dann* bis zu einem gewissen Punkt, welcher dann gleich bleibt.
hier ist es genau umgekehrt; den in diesem Thread beschriebenen Effekt kann ich zwar reproduzieren, fällt allerdings sehr schwach aus im Gegensatz zum eigentlichen Cappuccino-Effekt
- viele Erklärungen sind nur sehr ungenau und so ohne Weiteres kaum auf den vorliegenden "Versuchsaufbau" übertragbar; die meisten widersprechen sich
Das ist auch dann nicht anders, wenn man das ganze Internet danach absucht.
So gab es die Frage bereits 2004 auch beim WDR Kopfball.
Was dabei als "Antwort" in der Sendung gegeben wurde, ist eher ein Armutszeugnis für die an sich interessante Sendung.
Dem Herrn Baumann wird dort zur Antwort gegeben, dass es daran liege, dass beim Rühren Luftbläschen in der Flüssigkeit entstehen und der Schall in der Luft langsamer ist als in der Flüssigkeit, wodurch die Frequenz sinkt.
Anstatt zu fragen, warum dann der Ton in einer leeren Tasse, also quasi in einer komplett mit Luft gefüllten Tasse dennoch genau so hoch ist wie in einer Tasse mit nicht gerührter Flüssigkeit, lässt er sich mit dieser Antwort abspeisen und setzt sich wieder brav ins Publikum. Immerhin hat er eine Funkuhr bekommen.http://www.kopfball.de/pp_vg.phtml?vgsec=vg&vgr=exp&vgrid=354&vglrid=354
Auf der entsprechenden Archivseite http://www.kopfball.de/arcexp.phtml?&selExperiment=354&dr=datum wird es ähnlich aber etwas detaillierter erklärt. Hier wird auf die Kompressibilität des Mediums eingegangen, welche lediglich eine Erklärung für die unterschiedliche Schallgeschwindigkeit ist.
Nur die bereits erwähnte Frage, warum der Ton in der reinen Luft dann nicht genau so niedrig ist, bleibt unbeantwortet. Wenn es heißt, dass der Schall in den Luftbläschen langsamer ist, warum ist er dann insgesamt langsamer als in der Luft, wenn es keine Flüssigkeit gibt? Und wenn der Ton in der ungerührten Flüssigkeit schneller ist, warum ist er dann nicht schneller als in der leeren Tasse?
Ein deutliches Indiz dafür, dass man sich auch dort nicht absolut sicher ist und für die Experten diese Antwort nicht wirklich ausreicht, zeigt die Tatsache, dass auf der gleichen Seite ganz unten eine weitere völlig andere Theorie aufgeführt wird.
Es sieht also so aus, als wenn es sich hier doch um ein etwas mystisches KnoffHoff handelt, sofern niemand dieses Phänomen komplett und physikalisch schlüssig erklären kann.
Meine persönliche Theorie ist, dass es am Zusammenspiel von Kompressibilität und Massenträgheit des Mediums liegt.
Bei geringerer Kompressibilität wird der Schall schneller, wobei die Wellenlängen-Modulation von der Massenträgheit abhängt: Die Frequenz steigt. Bei höherer Massenträgheit wird die Wellenlänge größer, wobei die Schallgeschwindigkeits-Änderung von der Kompressibilität abhängt: Die Frequenz sinkt.
Im Wasser ist die Schallgeschwindigkeit 4 mal so hoch wie in der Luft, heißt es. Hat schon mal jemand eine bekannte Tonquelle, bspw. den Ruf eines Tauchers unter Wasser, gehört? Und war es eine Mickymouse-Stimme? Die Schallgeschwindigkeit ist eben nicht allein verantwortlich für die resultierende Frequenz.
Luft: kompressibel (tiefer) und nicht träge (höher) => leere Tasse; normaler Ton.
Flüssigkeit ohne Luft: wenig kompressibel (höher) und träge (tiefer) => ungerührter Cappuccino; normaler oder auch etwas höherer Ton.
Flüssigkeit mit Luft: kompressibel (tiefer) und träge (tiefer) => gerührter Cappuccino; tieferer Ton.
Mit einem schweren Gas wie Schwefelhexafluorid anstatt Luft als Medium kann man die Frequenzmodulation ebenfalls sehr gut nachvollziehen.
