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"Power to Ammonia" der Energiespeicher der Zukunft?

23 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Klimawandel, Energiewende, Ökostrom ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

"Power to Ammonia" der Energiespeicher der Zukunft?

23.06.2022 um 03:04
Hallo,

mir geht dieses Thema nicht aus dem Kopf und deswegen möchte ich hier mal einen Anfang machen. Die Rede ist von "Power to Ammonia" eines von vielen bekannten verfahren um Strom aus Erneuerbaren Energien zu Speichern und bei Bedarf wieder Freizusetzten. Die suche nach einem geeigneten Energiespeicher hat mich letztendlich auf dieses verfahren gebracht. Zuerst möchte ich auf die Speicherung von Wasserstoff zu sprechen kommen da das Verfahren auf der Gewinnung und auch Speicherung von Wasserstoff aufbaut.
Die Speicherung von Wasserstoff stellt die Technik heute vor größere Herausforderungen. Zwar lässt es sich leicht durch z.B. Elektrolyse von Wasser herstellen und ist somit quasi überall und leicht verfügbar. Problematisch sieht es dann aber bei der Speicherung des Gases aus.

-Wasserstoff lässt sich entweder nur unter enormen Druck sinnvoll lagern (mehrere 100 Bar) oder als Flüssiggas. In beiden Fällen ist die Verdichtung bzw. Kühlung des Gases mit hohem Energieverbrauch belastet. Flüssiger Wasserstoff muss zudem Offen gelagert werden um ein Überdruck zu vermeiden. Das hat zu folge das ständig geringe Mengen Wasserstoff verloren gehen.

-Wasserstoff ist das leichteste Element und kann durch seine geringe Molekülgröße langsam durch Wände diffundieren. Zudem macht Wasserstoff viele Metalle durch Einlagerung Spröde, so das nicht jedes Material als Druckhülle geeignet ist.

-Wasserstoff bildet mit Luft ein hochexplosives Knallgasgemisch. Es ist empfindlicher was Entzündbarkeit angeht als andere brennbare Gase wie z.B. Methan. Zudem lässt es sich schon bei 4 Vol% Wasserstoffanteil an der Luft entzünden ab 18 Vol% reagiert es explosiv.

-Größtes Problem dürfte die niedrige Energiedichte darstellen. Flüssiger Wasserstoff hat Volumenbezogen etwa 1/3 der Energiedichte von Erdgas und etwa 1/4 der Energiedichte von Benzin. Aufs Gewicht bezogen schneidet Flüssigwasserstoff deutlich besser ab, weil er durch die geringe Molekülmasse sehr leicht ist. Da die Speicherung in der Regel aber Stationär ist, spielt der Gewichtsvorteil hier kaum eine Rolle.

So ab jetzt kommt das "Power to Ammonia" verfahren ins Spiel. Dabei wird der der Wasserstoff Chemisch gespeichert, indem er an ein Stickstoff Atom angelagert wird. Aus Wasserstoff wird somit Ammoniak (NH3). Der Stickstoff kann direkt aus der Luft gewonnen werden und z.B. mit Hilfe des Membran Verfahrens vom Sauerstoff aus der Luft abgetrennt werden.
Die Herstellung von Ammoniak hat eine lange Geschichte. Als damals im 19 Jahrhundert die Bevölkerung rasch stieg und man erkannte, dass die Düngung mittels herkömmlichen Methoden nicht mehr ausreiche, suchte man fieberhaft nach einer Methode den Stickstoff aus der Luft irgendwie für den Boden verfügbar zu machen, was dann auch gelang. Der Wasserstoff wird dabei unter hohem Druck und Temperatur zusammen mit dem Luftstickstoff an einem Eisenkatalysator zu Ammoniak "verbrannt". Mit Hilfe des so genanntem Haber Bosch verfahren ist es heute möglich Wasserstoff und Stickstoff im großen Stil zu Ammoniak reagieren zu lassen. Das verfahren wurde über die Jahre stetig erforscht und verbessert, so das man bereits große Kenntnisse in diesem Gebiet sammeln konnte.

