Hallo zusammen...
So, nach langem hin und her habe ich mich nun entschieden, Eure Beiträge ohne viel Umschweife einfach in chronologischer Reihenfolge abzuarbeiten, also angefangen bei dem von Vrilya resp. Zecharia Sitchin.
Beginnen wir also mit dem ersten Zitat: Sitchin/Vrilya schrieb:
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Die Theorie der Ägyptologen, daß sämtliche Pyramiden in Ägypten von den Pharaonen als grandiose Gräber für sie selbst errichtet worden seien, ist schon längst widerlegt worden, denn in keiner hat sich die Mumie des Pharaos gefunden, der als ihr Erbauer galt.
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Es bedarf doch nun wirklich keiner grandiosen Geistesanstrengung um einzusehen, daß es ja wohl extrem unwahrscheinlich ist, daß ein 4500 Jahre altes und weithin sichtbares Bauwerk den Zeitenlauf ohne Plünderung und Grabesraub überstehen kann. Warum ein Pyramidengrab, welches lediglich ausgeraubt worden ist eine Widerlegung seiner einstigen Funktion als solches sein kann, daß weiß vermutlich nur Sitchin..
Immerhin gibt es schließlich auch ältere Pyramiden wie die des Djoser (wo man sowohl Sarkophag als auch entsprechende Inschriften fand). Von den Inschriften rund um die Cheopspyramide (Toten- und Taltempel, Aufweg, etc), die auch nur die Funktion als Grab belegen, will ich besser gar nicht erst anfangen...
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Irgend jemand — wahrscheinlich Vyse und seine Kumpane — hat einen Sarg, der 2000 Jahre nach Menkaras Tod angefertigt worden ist, und ein Skelett aus christlicher Zeit in die Pyramide geschmuggelt und so einen unerhörten Betrug
begangen.
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Dazu brauchte es doch wohl keinen Vyse. Daß derart eindrucksvolle Bauwerke nach deren Plünderung vermutlich mehrmals neu "belegt" worden sind ist doch recht wahrscheinlich. Im Falle der Cheopspyramide gibt es z.B. arabische Überlieferungen, die darauf hindeuten. Wenn dann ein späterer Ausgräber nur noch die Überbleibsel einer solchen "Folgebelegung" finden kann ist er also gleich ein Betrüger? Himmel hilf..........
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Daß die Theorie über die Erbauer der Pyramiden falsch war, wurde durch
eine weitere Entdeckung noch erhärtet: In einer lange versiegelten Kammer der Großen Pyramide fand man eine Hieroglyphen-Inschrift, in der der Name Chufu vorkam, was man als Hinweis auf die Identität des Erbauers betrachtete.
Diese Entdeckung wurde 1837 von demselben Oberst Vyse und seinen Helfern gemacht, was nicht weiter beachtet wurde. Diese Inschrift ist jedoch eine Fälschung, vorgenommen von den »Entdeckern«.
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Das Sitchin zur Unterstützung dieser Behauptung offensichtlich selbst "Beweise" erfälscht hat ist schon lange bekannt und kann unter anderem hier detaillierter nachgelesen werden
http://www.doernenburg.alien.de/alternativ/pyramide/pyr03.php (Archiv-Version vom 26.06.2004)Und weiter:
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Ende 1983 meldete sich ein Leser bei mir und legte mir seine Familienchronik vor, aus der hervorgeht, daß sein Urgroßvater, ein Maurer namens Humphries Brewer, den Vyse angestellt hatte, ihm beim Eindringen in die Pyramide zu helfen, Augenzeuge der Fälschung gewesen war.
Da er dabei nicht mitwirken wollte, wurde er weggejagt und gezwungen, Ägypten zu verlassen!
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Also wenn ICH nachträglich was sensationelles in eine Pyramide einbringen wollte, um mich dadurch ins Rampenlicht einer Sensation zu stellen, so würde ich gewiß keinen neugierigen Landsmann für diese simple Betrugsarbeit angeheuert haben sondern einige möglichst unwissende Hilfsarbeiter von dort, wo der Pfeffer wächst. ;-)
Im übrigen ist diese Story mal wieder völlig unbelegt und ich lehne mich sicherlich nicht allzuweit aus dem Fenster, wenn ich sage, daß ich sie als für von Sitchin schlichtweg erfunden erachte.
