Struktur und Determinismus im Kosmos
03.09.2005 um 22:15Hallo,
ich möchte in 5 Thesen einige meiner Vorstellungen über den Zusammenhang von Struktur und Determinismus im Kosmos darlegen. Über Antworten und Kritik auf meinen Beitrag freue ich mich natürlich. Und schont mich bitte nicht! Ich will wissen was Ihr darüber denkt....
1. Die heutigen empirischen Wissenschaften entwerfen das objektivste und genaueste Bild des Universums, das bisher von Menschen entworfen wurde. Die empirischen Wissenschaften wurden erst möglich, nachdem sich mutige Persönlichkeiten auf den Weg machten, kulturell und religiös geprägte Vorstellungen vom Aufbau des Universums, der Ordnung in der Natur und der menschlichen Gesellschaft in Frage zu stellen. Ein Wesenszug der Philosophie der empirischen Wissenschaften besteht darin, keine apodiktischen Urteile zu fällen, sondern Annahmen (Arbeitshypothesen) zu machen, die jederzeit falsifiziert, verifiziert oder verbessert werden können.
2. Das Universum ist höchstwahrscheinlich vor ca. 14 Milliarden (14 000 000 000) Jahren aus einer Singularität (d.h. einem Zustand, in dem die bekannten Naturgesetze nicht gelten) entstanden und ist für menschliche Verhältnisse räumlich und zeitlich schier unermeßlich groß. Die gesamte Entwicklungsgeschichte der Menschheit (von den ersten Hominiden bis zum heutigen Menschen) vollzog sich in einem winzigen Bruchteil dieser Zeit. Der heutige Menschentyp (Homo sapiens sapiens) existiert nach aktuellen Erkenntnissen seit ca. 100 000 Jahren.
Im Universum bauen alle physikalischen und biologischen Seinszustände auf dem Gesetz der Kausalität auf, solange sie nicht auf die im Makrokosmos eher selten vorkommenden Singularitäten beruhen. Paralleluniversen sind nicht auszuschließen. Das Alter des Universums läßt sich aufgrund der überall vorhandenen Mikrowellen-Hintergrundstrahlung (3° Kelvin-HGS) und der Rotverschiebung der Lichtspektren benachbarter Galaxien bestimmen (Doppler-Effekt).
3. Alle Vorgänge im Universum beruhen letztlich auf der Selbstorganisation des Universums. Auch die Existenz und die Struktur des menschlichen Bewußtseins sind ein Produkt dieser Selbstorganisation des Universums. Die Basis für alle Reaktionen und Vorgänge im Universum sind die Gesetze der Thermodynamik und damit besonders die Entropiezunahme des Gesamt-Universums in Richtung des sog. Zeitpfeils.
Seit dem Beginn des Universums stehen Raum, Zeit und Materie in einer engen Beziehung. Ohne die Gegenwart von Materie gäbe es das Raum-Zeit-Kontinuum nicht; die Materie krümmt den Raum und beeinflußt den Verlauf der Zeit. Die Existenz von komplexen materiellen Strukturen im Universum (z.B. biologische Systeme) basiert daher auf einer riesigen Zahl von absolut notwendigen Zusammenhängen, die alle im "Urknall" (den 'Big Bang') als Ursprung der Entfaltung des Universums ihre erste Begründung haben. Auf der physikalischen Evolution des Universums basiert dessen kybernetische Evolution: die Struktur der Materie in dem uns bekannten Teil des Universums, ermöglicht das Entstehen von komplexen organischen Strukturen und Geweben, die reizbar sind und individuell Informationen verarbeiten können.
Ich glaube daher nicht, daß irdisches Leben oder auch nur irgend ein unbedeutender Vorgang im Universum wirklich zufällig geschieht, sondern stets als komplizierte Produkte von kausalen Zusammenhängen zu verstehen sind: der Kausalnexus. Die Funktionen nach denen sich dieser demonstrable Determinismus vollzieht und wie die Macht des Zufalls darin entsteht, sind für das menschliche Bewußtsein nicht immer wirklich nachvollziehbar, weil sie häufig multifaktoriell bestimmt werden, enorm komplex sein können und wir im allgemeinen in relativer Unkenntnis über die großen Zusammenhänge im Universum sind.