Ammoniak hat gegenüber Wasserstoff einige Vorteile.

-Ammoniak siedet bei -33 Grad und ist somit Gasförmig. Es lässt sich aber problemlos bei Raumtemperatur unter Druck verflüssigen. In dieser Hinsicht ähnelt es da dem Propan. Man könnte es problemlos in Gasflaschen lagern (Bei 20 Grad etwa 9 Bar). Der Transport über Pipelines wäre denkbar.

-Es ist im reinem Zustand nicht Explosionsfähig im Kontakt mit Luft, so das bei einem Gasleck kaum Feuergefahr droht.

-Ein Leck ist durch den Ätzenden Geruch schnell wahrnehmbar. Die Geruchsschwelle liegt sehr niedrig.

-Die Volumenbezogene Energiedichte liegt über der von Flüssigwasserstoff, allerdings etwas weniger als die Hälfte der von Benzin.

-Der Umgang mit Ammoniak wurde bereits lange erprobt. So dient es z.B. als Kühlflüssigkeit im Eisstadion.

-Ammoniak ist zwar Giftig aber durch die Extreme Reizwirkung, dem unangenehmen Geruch
und die geringe geruchsschwelle sind Vergiftungen sehr selten.





Natürlich ist das ganze leider noch mit einigen Problemen behaftet, sonst gäbe es sicherlich überall schon solche Anlagen :)
Damit die Reaktion zur Ammoniaksynthese ablaufen kann, werden hohe Temperaturen und hoher Druck benötigt. Das erschwert es die Reaktion zu unterbrechen. Allerdings ist genau das nötig möchte man die Anlage mit erneuerbaren Energien betreiben. Der Strom steht ja nicht immer zur Verfügung. Aus diesem Grund wird bereits an Wegen geforscht die Reaktionsbedingungen soweit herunterzusetzten das auch häufige Unterbrechungen möglich sind.
Natürlich sollte auch der Energiebedarf weiter gesenkt werden. Mit Hilfe von neuartigen Ruthenium Katalysatoren konnte man hier schon einiges erreichen.

Bisher sind die Haber Bosch Reaktoren riesige Anlagen, daher ist eine vor Ort Speicherung der Energie direkt an der Quelle kaum möglich.
Die Anlagen könnte man aber dort aufstellen, wo ohnehin eine hohe Dichte an Erneuerbaren Energiequellen herrscht. Eine Anlage könnte so ein größeres Gebiet abdecken. Überschüssiger Strom würde direkt dorthin geleitet werden und so als Ammoniak in Großen Tanks gelagert werden. Wird der Strom gebraucht weil gerade Flaute herrscht, kann der Ammoniak wieder in Strom umgewandelt werden. Schwankungen im Stromnetz die bei Erneuerbaren automatisch auftreten, können so durch gezielte Energieabgaben ausgeglichen werden. Herrscht komplett Flaute über längere Zeit könnte die Anlage als Überbrückung die Energieversorgung übernehmen soweit der Vorrat eben reicht.


Bei der Umwandlung von Ammoniak in Energie wird ausschließlich Wasser und Stickstoff erzeugt. Die Stoffe gelangen in die Atmosphäre und werden dem Kreislauf wieder hinzugefügt. Das ganze ist also mit keinerlei CO2 Emission belastet und es entstehen auch keine Giftigen Abfallprodukte.



Über eine schöne Diskussion zu diesem Thema würde ich mich sehr freuen :)


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"Power to Ammonia" der Energiespeicher der Zukunft?

23.06.2022 um 04:10
Zahlen, Daten Fakten, das boese Wort "Wirkungsgrad'"?

Selbst ein wenig rumgerechnet?

Erkenntnisse daraus?


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"Power to Ammonia" der Energiespeicher der Zukunft?

23.06.2022 um 12:41
Was ich so finden konnte:

Wirkungsgrad bei der Elektrolyse von Wasser etwa 60-70 %.

