Bringen uns die Experimente in Gefahr?
http://www.focus.de/wissen/wissenschaft/technik/tid-11331/teilchenbeschleuniger-bringen-uns-die-experimente-in-gefahr_aid_321734.htmlEin Ausschnitt aus
http://www.wissenschaft-online.de/astrowissen/astro_sl_teil.html#teilVertrauen Sie Hawking?
Es bleibt in der Diskussion um die Schwarzen Löcher im Labor eine letzte Unsicherheit: Wer sagt, dass Hawking Recht hat? Hawking-Strahlung wurde bisher nicht experimentell nachgewiesen. Wenn es sie tatsächlich nicht geben sollte, so zerstrahlten Mini-Löcher nicht kurz nach ihrer Erzeugung und könnten grenzenlos wachsen!
Diesem Schreckensszenario sind zwei Gegenargumente entgegenzuhalten: Einerseits muss gesagt werden, dass Hawkings theoretische Abhandlung sehr allgemein ist und auf sehr klaren, physikalischen Annahmen beruht. Es wäre sehr verwunderlich, wenn die gemachten Aussagen über Horizonte keine Gültigkeit hätten. Hawking-Strahlung bei klassischen Schwarzen Löchern sollte es tatsächlich geben. Die Hawking-Strahlung ist höchstwahrscheinlich von der Existenz eines Ereignishorizonts abhängig - zumindest ist das eine wesentliche Zutat bei der mathematischen Herleitung Hawkings gewesen. Sollte es klassische Schwarze Löcher mit Horizont nicht in der Natur geben, sondern z.B. die modernen Alternativen Gravastern oder Holostern ohne Horizont, so käme vermutlich nicht zur Aussendung von Hawking-Strahlung! Dieses wissenschaftliche Problem bedarf sicher noch einer weiteren Erörterung.
Das klingt dramatisch. Die meisten Astrophysiker favorisieren allerdings nach wie vor die Modelle klassischer Schwarzer Löcher - das ist sozusagen scientific mainstream, die wissenschaftliche Hauptströmung. Selbst wenn die modernen horizontlosen Alternativen sich durchsetzen sollten, so gilt andererseits - als zweites Gegenargument - Eddingtons Akkretionsformel, nach der die leichten Mini-Löcher nun mal keine effizienten Akkretoren sind. Selbst ohne Zerstrahlung dauert das Aufsammeln von Material bei 'teilchenartigen Löchern' sehr lange. Deshalb muss aus heutiger Sicht gesagt werden, dass von Schwarzen Mini-Löchern im Labor keine Gefahr droht.
Den letzten Skeptiker in Bezug auf diese Experimente wird beruhigen, dass die Teilchenphysiker an Beschleunigeranlagen sehr gründlich über diese Sicherheitsfragen nachdenken und die Risiken sowie die Betriebssicherheit abwägen. Anerkannte Experten aus verschiedenen Fachrichtungen prüfen sämtliche Eventualitäten, auch die so genannten Desasterszenarien. Es gibt ja nicht nur die potenzielle Gefährdung durch künstliche Schwarze Löcher. Daneben muss auch die Gefährdung durch andere Szenarien geprüft werden, z.B. die Bildung von Vakuuminstabilitäten und Strangelets. Auf der Website des amerikanischen Beschleunigers RHIC gibt es dazu einen interessanten Bericht über Deasterszenarien (in englischer Sprache).