4. Menschen sind komplexe, behavioristisch beseelte, biokybernetische Wesen mit eigenen Bewußtsein, die auf einem komplizierten DNA-, RNA- und proteingesteuerten Stoffwechselgeschehen beruhen; sie können für begrenzte Dauer im Raum-Zeit-Kontinuum des Universums existieren. Die Eigenschaften der Struktur des menschlichen Bewußtseins (mnemonische, kognitive, emotionale, sensitive etc.) sind im Verlauf der biologischen Evolution des Menschen entstanden. Sie sind für ein Leben auf der Erde optimiert. Die Größe und Komplexität des Universums übersteigt bei weitem die Kapazität der menschlichen Auffassungsgabe.
Die spezielle psychische Organisation eines menschlichen Bewußtseins wird individuell durch genetische, soziale und biologische Prägung erworben; dies ist ein (in erster Linie) unbewußt verlaufender progressiver Vorgang. Bei der sozialen Prägung entstehen aus frühen (juvinalen) Objektbeziehungen im adulten Alter schließlich Selbstbeziehungen. Kognitiv und emotional erworbene Selbstbeziehungen bilden damit die (unbewußte) soziale Basis jeder individuellen menschlichen Existenz.
Ohne eine ungefähre aber wahre Vorstellung davon wie das menschliche Bewußtsein entsteht, arbeitet und seine spezifischen Schwächen und Vorteile (also Qualitäten) liegen, sind wir seinen Eigenschaften blind ausgeliefert; denn die Eigenschaften unseres Bewußtseins bilden sich in bestimmter Weise in unseren mentalen Eigenschaften, Anschauungen, Zielen, Wünschen, Empfindungen und Problemen ab. Unser menschliches Bewußtsein ist daher wie ein Fenster oder Interface zum Universum zu betrachten. Erst durch seine Tätigkeit werden die Zusammenhänge, Regeln und Realitäten unseres Lebens hergestellt.
5. Die gleiche Kausa oder Fügung, die Sterne, Galaxien und sonstige Strukturen für eine gewisse Zeit im Universum existieren läßt, bedingt die Existenz einer biologischen Evolution (und damit auch des Menschen) auf der Erde oder anderen Planeten. Man spricht in diesem Zusammenhang von der Selbstorganisation des Universums. Wie deterministisch das Wirken dieser Fügung im Universum ist und ob ihr auch der sog. 'freie Wille' des Menschen unterworfen ist, ist eine schwierige Frage.
Ich gehe heute davon aus, daß es den 'freien Willen' des Menschen im klassischen Sinne der Aufklärung nicht gibt: wir fällen unsere Entscheidungen und begehen unsere Handlungen fast immer aufgrund unserer geistigen, sozialen bzw. schicksalhaften Prägungen, Entwicklungen und den Selbstbeziehungen in uns. Das Ego eines speziellen Menschen darf nie als eine Erscheinung angesehen werden, die einfach aus dem Nichts heraus entstanden ist. Die Bildung eines Egos steht immer in einem Zusammenhang mit der sozialen Umgebung und der Kultur aus der es hervorgegangen ist. Welche Entscheidungen ein Ego für sich verantworten kann ist damit u.a. auch ein Produkt der Kultur und der sozialen Umgebung in der das Ego entstanden ist.
Aus dem 'Big Bang' des Universums ist weit mehr hervorgegangen als die krude Materie. Auch die Gesetze der Physik, der Mathematik, der Logik und schließlich die des Zufalls (der Stochastik) sind damals entstanden. Ich nehme sogar an, daß damals ein besonderer Determinismus entstanden ist, der u.a. die scheinbare Absichtlichkeit der Genese unserer Welt und der Ereignisse (das Schicksal) darin bestimmt.
Wir Menschen können den globalen Determinismus unseres Universums nicht wirklich erkennen, da wir selbst Produkt und Teil dieser physikalischen und abstrakten Evolution des Universums sind. Wer Teil eines Systems ist, kann dieses System nicht richtig beurteilen, vergleichbar mit Personen, die Teil eines mechanischen Inertialsystems sind und die glauben die Welt bewege sich um sie herum. Nur ein Aussenstehender könnte wirklich erkennen, ob sich das Inertialsystem selber oder die Welt darum bewegt. Übertragen auf unsere Situation im Universum bedeutet das: nur ein Beobachter aus einem anderen Universum könnte uns sagen, ob wir Teil einer schicksalhaften (vorbestimmten) Entwicklung sind.
