und mal wieder zum pösen CO2 und der Lächerlichkeit von technische CO2Reduktionsmaßnahmen. Alles Blödsinn, pflanzt Bäume, das einzige was Sinnmacht:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,482818,00.htmlWälder werden als CO2-Fresser schwächer
Von Christian Stöcker
Fußballfeldweisewird täglich tropischer Regenwald verbrannt. Das setzt so viel CO2 frei, wie Millionenvon Langstreckenflügen. Forscher appellieren: Nur wer den Wald rettet, kann das Klimaretten. Und nun fängt die grüne Lunge an, ihre Reinigungsfunktion zuverlieren.
Der Regenwald ist fast zur Lachnummer geworden: "Rettet den Regenwald!"ist ein Satz, den Sketch-Schreiber klischeehaft Ökobewegten auf deren imaginäreStrickpullis schreiben. Wenigstens in der öffentlichen Debatte in den reichenIndustriestaaten fehlt der Sorge um die grünen Lungen des Planeten jener ernste Eifer,den es in den neunziger Jahren einmal gab: Von Stings Rainforest Foundation (1989) zuGünther Jauch und seinem Brauereiwerbespot (2003) - spätestens als man beim Bierkauf denUrwald quadratmeterweise beschützen konnte, wurde das Thema von kaum noch jemandem ernstgenommen. Für einige Zeit jedenfalls.
Entwaldung: Löcher in der grünenLunge
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Die Debatte hat sich verlagert, von der Abholzung hin zu erneuerbarenEnergien, zu sparsameren Autos oder dem ökologisch korrekten Verzicht aufLangstreckenflüge. Doch gerade in der Klimadebatte zeigt sich: Der Regenwald ist für dasWeltklima heute wichtiger denn je - viele Wissenschaftler sind sogar überzeugt, dassWaldschutz die einfachste und realistischste Klimaschutzmaßnahme ist.
Das Ausmaßder schleichenden Katastrophe lässt sich mit Zahlen verdeutlichen: zum Beispiel der, dassIndonesien zwischen 1990 und 2006 ein Viertel seiner gesamten Waldfläche verloren hat.Das Land hat bei der Entwaldung im Vergleich zu den Staaten Südamerikas gewaltigaufgeholt - zwischen 2000 und 2005 wurde dort schneller abgeholzt als sonst irgendwo aufdem Planeten. Das Äquivalent von 300 Fußballfeldern voll Wald verschwindet lautGreenpeace stündlich auf Nimmerwiedersehen. Die anderen großen Waldvernichter auf demPlaneten sind Brasilien und mehrere zentralafrikanische Staaten.
Als flögentäglich Millionen von London nach New York
Global gesehen sind so in den neunzigerJahren 1,5 Milliarden Tonnen Kohlenstoff per annum in die Luft entwichen - ausWaldstücken, die in Südamerika, Indonesien und Zentralafrika abgeholzt, meistbrandgerodet wurden. Jahr für Jahr anderthalb Milliarden Tonnen, das seien etwa 20Prozent der vom Menschen verursachten Treibhausgas-Emissionen, rekapitulierte eineinternationale Forschergruppe vergangene Woche im Wissenschaftsmagazin"Science".
Man kann die Zahl auch noch drastischer formulieren: Jeden Tagverursacht die globale Entwaldung soviel CO2-Emissionen, als würden Millionen Menschen inDüsenflugzeugen von London nach New York reisen - je nachdem, welche Zahlen manzugrundelegt. Tatsächlich starten in Heathrow täglich weit unter 200.000 Passagiere.Andrew Mitchell vom Global Canopy Programme (Canopy heißt Blätterdach), vermutet sogar,dass die 1,5 Milliarden Tonnen Kohlenstoff pro Jahr, von denen in "Science" die Rede ist,eine "eher konservative Schätzung" sind. Oft würde gleich zweifach CO2 freigesetzt, wenndie Wälder brennen, so Mitchell im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE: weil torfhaltige Bödendabei gleich noch zusätzlichen Kohlenstoff in die Luft entlassen. Torfböden geltengenerell als unterschätztes Klimarisiko (mehr...).
Die Klimaforscher um RaymondGulisson von der University of British Columbia in Kanada formulierten es in "Science"positiv: "Emissions-Reduktionen durch reduzierte Entwaldung könnten zu denkostengünstigsten Möglichkeiten zur Abschwächung des Klimawandels gehören." Mit anderenWorten: Sollte es die Menschheit schaffen, die mit zerstörerischen Riesenschrittenvoranschreitende Entwaldung des Planeten aufzuhalten, könnte dies das Weltklima vor demKollaps retten.
Toten Kohlenstoff sparen oder lebenden retten?