Die verflüssigung von Wasserstoff kostet nochmal etwa 30% dessen Heizwertes.



Beim "Power to Ammonia" verfahren ist der größte zusätzliche Energiefaktor die Reaktion der Komponenten Stickstoff und Wasserstoff zu Ammoniak. Obwohl die Reaktion schwach Exotherm ist und somit von alleine weiter laufen sollte, hat sich gezeigt das der Luftstickstoff kinetisch derart gehemmt ist, was dann Einsatz von Hoher Temperatur, Druck und Katalysator nötig macht.

Das hier hab ich aus Wikipedia:
Bei dieser grünen Ammoniaksynthese entfallen etwa 92 % des Energieaufwands auf die Elektrolyse. Im Vergleich zur Wasserstoffherstellung mittels Elektrolyse muss berücksichtigt werden, dass hierbei i. d. R. eine nachfolgende Kompression oder Verflüssigung notwendig ist und der Energiebedarf der Ammoniakherstellung deshalb nicht unbedingt höher ist, da Ammoniak bereits bei niedrigeren Temperaturen und Drücken (z. B. 20 °C, 8,58 bar) flüssig vorliegt.
Quelle: Wikipedia: Power-to-Ammonia

So viel Verlust ist das also gar nicht mal. Besonders die einfachere Handhabbarkeit gegenüber dem Wasserstoff machen es schon attraktiv. So könnte man den Ammoniak auch von dort abziehen und so z.B. für Fahrzeuge als Treibstoff nutzbar machen.


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"Power to Ammonia" der Energiespeicher der Zukunft?

23.06.2022 um 13:56
Hallo @SagittariusB , hallo @alle !


Wenn es um Schiffsantriebe geht, dann arbeitet man bereits am Ammoniakmotor.

https://www.explortal-logistics.net/news/pressemitteilung-rostocker-forscher-untersuchen-einen-ammoniak-antrieb-fuer-die-binnenschifffahrt-5753

Das, was bei Schiffsmotoren funktioniert, müsste auch in einem angepassten PKW Dieselmotor funktionieren.

Andere setzen auf Brennstoffzelle .

https://power-to-x.de/ammoniak-als-schiffsantrieb/


Gruß, Gildonus


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"Power to Ammonia" der Energiespeicher der Zukunft?

23.06.2022 um 13:58
Zitat von SagittariusBSagittariusB schrieb:So könnte man den Ammoniak auch von dort abziehen und so z.B. für Fahrzeuge als Treibstoff nutzbar machen.
@SagittariusB
Die Idee ist ja ganz interessant, aber wie @THX1138 bemerkt hat, ist der Wirkungsgrad das Hauptproblem. Wird Ammoniak im Ottomotor verbrannt, dann hat man dort wiederum nur einen Wirkungsgrad von 20 bis maximal 35 Prozent. Der Rest ist sinnlose Outdoor-Heizung. Deutlich besser sieht es im Kraftwerk aus, dort erreicht man Wirkungsgrade bis ca. 60 Prozent und kann teils auch noch die Abwärme nutzen (Fernwärme, Hackschnitzeltrocknung). Allgemein kann man sagen, dass jeder zusätzliche Prozessschritt und vor allem der Weg über Verbrennungsmaschinen Energie kostet.

Den besten Wirkungsgrad zur Speicherung elektrischer Energie haben wahrscheinlich Batterien (98 Prozent), gefolgt von Pumpspeicherkraftwerken. Im großen Maßstab alles nihch so einfach.


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"Power to Ammonia" der Energiespeicher der Zukunft?

23.06.2022 um 15:22
Beim "Power to Ammonia-Verfahren" geht es ja weniger um die Nutzung, sondern vielmehr um die Speicherung und den Transport von Energie. Dass die Verbrennung z.B. in einem Otto-Motor nicht effizient ist, kann man dem Verfahren ja wohl nicht anlasten.


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"Power to Ammonia" der Energiespeicher der Zukunft?