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Chufu kann nicht nicht der Erbauer der Großen Pyramide gewesen sein kann, weil er schon zu seinen Lebzeiten in der Nähe der Pyramiden eine Stele errichtet hat, auf der er das Vorhandensein der Pyramide erwähnt.
Sogar der Sphinx, dessen Erschaffung seinem Nachfolger Chefren zugeschrieben wird, kommt in dieser Inschrift vor.
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Dies ist eine so dreiste Tatsachenverdrehung, daß es einem bald den Atem verschlägt. Die Stele stammt nämlich wohl eher aus der 26. Dynastie (also der Spätzeit!!!). Im Gegensatz zu Sitchins Behauptungen wird dort sogar beschrieben, daß Cheops die Pyramiden baute!!!
"Er (Cheops!!) fand das Haus der Isis, der Herrin der Pyramiden, neben dem Haus des Sphinx des Horus im Horizont im Nordwesten des Hauses des Osiris, des Herrn von Rasetjau. Er erbaute seine Pyramide neben dem Tempel dieser Göttin und er erbaute die Pyramide der Tochter des Königs, Henutsen, neben diesem Tempel"
Hier schreiben also die Ägypter der Spätzeit Cheops selbst den Bau seiner Pyramide auf dem Gisa-Plateau zu.
Damit ist Sitchin auch an dieser Stelle klar der Lüge überführt.
Ferner findet auf derselben Stele auch noch Erwähnung, daß der "Stelenstifter", König Amasis, seinerzeit (wohlgemerkt, 26te, nicht 4te Dynastie!!!!!!) die Bemalung des Sphinx restaurieren lies.
Aber damit ist des Blödsinns noch lange nicht Schluß. Sitchin meint ferner:
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Den gesamten Gise-Komplex — die Pyramiden und den Sphinx — hat es
also schon gegeben, als das Königtum in Ägypten seinen Anfang nahm.
Folglich können die Pharaonen der sechsten Dynastie nicht die Erbauer
gewesen sein.
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Wie ich oben ja schon ausführlich belegt habe ist diese Behauptung Sitchins nicht mal im Ansatz haltbar. Doch damit nicht genug:
Als kleiner Hinweis auf Sitchins wirklich "überragende" Kenntnisse mag uns hier auch sein netter Fauxpas dienen, die Geschichtsschreibung hielte die Pharaonen der 6ten Dynastie für die Erbauer der 3 großen Pyramiden von Gizeh! Lustig, gehörten Cheops, Chefren und Menkaure doch nun eindeutig der 4ten Dynastie an... Junge, Junge.....
*kopfklatsch*
Aber immer wenn man meint, nun müsse nun doch endlich der Torheit Genüge getan worden sein, setzt er noch eins obendrauf.
Direkt im nächsten Satz behauptet er:
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Die anderen ägyptischen Pyramiden — kleiner und auch einfacher im
Vergleich, von denen manche schon vor der Vollendung verfielen, und
die jetzt allesamt langsam zerbröckeln
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Nun ja, kleiner mag ja stimmen, aber einfacher gebaut waren diese beileibe nicht, im Gegenteil. Die bei diesen verwandte Skelettbauweise mit vorgespannten Aussenblöcken und einfachem Füllmauerwerk war technologisch weitaus anspruchsvoller als die vergleichsweise simple Blockstapelbauweise der älteren Pyramiden. Allerdings hatte diese moderne Bauweise den Nachteil, daß sie Steinraub nicht verzeiht, darum bieten sie heute meist einen so erbärmlichen Zustand. Und die Abkehr von den irrwitzigen Ausmaßen der Vorgängerpyramiden dürfte wohl u.a. mit der Erkenntnis zu tun haben, daß selbst derartig gewaltige Abmessungen nicht vor Grabräubern zu schützen vermochten, wie schon Pharao Snofru erkennen musste. Außerdem war es für einen Pharao doch sicherlich wünschenswert, daß zu seinem Tode seine Pyramide auch wirklich fertiggestellt sein konnte. ;-)
Auch hier beweist Sitchin mal wieder, daß er sich überhaupt nicht mit dem Metier befasst hat :-(
Ferner phantasiert er:
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Denn die alten Ägypter glaubten, die Pyramiden von Gise und der Sphinx hätten den Göttem den Weg zu den Stufen zum Kosmos und auch zum Flughafen auf der Sinaihalbinsel gezeigt
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Soso, das sollen die alten Ägypter also geglaubt haben? Wo steht denn dies?