Beste Grüße
Bernd
ich möchte in 5 Thesen einige meiner Vorstellungen über den Zusammenhang von Struktur und Determinismus im Kosmos darlegen. Über Antworten und Kritik auf meinen Beitrag freue ich mich natürlich. Und schont mich bitte nicht! Ich will wissen was Ihr darüber denkt....
1. Die heutigen empirischen Wissenschaften entwerfen das objektivste und genaueste Bild des Universums, das bisher von Menschen entworfen wurde. Die empirischen Wissenschaften wurden erst möglich, nachdem sich mutige Persönlichkeiten auf den Weg machten, kulturell und religiös geprägte Vorstellungen vom Aufbau des Universums, der Ordnung in der Natur und der menschlichen Gesellschaft in Frage zu stellen. Ein Wesenszug der Philosophie der empirischen Wissenschaften besteht darin, keine apodiktischen Urteile zu fällen, sondern Annahmen (Arbeitshypothesen) zu machen, die jederzeit falsifiziert, verifiziert oder verbessert werden können.
2. Das Universum ist höchstwahrscheinlich vor ca. 14 Milliarden (14 000 000 000) Jahren aus einer Singularität (d.h. einem Zustand, in dem die bekannten Naturgesetze nicht gelten) entstanden und ist für menschliche Verhältnisse räumlich und zeitlich schier unermeßlich groß. Die gesamte Entwicklungsgeschichte der Menschheit (von den ersten Hominiden bis zum heutigen Menschen) vollzog sich in einem winzigen Bruchteil dieser Zeit. Der heutige Menschentyp (Homo sapiens sapiens) existiert nach aktuellen Erkenntnissen seit ca. 100 000 Jahren.
Im Universum bauen alle physikalischen und biologischen Seinszustände auf dem Gesetz der Kausalität auf, solange sie nicht auf die im Makrokosmos eher selten vorkommenden Singularitäten beruhen. Paralleluniversen sind nicht auszuschließen. Das Alter des Universums läßt sich aufgrund der überall vorhandenen Mikrowellen-Hintergrundstrahlung (3° Kelvin-HGS) und der Rotverschiebung der Lichtspektren benachbarter Galaxien bestimmen (Doppler-Effekt).
3. Alle Vorgänge im Universum beruhen letztlich auf der Selbstorganisation des Universums. Auch die Existenz und die Struktur des menschlichen Bewußtseins sind ein Produkt dieser Selbstorganisation des Universums. Die Basis für alle Reaktionen und Vorgänge im Universum sind die Gesetze der Thermodynamik und damit besonders die Entropiezunahme des Gesamt-Universums in Richtung des sog. Zeitpfeils.
Seit dem Beginn des Universums stehen Raum, Zeit und Materie in einer engen Beziehung. Ohne die Gegenwart von Materie gäbe es das Raum-Zeit-Kontinuum nicht; die Materie krümmt den Raum und beeinflußt den Verlauf der Zeit. Die Existenz von komplexen materiellen Strukturen im Universum (z.B. biologische Systeme) basiert daher auf einer riesigen Zahl von absolut notwendigen Zusammenhängen, die alle im "Urknall" (den 'Big Bang') als Ursprung der Entfaltung des Universums ihre erste Begründung haben. Auf der physikalischen Evolution des Universums basiert dessen kybernetische Evolution: die Struktur der Materie in dem uns bekannten Teil des Universums, ermöglicht das Entstehen von komplexen organischen Strukturen und Geweben, die reizbar sind und individuell Informationen verarbeiten können.
Ich glaube daher nicht, daß irdisches Leben oder auch nur irgend ein unbedeutender Vorgang im Universum wirklich zufällig geschieht, sondern stets als komplizierte Produkte von kausalen Zusammenhängen zu verstehen sind: der Kausalnexus. Die Funktionen nach denen sich dieser demonstrable Determinismus vollzieht und wie die Macht des Zufalls darin entsteht, sind für das menschliche Bewußtsein nicht immer wirklich nachvollziehbar, weil sie häufig multifaktoriell bestimmt werden, enorm komplex sein können und wir im allgemeinen in relativer Unkenntnis über die großen Zusammenhänge im Universum sind.