23.06.2022 um 16:13
Zitat von SagittariusBSagittariusB schrieb:Das ganze ist also mit keinerlei CO2 Emission belastet
"Keinerlei" stimmt natürlich so nicht. Auch bei Strom aus erneuerbaren Energien fällt CO2 an (das Windrad oder das PV-Modul müssen ja auch gebaut, transportiert und entsorgt werden). Nur halt viel weniger, als wenn man fossile Brennstoffe verbrennt.
Aber das bedeutet, dass der Wirkungsgrad zumindest nicht ganz egal ist.

Aber es ist wirklich eine gute Sache für einen bestimmten Anwendungszweck. Nämlich wenn es auf einfachen Transport oder schnelles Tanken an kommt. Vielleicht auch, wenn es dauerhaft sehr kalt ist.

Für ein Auto im Kurz- oder Mittelstreckenbetrieb in den meisten Ländern der Welt ist vermutlich batterieelektrisches Fahren weitgehend alternativlos.

Wir werden in dem Bereich einfach von "eines für alles", was auf jeden Fall der Vorteil fossiler Brennstoffe ist, immer mehr zu anwendungsspezifischen Lösungen kommen.
Für A eher die Batterie, für B eher Wasserstoff und für C eher Ammoniak oder etwas Vergleichbares.
Schön ist, dass so viel und in so viele Richtungen geforscht wird.


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"Power to Ammonia" der Energiespeicher der Zukunft?

23.06.2022 um 20:40
Zitat von Mr.StielzMr.Stielz schrieb:Den besten Wirkungsgrad zur Speicherung elektrischer Energie haben wahrscheinlich Batterien (98 Prozent), gefolgt von Pumpspeicherkraftwerken. Im großen Maßstab alles nihch so einfach
Letztendlich muss man ja irgendwo einen Anfang machen, denn uns läuft langsam die Zeit davon.
Natürlich ist der Wirkungsgrad nicht Optimal das will ich nicht bestreiten. Wenn man aber einen Anfang wagen will, halte ich das Verfahren für geeignet. Umbauen ließe sich später ja immer noch, sollten bessere Alternativen da sein - vor allem welche die sich leicht umsetzten lassen.

Pumpspeicher sind natürlich eine gute Möglichkeit, allerdings stark an geographische Gegebenheiten gebunden (also nix für Norddeutschland). Durch starke Bebauung ist es sowieso zunehmend schwer einen geeigneten Platz zu finden. So ein Stausee nimmt ja ordentlich an Platz ein. Auch die geologische Beschaffenheit des Untergrunds muss mitspielen.
-
Akkumulatoren haben zwar einen hohen Wirkungsgrad, werden aber nach einer gewissen Zyklenanzahl immer leistungsschwächer und müssen irgendwann ausgetauscht werden. Zudem entladen sich die Zellen mit der Zeit selbst, so das der Strom auch nicht unbegrenzt lange gelagert werden kann. Das Lithium für die Akkumulatoren ist selten und demensprechend Teuer, zudem muss es ja erst mal gewonnen werden aus dem Geförderten Salz.
Und dass die Art wie das Lithium gewonnen wird auch nicht gerade umweltfreundlich ist, ist ja auch kein Geheimnis mehr.

Lithiumakkumulatoren sind im kleinen Maßstab durchaus geeignet um hohe Leistungen abzurufen, im großen Maßstab (als Energiespeicher) dann doch eher weniger. Zumindest bis jetzt.
Zitat von kleinundgrünkleinundgrün schrieb:Das ganze ist also mit keinerlei CO2 Emission belastet
"Keinerlei" stimmt natürlich so nicht
Is natürlich richtig. Jede Erneuerbare Energie muss irgendwo auch ein CO2 Opfer bringen. Das wichtigste ist denk ich, die Energie die zum Aufbau benötigt wurde wieder schnell rauszuholen. Ansonsten wäre es ja sowieso schwachsinn etwas anzufangen :)


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"Power to Ammonia" der Energiespeicher der Zukunft?