Man steht wirklich sprachlos vor solchen unbelegten Behauptungen...
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Die drei Pyramiden von Gise, die in ihrer inneren und äußeren Konstruktion, in ihrer Größe und unglaublichen Dauerhaftigkeit einzigartig sind, unterscheiden sich auch dadurch von den übrigen, daß sie im Inneren keine Inschriften oder
Dekorationen aufweisen
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Das haben sie durchaus mit anderen Pyramiden gemeinsam; bzgl. der fehlenden Inschriften kann man hierbei schon fast von einem zeittypischen Merkmal sprechen. Warum diese aber nun Fehlen ist nicht bekannt.
Möglicherweise waren sie eben einfach nie da, oder aber z.B. auf der Verkleidung oder wertvollem Material im Inneren verewigt und sind aus diesem Grunde nicht mehr erhalten. Jedenfalls sind die 3 Pyramiden von Gizeh mit diesem merkmal nicht ganz so allein, wie uns Sitchin Glauben machen möchte.
Doch die größten Zumutungen an den Verstand zwingt er uns in den folgenden Absätzen auf.
So schreibt er:
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Die oberste Kammer erreicht man über eine gewaltige Galerie und durch ein »Vorzimmer«, das sich mit einem Ruck an einem Seil öffnen laßt.
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Der "Raum" mit den Fallsteinen, die einst den Zugang zur Königskammer versperrten, mutiert hier zu einem Vorzimmer, welches sich angeblich mit einem Ruck an einem Seil öffnen ließ. Bei soviel dreister Frechheit seinerseits bleibt mir bald das Herz stehen. WOHER, um Alles in der WELT, will dieser Märchenerzähler WISSEN, daß sich die Fallsteine durch einen simplen Seilruck ÖFFNEN ließen? Der "Mechanismus" ist ja nichtmal erhalten. Man geht vielmehr davon aus, daß sich die Steine durch einen einfachen Seil/Baumstamm-Mechanismus langsam absenken ließen, nachdem die Grablege stattgefunden hatte. Diese wieder emporzuziehen stand wohl eher nicht im Lastenheft der alten Baumeister,; schon gar nicht durch einen bequemen "Seilruck" - was Sitchin freilich nicht abhält, seine frei erfundenen Spekulationen als GEWIßHEIT zu verkaufen. Welchen Sinn diese Steine überhaupt hatten, wenn sie sich von der (wie er schon bald darauf zu phantasieren beliebt) Angriffsseite!!! mit einem bequemen Zug an der Schnur öffnen ließen verrät er uns natürlich nicht...
Und als ob all dies noch nicht genug Unsinn wäre, belehrt er uns im nächsten Satz gleich noch eines "Besseren"; getreu dem Motto "Schlimmer geht immer":
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Die oberste Kammer enthält immer noch einen ungewöhnlichen ausgehöhlten Steinblock von raffinierter Technik, der als Glocke diente. Darüber sind
ungewöhnliche Hohlräume, die für die Resonanz sorgen.
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Auch hier werden wieder (in für uns ja mittlerweile gewohnter Manier) Sitchins ureigene Phantasien als Tatsachen verkauft. Die steinerne, dickwandige und rechteckige Sarkophagwanne hat also eine raffinierte Technik?? Gleich beiß ich vor Lachen in die Tischkante. Wo bei einem simplen, ausgehöhlten Steinklotz die raffinierte Technik sein soll, muß man mir erstmal begreiflich machen. Das ist ja schon allerunterste Schublade, was er uns hier bietet. Darüberhinaus sollte wohl jedem klar sein, daß ein Körper umso besser schwingt, je gleichförmiger er aufgebaut ist - nicht umsonst sind zum Beispiel Glocken rotationssymmetrisch. Auch geringe Masse/Dünnwandigkeit ist der Resonanz dienlich, alles Eigenschaften, die die massive, dickwandige und zu allem Überfluss auch noch RECHTECKIGE Sarkophagwanne ganz sicher NICHT aufweist. Wie man der einen betörenden Klang entlocken will, ohne sie dabei in Stücke zu schlagen ist mir schleierhaft, zumal man sie wohl zuallererst mal freischwingend aufhängen müsste - nette Vorstellung.