"Wenn wir esschaffen, bis 2050 die Entwaldung um fünfzig Prozent abzubremsen, würde das dieFreisetzung von fünfzig Milliarden Tonnen Kohlendioxid in der Atmosphäre einsparen",sagte Pep Canadell vom Global Carbon Project. Andrew Mitchell, Chef des Global CanopyProgramme, wird noch deutlicher: Man konzentriere sich auf die Emissionen reicher Länderund auf technologische Lösungen. "Wir müssen den Armen dieser Welt Anreize bieten, mitdem Abbrennen der Wälder aufzuhören",sagt Mitchell. "Wir zäumen das Pferd von hintenauf."
Nur habe er den Eindruck dass die Regierungen der Welt bislang nicht bereitsind, die nötigen Milliarden zu investieren, um brandrodende Lebensmittelfarmer inwaldschützende "Kohlenstofffarmer", wie Mitchell das nennt, zu verwandeln. ImStern-Report, der die Kosten des Klimawandels quantifiziert, ist von 10 bis 15 MilliardenUS-Dollar pro Jahr die Rede - mit dieser Investition könne die Entwaldung bis 2030halbiert werden, prognostiziert der Ökonom.
Mitchell war vergangene Woche in Bonnbei der Vorbereitungskonferenz für die nächste große Klimatagung in Bali. Dort soll imHerbst der Nachfolger für das Kyoto-Protokoll auf den Weg gebracht werden, und Mitchellhofft, dass die Wälder dabei eine größere Rolle spielen. Bislang hat man sie aus denKalkulationen weitgehend herausgehalten - aus Rücksicht gegenüber denEntwicklungsländern. Die Industrienationen hätten versucht, "toten Kohlenstoff zu sparenstatt den lebenden zu retten", sagt Mitchell. Die Wälder müssten schleunigst auf dieAgenda.
"Dann würde Kohlenstoff aus der Biosphäre freigesetzt"
Eine weitereeben veröffentlichte Studie macht das Ausmaß des Dilemmas deutlich: Nicht nur, dass derWald mit seiner einmaligen Kapazität zur Bindung von CO2 verschwindet. Nicht nur, dassdabei auch noch zusätzliches CO2 freigesetzt wird. Der Wald, der noch übrig ist, wirdauch immer schwächer: Das legt Wolfgang Knorr von der University of Bristol in einemBeitrag für die Fachzeitschrift "Geophysical Research Letters" (Bd. 34) nahe. ImAugenblick nehmen die Pflanzen dieser Welt jährlich noch etwa die Hälfte allenausgestoßenen Kohlendioxids wieder auf - aber das könnte sich bald ändern.
Diesteigenden Welt-Temperaturen scheinen die Fähigkeit der Bäume und anderer Gewächse zureduzieren, CO2 aufzunehmen. Folglich bleibt mehr Kohlendioxid in der Luft, was wiederumdie Erwärmung fördert und die Aufnahmefähigkeit der Pflanzen schwächt... - "Feedback"nennen die Wissenschaftler so etwas. Man könnte auch von einem Teufelskreis sprechen: Jetrockener und wärmer es auf der Erde wird, desto weniger Kohlendioxid binden Pflanzen undMikroorganismen.
Es gebe eine "Verschiebung im Gleichgewicht zwischen derKohlenstoff-Aufnahme durch Bodenpflanzen und dem Kohlenstoff-Verlust durch Boden- undPflanzenatmung", schreibt das Team um Knorr. Der Wald schrumpft - und was davon nochübrig ist, wird als CO2-Fresser schwächer.
Martin Heimann, vom JenaerMax-Planck-Institut für Biogeochemie, gibt allerdings zu bedenken: "Die Studie von Knorrund Kollegen bezieht sich auf das anomale Jahr 2003." Häuften sich in Zukunft solcheHitzewellen wie im Sommer 2003, "dann würde in der Tat Kohlenstoff aus der Landbiosphärefreigesetzt, welcher als CO2 den Treibhauseffekt und damit den Klimawandel verstärkenwürde. Die meisten Modelle zeigen diesen positiven Rückkopplungseffekt."
Man wissebislang aber nicht genug über die relevanten Prozesse "um diesen Rückkopplungseffektbelastbar zu quantifizieren".
Aus Sicht der Wissenschaftlergemeinde, sagte Knorrder britischen Zeitung "Guardian", sei das Ergebnis seiner Studie durchaus erfreulich:"Es zeigt, dass unsere Modelle korrekt sind. Aber für alle anderen sind das schlechteNachrichten." Das Global Canopy Programme formuliert es in seinem aktuellen Bericht nochschlichter: "Wenn wir die Wälder verlieren, verlieren wir den Kampf gegen denKlimawandel."