23.06.2022 um 20:49
Zitat von Mr.StielzMr.Stielz schrieb:Die Idee ist ja ganz interessant, aber wie @THX1138 bemerkt hat, ist der Wirkungsgrad das Hauptproblem. Wird Ammoniak im Ottomotor verbrannt, dann hat man dort wiederum nur einen Wirkungsgrad von 20 bis maximal 35 Prozent.
Wie @Gildonus schon schrieb könnte man den Ammoniak eventuell als Kraftstoff für Schiffe nutzen. Interessant wird es hier in Bezug auf die vielen Offshore Windparks vor der Nordseeküste. Viele Windräder sind ja bis jetzt nicht angeschlossen ans Stromnetz. Hier könnte man an der Küste den Strom direkt abgewinnen und so in Zukunft die Großen Containerschiffe befüllen.
Nur so als Idee gedacht.


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"Power to Ammonia" der Energiespeicher der Zukunft?

23.06.2022 um 21:00
Hallo @SagittariusB , hallo @alle !


Es war (oder ist) angedacht Ammoniak in der Wüste mit Solarstrom herzustellen und den dann in "alle Welt" zu verschiffen.

Bei der Herstellung von "Solarstrom - Ammoniak" geht es erst einmal nicht um Wirkungsgrade, weil es genug "Sonne in der Wüste" gibt, sondern um Betriebskosten bei der Herstellung und dem Weitertransport. Eine Quelle kann ich dir "auf die Schnelle" nicht anbieten.


Gruß, Gildonus


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"Power to Ammonia" der Energiespeicher der Zukunft?

23.06.2022 um 21:02
@SagittariusB

Die eigentliche Frage wäre doch eher, welchen Vorteil gibt es im Vergleich zur Methanisierung, denn man kann statt nem Stickstoffatom auch einfach ein Kohlenstoffatom an den Wasserstoff dranhängen. Methan is quasi Erdgas, kann also problemlos in den vorhandenen Erdgasspeichern gelagert werden und auch Biogas is hauptsächlich Methan.
Methan kann auch in den vorhandenen Gaskraftwerken genutzt werden.
Zudem is Ammoniak ordentlich giftig.

mfg
kuno


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"Power to Ammonia" der Energiespeicher der Zukunft?

23.06.2022 um 21:35
@kuno7

Um Methan Herzustellen muss man das CO2 aus der Luft aufkonzentrieren. Das ist bei einem Anteil von 0,04 % deutlich schwieriger als das beim Stickstoff der Fall ist.

Um das CO2 zu spalten wird es mit Wasserstoff unter hohen Temperaturen und Druck zu H2O und CO umgesetzt. Dabei geht ein Teil des Wasserstoffs bereits verloren. Das Synthesegas CO und H2 kann dann ebenfalls unter hohem Druck und Temperatur zu Methanol umgesetzt werden. Das wäre letztendlich immer noch effektiver als Methan Herzustellen, da dies ja auch wieder unter großen Aufwand verflüssigt oder Komprimiert werden muss.

An dem Thema wird ja zurzeit viel geforscht. Sollte der Wirkungsgrad der "Kohlenstoffmethode" irgendwann höher sein wäre es natürlich vorzuziehen. Allein der Energiegehalt der Kohlenwasserstoffe spricht für sich.


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"Power to Ammonia" der Energiespeicher der Zukunft?

23.06.2022 um 21:38
Hallo @SagittariusB , hallo @alle !


Ich habe beim Stöbern zum Thema folgendes gefunden.

https://www.chemanager-online.com/news/milliardenprojekt-zu-ammoniak-aus-gruenem-wasserstoff-saudi-arabien

Der Artikel ist 2 Jahre alt und beschreibt ein geplantes Ammoniak - Projekt in Saudi Arabien.
Ob es umgesetzt wird und rentabel arbeiten kann ist eine andere Frage.


Gruß, Gildonus


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"Power to Ammonia" der Energiespeicher der Zukunft?