Ich weiß ja nicht, wie ihr es seht, aber spätestens JETZT hätte ich dieses Buch in den Ofen geschoben...
*fnster schau*
Vielleicht schenkt ihm ja mal irgendjemand nen anständigen Gong, damit auch er endlich weiß, wie man mit gaaaanz simplen Mitteln und minimalstem Aufwande gaaaaanz vieeeeeeel Krach machen kann ;-)
Doch das nächste Attentat auf uns naht schon. In erleuchteter Weisheit schreibt er:
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Wie die Große Pyramide erhebt es sich auf einer Ebene. In vorsintflutlicher Zeit enthielt es den Duranki (Verbindung zwischen Himmel und Erde) und diente als Kontrollzentrum, in dem die Tafel der Geschicke und Himmelskarten aufbewahrt wurden. Darin war auch der Dirga, die geheimnisvolle Kammer, deren Lichtstrahl den Raumschiffen den Weg zum Flughafen in Sippar wies.
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Soll man lachen oder weinen? Raumschiffe, die interstellare!!! Distanzen durchqueren und demzufolge in den Weiten des Alls superpräzise navigieren können, sollen hiernach einen Lichtstrahl benötigen, um einen irdischen Flughafen zu finden........ das tut ja schon weh!!!
All dies ist in Wahrheit nur eines - Schwachfug allerniedrigster Ordnung...
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Da die Wissenschaftler nichts von dem ungeheuerlichen Alter der Pyramiden und ihren Erbauern wußten
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Das ungeheuerliche Alter der Pyramiden, von dem er hier mal wieder schwadroniert, ist schon allein durch die C-14 Datierung von organischem Material, welches in Pyramidenmörtel aus der Erbauungszeit gefunden wurde schon lange ins Reich der Märchen verwiesen worden...
Vielleicht klärt ihr diesen "anerkannten Altertumsforscher" ja mal auf?
Sorry, aber nun ist meine Geduld am Ende...mehr von dem Unsinn verkrafte ich heut nimmer :-(
Ich habe selten in so wenigen Zeilen eine derartige Anhäufung von Humbug entdeckt wie bei diesem selbsternannten "Orientalisten".
Eine einzige Ansammlung von dreisten Lügen, Falschbehauptungen, "Fehlern" und sonstigen Ungereimtheiten, die nur dessen gänzliche Unverstand belegen.
Und bevor mir hier noch jemand kommt, Sitchin sei doch immerhin ein einmaliger "Schriftgelehrter", sei noch kurz noch auf folgender Link verwiesen, der auch dazu eingehender Stellung bezieht:
http://www.aei-potsdam.mpg.de/~mpoessel/Archaeo/sitchinsprache.htmlIch könnte fast endlos so weitermachen, aber mir langts jetzt wirklich.....
Wie traurig es um die PS und deren Argumente bestellt ist zeigt die Tatsache, daß ein Scharlatan wie dieser Sitchin und dessen "Thesen" und "Beweise" ungeprüft bei Autoren wie von Däniken und Erdogan Ercivan als "Quelle" zitiert werden, nur allzu deutlich. Jeder, der sich auch nur laienhaft!! mit den Pyramiden auskennt, wird das Gefasel von Sitchin nur als das erkennen können, was es tatsächlich ist - absolut blödsinniges Geschwurbel unterster Ordnung.
Wenn ich mir vorstelle, daß manchereiner noch viel Geld für Sitchins Bücher hingelegt hat (wohl in der Hoffnung hier korrekte Informationen auf vernünftigem Niveau erhalten zu können) werde ich richtiggehend wütend.
Leider ist dieses Niveau in der "alternativen" Archäologie mittlerweile als fast schon normal anzusehen.
Missgestimmten Gruß, Höllenhund