@Baloo Baloo schrieb:Genau so ist es auch bei Chemo und Krebsdiät, im bestenfalle erhälst Du die Aussage das die Krebsdiät in verbindung mit einer Chemo wirkt, aber nicht ob sie ohne eine Chemo besser wirksam wäre. Selbst eine "wirkungslos" ist dabei wenig aussagekräftig.
Ich habe nochmal über deine Ausführungen nachgedacht. Auch wenn sie auf den ersten Blick gar nicht so abwegig erscheinen, möchte ich noch etwas anmerken.
Wir konstruieren die besagte Studie. Ihr Design, Kontrollgruppe, Stratifizierung usw. so gut wie es uns möglich ist.
So weit, so gut. Jetzt kann man mit dem Ergebnis arbeiten. Läuft die Krebsdiät-Gruppe besser, wunderbar, stimmt auch der theoretische Hintergrund und können wir das Ergebnis reproduzieren, haben wir einen Benefit so gut wie es geht nachgewiesen.
Läuft die Krebsdiät-Gruppe schlechter als die Chemo-only-Gruppe, ist es am wahrscheinlichsten, dass die Diät schadet. Eine Wechselwirkung ist eher unwahrscheinlich und hätte auch kaum Konsequenzen, weil man verständlicherweise eher auf die Diät verzichten würde.
Wenn man diesen kleinen Unsicherheitsfaktor ausblenden will, dann testet man halt gegen BSC, wie bereits erwähnt.
Ist kein Unterschied erkennbar, gibt es wohl keinen, oder deine Idee der Wechselwirkung tritt hier wieder auf den Plan.
Dies finde ich aber höchst spekulativ. Man sollte nicht von vorneherein von einer Wechselwirkung zwischen einer Ernährungsform und einer Chemo ausgehen. Vor allem nicht, wenn beide Gruppen die gleiche wirksame Chemo aufweisen. So böse ist eine Chemo heute auch nicht mehr.
Also erstmal schauen, was herauskommt. Dann findet sich immer noch jemand, der die Ergebnisse so interpretiert, dass noch...na , du weisst schon.
Baloo schrieb:Sie gilt im wissenschaftlichen Konsens als widerlegt, nun, "wissenschaftlicher Konsens" bedeutet aber nichts weiter als das man sich zusammen an den runden Tisch setzt und diesen bzw. jenen Sachverhalt als wissenschaftlich erwiesen definiert. Alles aufgrund von Indizien und in völliger abwesenheit von Beweisen. Sowas bezeichne ich gerne mal als Theoretische Medizin und die ist weitab von der evidenz basierten Medizin.
Ganz so läuft das aber nicht ab. Natürlich gibt es nicht den einen "Beweis", so wie wir diesen Begriff umgangssprachlich verwenden.
Die Erkenntnisse vor allem aus der Molekulargenetik haben aber nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis einiges zu unserem Verständnis der Tumorentstehung beigetragen. Ganz klar nachgewiesen, auch durch definierte Therapien und erbliche Dispositionen für verschiedene erbliche Krebserkrankungen.
Das Bild ist absolut konsistent und schlüssig.
Experimentell, histologisch und molekulargenetisch konnte die schrittweie Entstehung von Krebs nachgewiesen werden.
Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass Krebs eine Erkrankung der zellulären Signalmechanismen ist, die von genetischen Veränderungen ausgeht.
Während dieser schrittweisen Entstehung erwirbt eine Krebszelle unzählige abnorme Eigenschaften. Eine davon kann der Warburg-Effekt sein. Er ist nur eine von vielen Folgen, nicht die fundamentale Ursache. Sicher ist er wichtig für das Tumorwachstum und hat vielleicht auch therapeutische Konsequenz.
Man konnte zeigen, dass Tumorzellen wieder die fetale Isoform M2 der Pyruvatkinase exprimieren, die aerobe Glykolyse induziert. Also selbst der molekulare Mechanismus konnte schon näher untersucht werden.
http://www.nature.com/nature/journal/v452/n7184/full/nature06734.htmlDer Warburg-Effekt ist auf jeden Fall interessant und wir haben ihn auch ausführlich im Studium besprochen, aber man sollte schon die Relationen wahren. In Anbetracht der angehäuften Evidenz würde Warburg heutzutage sicher genauso denken.
Baloo schrieb:Dann dem PAtienten lieber nix sagen und ihm ein angenehmes sterben ermöglichen ?
Ja, natürlich. Für einen Menschen im Sterbeprozess ist nichts wichtiger. Zumal hier auch nebulös ist, was du mit besagten "Alternativen" meinst. Ich denke mal nicht, dass diese einem Menschen im Sterbeprozess noch mal eine Wundrheilung bescheren. Das hätte sich wohl rumgesprochen.
Baloo schrieb:Sorry, aber in solch eine Fall ist eine "nutzlose" Therapie immer noch besser als keine Therapie.
Definitiv nein. Irgendwann muss man den Tod akzeptieren. Der Betroffene, die Angehörigen und auch der Arzt. Warum sollte man diesen Menschen kurz vor dem Tod noch irgendwelche Quacksalber und abzocker empfehlen. Es gibt Situationen, die unaufhaltsam sind. Symptomenkontrolle, Würde und bloße Anwesenheit sind da viel wichtiger. Da bin ich mir sicher, dafür habe ich genug Menschen auf ihrem letzten Weg begleitet. Nur irgendeine Therapie zu machen, um irgendwas zu machen ist purer Aktionismus. Diese Haltung finde ich keinen Deut besser, als die der Hochleistungsmedizin, die Menschenleben verlängert, nur weil sie es kann.
Ich bin dankbar, dass in der Onkologie dort ein Umdenken stattfindet.
Baloo schrieb:Wird doch auch so von der Schulmedizin so gehandhabt, bei einem Terminal erkrankten noch ne milde Chemo geben, hautpsache man macht was. Wo ist da der unterschied zwischen Nutzloser Chemo und nutzloser alternativ Behandlung ?
Keine Ahnung wie oft du diese Situation schon erlebt hast. Aus meiner Erfahrung aus drei verschiedenen onkologischen Kliniken kann ich dir versichern, dass dies heutzutage keineswegs so ist. Höchstens zur Schmerzreduktion etc. kann ich es mir vorstellen, aber selbst das habe ich bei Sterbenden nicht erlebt, soweit ich mich erinnern kann.
Dann wird eher rechtzeitig gesagt: "In der derzeitigen Situation tun wir ihnen damit keinen Gefallen." Loslassen ist ein wichtiger Prozess.
Falls du den Begriff "terminal" nicht im üblichen Sinne verwendet hast, sondern eher als infauste Prognose, ist das Argument aber auch nicht stichhaltig. Denn eine palliative Behandlung hat dann fast immer einen nicht zu unterschätzenden Nutzen für den Patienten.
Wie dem auch sei, alles Gute, bin dann mal weg, ein hoffentlich interessanter Auslandsaufenthalt wartet auf mich. Mal sehen wie die Amis die Onkologie so handhaben.