23.06.2022 um 22:19
Zitat von SagittariusBSagittariusB schrieb:Um Methan Herzustellen muss man das CO2 aus der Luft aufkonzentrieren. Das ist bei einem Anteil von 0,04 % deutlich schwieriger als das beim Stickstoff der Fall ist.
Nich zwingend, denn es gibt ja konzentrierte CO2 Quellen, zb. Gaskraftwerke oder Biogasanlagen. Wenn der Wasserstoff methanisiert wird, dann wird das Methan auch wieder verbrannt und da bekommt man immer konzentriertes CO2.
Zitat von SagittariusBSagittariusB schrieb:Um das CO2 zu spalten wird es mit Wasserstoff unter hohen Temperaturen und Druck zu H2O und CO umgesetzt. Dabei geht ein Teil des Wasserstoffs bereits verloren.
Die Effizienz der Methanisierung is aber schon ganz ordentlich:
Hochtemperaturelektrolyse und Methanisierung als gemeinsamer Power-to-Gas-Prozess mit einem Wirkungsgrad von über 75 Prozent im Technikumsmaßstab zu realisieren.
Quelle: https://www.iwr.de/news/forscher-steigern-wirkungsgrad-von-power-to-gas-anlagen-kraeftig-news35044 (Archiv-Version vom 20.05.2022)
75% inclusive Elektrolyse dürfte schwer zu schlagen sein.
Zitat von SagittariusBSagittariusB schrieb:Das wäre letztendlich immer noch effektiver als Methan Herzustellen, da dies ja auch wieder unter großen Aufwand verflüssigt oder Komprimiert werden muss.
Nein, Methan muss eben nich zusätzlich komprimiert werden, denn man kann es problemlos im fast überall vorhandenen Gasnetz einspeisen. Riesige Speicher sind ebenfalls schon vorhanden.

mfg
kuno


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"Power to Ammonia" der Energiespeicher der Zukunft?

24.06.2022 um 07:33
Zitat von GildonusGildonus schrieb:Der Artikel ist 2 Jahre alt und beschreibt ein geplantes Ammoniak - Projekt in Saudi Arabien.
Es gab dahingehend schon viele Projekte, die sogar bis ins 19. Jahrhundert zurückreichen...
Lange Geschichte
Ammoniak wurde schon 1872 als Energiespeicher und Treibstoff verwendet. Damals fuhren die Straßenbahnen in New Orleans mit diesem Energieträger. Im 2. Weltkrieg fuhren belgische Busse mit Ammoniak. 1981 wurde in den USA ein Chevrolet Impala mit Ammoniak betrieben.
https://www.bayern-innovativ.de/de/seite/ammoniak-wasserstoffspeicher

Vieles von dem, was uns heute als "neu" verkauft wird, hat es schon vor langer Zeit gegeben, es wurde dann aber aus wirtschaftlichen Gründen nicht weiter verfolgt, da es günstigere Verfahren gab.

Bin mal gespannt, was noch alles aus der Mottenkiste rausgeholt wird, um dort Platz für die Verfahren zu schaffen, die auf fossilen Energieträgern basieren. :D


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"Power to Ammonia" der Energiespeicher der Zukunft?

24.06.2022 um 15:35
Zitat von kuno7kuno7 schrieb:SagittariusB schrieb:
Um Methan Herzustellen muss man das CO2 aus der Luft aufkonzentrieren. Das ist bei einem Anteil von 0,04 % deutlich schwieriger als das beim Stickstoff der Fall ist.
Nich zwingend, denn es gibt ja konzentrierte CO2 Quellen, zb. Gaskraftwerke oder Biogasanlagen. Wenn der Wasserstoff methanisiert wird, dann wird das Methan auch wieder verbrannt und da bekommt man immer konzentriertes CO2.
Würde aber auch bedeuten das "Power-to-gas" Kraftwerke sowohl an Standorte mit CO2 Quelle als auch ausreichend Erneuerbare Energien im Umkreis angewiesen sind. Das schränkt die Standortwahl dann etwas ein.
Zitat von kuno7kuno7 schrieb:Hochtemperaturelektrolyse und Methanisierung als gemeinsamer Power-to-Gas-Prozess mit einem Wirkungsgrad von über 75 Prozent im Technikumsmaßstab zu realisieren.
Theoretisch müsste das mit der Hochtemperaturelektrolyse dann aber auch für "Power-to-Ammonia" funktionieren, oder? Dort ist man ja auch auf Wasserstoff gleichermaßen angewiesen.