Und dennoch ist auch dies erst mal nur eine Theorie. Man müsste eine Computersimulation auf grober Molekularbasis schreiben, um die Zusammenhänge vollständig nachvollziehen zu können. (gk)
Gruß an alle Cappuccino-Trinker und sonstigen Interessierten
Wachsende Tonfrequenz nach dem Umrühren
die Frage dort kam ursprünglich von mir, da sie mich schon seit etwa 20 Jahren beschäftigt
hier hatte ich es auch aufgenommen, falls es jemand nicht kennt
und hier noch mal zum Runterladen
- in diesem Fall ist kein Zucker dazu gekommen
- die Frequenzmodulation tritt unmittelbar mit dem Rühren auf und lässt nach dem Rühren wieder nach
- der Effekt ist beliebig reproduzierbar
- der TE schrieb "Während des Umrührens ändert sich die Tonhöhe der Geräusche die der Löffel verursacht. Es *fängt bei einer niedrigen Frequenz an* und *steigert sich dann* bis zu einem gewissen Punkt, welcher dann gleich bleibt.
hier ist es genau umgekehrt; den in diesem Thread beschriebenen Effekt kann ich zwar reproduzieren, fällt allerdings sehr schwach aus im Gegensatz zum eigentlichen Cappuccino-Effekt
- viele Erklärungen sind nur sehr ungenau und so ohne Weiteres kaum auf den vorliegenden "Versuchsaufbau" übertragbar; die meisten widersprechen sich
Das ist auch dann nicht anders, wenn man das ganze Internet danach absucht.
So gab es die Frage bereits 2004 auch beim WDR Kopfball.
Was dabei als "Antwort" in der Sendung gegeben wurde, ist eher ein Armutszeugnis für die an sich interessante Sendung.
Dem Herrn Baumann wird dort zur Antwort gegeben, dass es daran liege, dass beim Rühren Luftbläschen in der Flüssigkeit entstehen und der Schall in der Luft langsamer ist als in der Flüssigkeit, wodurch die Frequenz sinkt.
Anstatt zu fragen, warum dann der Ton in einer leeren Tasse, also quasi in einer komplett mit Luft gefüllten Tasse dennoch genau so hoch ist wie in einer Tasse mit nicht gerührter Flüssigkeit, lässt er sich mit dieser Antwort abspeisen und setzt sich wieder brav ins Publikum. Immerhin hat er eine Funkuhr bekommen.
Auf der entsprechenden Archivseite http://www.kopfball.de/arcexp.phtml?&selExperiment=354&dr=datum wird es ähnlich aber etwas detaillierter erklärt. Hier wird auf die Kompressibilität des Mediums eingegangen, welche lediglich eine Erklärung für die unterschiedliche Schallgeschwindigkeit ist.
Nur die bereits erwähnte Frage, warum der Ton in der reinen Luft dann nicht genau so niedrig ist, bleibt unbeantwortet. Wenn es heißt, dass der Schall in den Luftbläschen langsamer ist, warum ist er dann insgesamt langsamer als in der Luft, wenn es keine Flüssigkeit gibt? Und wenn der Ton in der ungerührten Flüssigkeit schneller ist, warum ist er dann nicht schneller als in der leeren Tasse?
Ein deutliches Indiz dafür, dass man sich auch dort nicht absolut sicher ist und für die Experten diese Antwort nicht wirklich ausreicht, zeigt die Tatsache, dass auf der gleichen Seite ganz unten eine weitere völlig andere Theorie aufgeführt wird.
Es sieht also so aus, als wenn es sich hier doch um ein etwas mystisches KnoffHoff handelt, sofern niemand dieses Phänomen komplett und physikalisch schlüssig erklären kann.
Meine persönliche Theorie ist, dass es am Zusammenspiel von Kompressibilität und Massenträgheit des Mediums liegt.
Bei geringerer Kompressibilität wird der Schall schneller, wobei die Wellenlängen-Modulation von der Massenträgheit abhängt: Die Frequenz steigt. Bei höherer Massenträgheit wird die Wellenlänge größer, wobei die Schallgeschwindigkeits-Änderung von der Kompressibilität abhängt: Die Frequenz sinkt.
Im Wasser ist die Schallgeschwindigkeit 4 mal so hoch wie in der Luft, heißt es. Hat schon mal jemand eine bekannte Tonquelle, bspw. den Ruf eines Tauchers unter Wasser, gehört? Und war es eine Mickymouse-Stimme? Die Schallgeschwindigkeit ist eben nicht allein verantwortlich für die resultierende Frequenz.
Luft: kompressibel (tiefer) und nicht träge (höher) => leere Tasse; normaler Ton.
Flüssigkeit ohne Luft: wenig kompressibel (höher) und träge (tiefer) => ungerührter Cappuccino; normaler oder auch etwas höherer Ton.
Flüssigkeit mit Luft: kompressibel (tiefer) und träge (tiefer) => gerührter Cappuccino; tieferer Ton.
Mit einem schweren Gas wie Schwefelhexafluorid anstatt Luft als Medium kann man die Frequenzmodulation ebenfalls sehr gut nachvollziehen.
Und dennoch ist auch dies erst mal nur eine Theorie. Man müsste eine Computersimulation auf grober Molekularbasis schreiben, um die Zusammenhänge vollständig nachvollziehen zu können. (gk)
Gruß an alle Cappuccino-Trinker und sonstigen Interessierten