4. Menschen sind komplexe, behavioristisch beseelte, biokybernetische Wesen mit eigenen Bewußtsein, die auf einem komplizierten DNA-, RNA- und proteingesteuerten Stoffwechselgeschehen beruhen; sie können für begrenzte Dauer im Raum-Zeit-Kontinuum des Universums existieren. Die Eigenschaften der Struktur des menschlichen Bewußtseins (mnemonische, kognitive, emotionale, sensitive etc.) sind im Verlauf der biologischen Evolution des Menschen entstanden. Sie sind für ein Leben auf der Erde optimiert. Die Größe und Komplexität des Universums übersteigt bei weitem die Kapazität der menschlichen Auffassungsgabe.
Die spezielle psychische Organisation eines menschlichen Bewußtseins wird individuell durch genetische, soziale und biologische Prägung erworben; dies ist ein (in erster Linie) unbewußt verlaufender progressiver Vorgang. Bei der sozialen Prägung entstehen aus frühen (juvinalen) Objektbeziehungen im adulten Alter schließlich Selbstbeziehungen. Kognitiv und emotional erworbene Selbstbeziehungen bilden damit die (unbewußte) soziale Basis jeder individuellen menschlichen Existenz.
Ohne eine ungefähre aber wahre Vorstellung davon wie das menschliche Bewußtsein entsteht, arbeitet und seine spezifischen Schwächen und Vorteile (also Qualitäten) liegen, sind wir seinen Eigenschaften blind ausgeliefert; denn die Eigenschaften unseres Bewußtseins bilden sich in bestimmter Weise in unseren mentalen Eigenschaften, Anschauungen, Zielen, Wünschen, Empfindungen und Problemen ab. Unser menschliches Bewußtsein ist daher wie ein Fenster oder Interface zum Universum zu betrachten. Erst durch seine Tätigkeit werden die Zusammenhänge, Regeln und Realitäten unseres Lebens hergestellt.
5. Die gleiche Kausa oder Fügung, die Sterne, Galaxien und sonstige Strukturen für eine gewisse Zeit im Universum existieren läßt, bedingt die Existenz einer biologischen Evolution (und damit auch des Menschen) auf der Erde oder anderen Planeten. Man spricht in diesem Zusammenhang von der Selbstorganisation des Universums. Wie deterministisch das Wirken dieser Fügung im Universum ist und ob ihr auch der sog. 'freie Wille' des Menschen unterworfen ist, ist eine schwierige Frage.
Ich gehe heute davon aus, daß es den 'freien Willen' des Menschen im klassischen Sinne der Aufklärung nicht gibt: wir fällen unsere Entscheidungen und begehen unsere Handlungen fast immer aufgrund unserer geistigen, sozialen bzw. schicksalhaften Prägungen, Entwicklungen und den Selbstbeziehungen in uns. Das Ego eines speziellen Menschen darf nie als eine Erscheinung angesehen werden, die einfach aus dem Nichts heraus entstanden ist. Die Bildung eines Egos steht immer in einem Zusammenhang mit der sozialen Umgebung und der Kultur aus der es hervorgegangen ist. Welche Entscheidungen ein Ego für sich verantworten kann ist damit u.a. auch ein Produkt der Kultur und der sozialen Umgebung in der das Ego entstanden ist.
Aus dem 'Big Bang' des Universums ist weit mehr hervorgegangen als die krude Materie. Auch die Gesetze der Physik, der Mathematik, der Logik und schließlich die des Zufalls (der Stochastik) sind damals entstanden. Ich nehme sogar an, daß damals ein besonderer Determinismus entstanden ist, der u.a. die scheinbare Absichtlichkeit der Genese unserer Welt und der Ereignisse (das Schicksal) darin bestimmt.
Wir Menschen können den globalen Determinismus unseres Universums nicht wirklich erkennen, da wir selbst Produkt und Teil dieser physikalischen und abstrakten Evolution des Universums sind. Wer Teil eines Systems ist, kann dieses System nicht richtig beurteilen, vergleichbar mit Personen, die Teil eines mechanischen Inertialsystems sind und die glauben die Welt bewege sich um sie herum. Nur ein Aussenstehender könnte wirklich erkennen, ob sich das Inertialsystem selber oder die Welt darum bewegt. Übertragen auf unsere Situation im Universum bedeutet das: nur ein Beobachter aus einem anderen Universum könnte uns sagen, ob wir Teil einer schicksalhaften (vorbestimmten) Entwicklung sind.
Beste Grüße
Bernd