@BelleEnfantecht, ich bin kein Arzt? Aber auf meinen Visitenkarten steht Dr. med. (...) Facharzt für Histologische Pathologie, muss ich die jetzt alle wegschmeissen? Ich bin Histologe, kein Historiker aber das verwechseln hier einige. Der Histologe ist ein Pathologe mit dem Schwerpunkt auf der Untersuchung menschlichen Gewebes. Ich bin also im Zweifelsfalle der Tropf der Shinys Feigwarzen feingeweblich untersuchen darf.
@homöopathen(liebevoll Homies genannt)
Das anekdotische Einzelfallberichte keine wissenschaftliche Relevanz besitzen, scheint niemanden von euch zu stören, daher werdet ihr jetzt mal einen Einzelfall aus meiner beruflichen Praxis zu lesen bekommen.
Eine junge Dame kam zu uns ins Krankenhaus und klagte über wiederkehrende Übelkeit, Bauchschmerzen im rechten Unterbauch, Durchfall, Fieber und chronische Müdigkeit. Ihr "Hausarzt" bzw. Haushomöopath behandelte sie seit geraumer Zeit mit allerlei Globuli gegen Magen-Darm Grippe, diversen Lebensmittelunverträglichkeiten und Motivationsprobleme. Eines Tages waren die Schmerzen so unerträglich, dass sie tatsächlich die bösen Schulmediziner aufsuchte. Der behandelnde Arzt, ein ausgewiesener Experte für Darmerkrankungen vermutete die Crohn'sche Krankheit. Es folgten MRT, Abdomensonographie (Ultraschall) und zum differantialdiagnostischen Auschluss einer Colitis oder Yersiniose, eine Endoskopie mit Gewebeentnahme und anschliessender histologischer Untersuchung(mein Auftritt auf der Party).
Es zeigten sich die klassischen Symptome eines akuten Crohn-Schubs: erhöhte Entzündungsparameter, Ulzerationen im terminalen Illeum(unterer Dünndarm) und der typischen "Pflasterstein"form, Fissure und Fisteln mit entzündeten Abzessen. Auch entdeckte man Stenosen (Gefäßverengungen) die auf einen fortgeschrittenen Krankheitsverlauf hindeuteten, Granulome und eine Häufung von Histiozyten Lymphozyten und Granulozyten in der Biopsie.
Es bestand die Gefahr eines mechanischen Ileus(Darmverschluss). Der behandelne Arzt riet ihr zu einer sofortigen Darmresektion, also der Entfernung eines Teiles des Dünndarms, da ein Ileus lebensbedrohlich ist, zusätzlich empfahl ich eine Therapie mit Kortison, Cyclosporin, Metronidazol und Mesalazin, im ersten Jahr nach der Operation sollte eine Behandlung mit Immunsupressiva erfolgen.
Die Patientin lehnte eine Operation und die "Hammermedis" natürlich ab und wollte sich mit ihrem Homöopathen besprechen. Sie ging zu einem weiteren Homöopathen der sie dann mit homöopathischen Mitteln behandelte und eine OP nicht für notwendig hielt. Schon am nächsten Abend kam sie wieder zu uns, allerdings mit Blaulicht im Notarztwagen. Der Dünndarm war an mehreren Stellen perforiert und man versuchte in einer Not-OP den befallenen Teil zu entfernen. Die Patientin erlitt einen septischen Schock, es waren bereits Teile des Darminhaltes in das umliegende Gewebe eingedrungen, eine echt eklige Sache. Leider kam alle Hilfe schon zu spät:
Exitus.
Doch jetzt kommt der Knaller: der Homöopath besaß die unglaubliche Dreistigkeit den Eltern der jungen Frau dringend zu raten, den behandelnden Arzt auf Schadensersatz zu verklagen, denn laut seiner "Analyse" wäre eine schulmedizinische Behandlung nciht notwendig gewesen und erst diese hätte ihre Tochter umgebracht. Die Eltern haben ihre Tochter, den Prozess und dadurch auch viel Geld verloren aber der gute Ruf des Homöopath hatte seinen Ruf wieder rehabilitiert.
Diese Patientin könnte noch Leben, denn Crohn ist behandelbar, wenn auch noch nicht heilbar. Patienten leben oft ein Leben lang mit dieser Krankheit ohne eine signifikante Verringerung der Lebenserwartung. Bei rechtzeitgem Therapiebeginn bekommt man die akuten Schübe in den Griff und der Patient ist ein großteil der Zeit beschwerdefrei. OPs sind auch nicht in jedem Fall notwendig und nur selten kommt die Ultima Ratio einer Darmresektion zum Einsatz. Mit einer Psychotherapie können die seelischen Belastungen abgefedert werden,laufende Forschungen bringen immer neue und verbesserte Therapiemöglichkeiten hervor.
Die Homöopathie hat diese Patientin gekillt.