Chesus schrieb:Wann ist denn mit den Auswertungen der ersten Kollisionen zu rechen oder werden bei den Probeläufen keine Auswertungen erstellt?.
Erste Kollisionen fanden und finden noch immer statt. Diese Kollisionen dienen aber vorerst nur dazu, um die Detektorelemente aufeinander abzustimmen. Die einzelnen Detektorelemente wurden zwar schon in der Bauphase mit Hilfe von Laservermessungsgeräten auf den Mikrometer genau positioniert, aber trotzdem reicht das nicht aus. Da die zeitliche Komponente bei der Detektorauswertung eine entscheidende Rolle spielt, müssen die Elemente im Nanometerbereich genau aufeinander ausgerichtet werden. Da eine mechanische Ausrichtung nicht möglich ist, werden die Elemente mithilfe einer Software ausgerichtet. Dies wird erreicht indem die Ansprechzeit der Detektoren verzögert oder verlängert wird. Die Teilchenschauer der Kollisionen dienen dazu als Referenzpunkt. Je mehr Kollisionen durch den Detektor laufen, umso genauer kann man ihn kalibrieren.
Selbst Umweltfaktoren müssen beim LHC berücksichtigt werden. Die Gezeitenkräfte von Mond und Erde wirkt sich nicht nur auf das Wasser der Ozeane aus, sondern auch auf die Erdkruste. Dies führt dazu, dass sich die Erde in der Genfer Region bei Neumond und Vollmond um etwa 25 Zentimeter hebt. Dadurch ändert sich der Umfang des LHC um etwa einen Millimeter (bei einer Gesamtlänge von 26,6 Kilometern). Diese minimale Änderung muss berücksichtigt werden, da sonst die Daten der Experimente über einen längeren Zeitraum, voneinander abweichen können.
Von Kollisionen bei 1.2 TeV, wie sie noch dieses Jahr stattfinden sollen, darf man in Bezug zu physikalischen Entdeckungen, nicht viel erwarten. Richtig spannend wird es erst nächstes Jahr, wenn die ersten Kollisionen bei 3.5 TeV stattfinden. Das ist schon ein grosser Schritt in einen noch unbekannten Energiebereich, "wo noch nie ein Mensch zuvor gewesen ist". Ende 2010 sind die ersten Kollisionen von Bleiionen geplant. Und 2011 gehts dann richtig ab, wenn die Maschine auf 7 TeV hochgefahren wird.