Der Wirkungsgrad von 60-70% wie ich oben angegeben habe, läge dann auch hier bei etwa 80%.

https://emcel.com/de/hochtemperatur-elektrolyse/


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"Power to Ammonia" der Energiespeicher der Zukunft?

24.06.2022 um 21:24
Zitat von SagittariusBSagittariusB schrieb:Theoretisch müsste das mit der Hochtemperaturelektrolyse dann aber auch für "Power-to-Ammonia" funktionieren, oder? Dort ist man ja auch auf Wasserstoff gleichermaßen angewiesen.

Der Wirkungsgrad von 60-70% wie ich oben angegeben habe, läge dann auch hier bei etwa 80%.
Bei Methan kann man durch Nutzung der Prozesswärme mit leichten Wirkungsgradverlusten von Wasserstoff auf Methan kommen. Kann durchaus sein dies auch auf Ammoniak zutrifft aber ich sehe hier nicht wirklich einen Vorteil, da für Methan die weitere Infrastruktur schon weitgehend vorhanden ist. Auch habe ich da so im Kopf das man aus Ammoniak dann halt auch Sprengstoffe herstellen kann, da muss man dann auch keinen Dünger mehr kaufen...


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"Power to Ammonia" der Energiespeicher der Zukunft?

25.06.2022 um 11:10
Hallo @Peter0167 , hallo @alle !


Ich habe in der Mottenkiste nach Ammoniakautos gesucht und den erwähnten Impala gefunden. :D :D :D
Die Nachrichtensendung, aus der der Link stammt, ist auch schon in die Jahre gekommen.

Youtube: Ammonia Powered Car
Ammonia Powered Car
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Verbrennermotor mit Ammoniak als Brennstoff scheint problemlos zu funktionieren und erfordern geringe Umbaumaßnahmen.
Ich hoffe, der Link funzt.


Gruß, Gildonus


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"Power to Ammonia" der Energiespeicher der Zukunft?

25.06.2022 um 12:54
Zitat von SagittariusBSagittariusB schrieb:Würde aber auch bedeuten das "Power-to-gas" Kraftwerke sowohl an Standorte mit CO2 Quelle als auch ausreichend Erneuerbare Energien im Umkreis angewiesen sind. Das schränkt die Standortwahl dann etwas ein.
Das stimmt, is aber kein wirklich großer Nachteil.
Zitat von SagittariusBSagittariusB schrieb:Theoretisch müsste das mit der Hochtemperaturelektrolyse dann aber auch für "Power-to-Ammonia" funktionieren, oder? Dort ist man ja auch auf Wasserstoff gleichermaßen angewiesen.
Richtig, vermutlich geben sich die Prozesse nich viel, was den Wirkungsgrad angeht. Der Vorteil, die gesamte, bereits vorhandene Gas Infrastruktur ohne Umbau weiternutzen zu können (die ja auch für Biogas nutzbar is) und über den Stand der Entwicklung stufenlos von heute Erdgas auf zukünftig synthetisches Methan und Biogas umstellen zu können, is schon enorm.
Für Ammoniak braucht es eine komplett neue Infrastruktur, die dann parallel aufgebaut und betrieben werden müsste, dafür scheinen mir die Vorteile (wenn es denn überhaupt welche gibt) zu gering.

mfg
kuno


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"Power to Ammonia" der Energiespeicher der Zukunft?

26.06.2022 um 16:25
Zitat von tarentaren schrieb:Auch habe ich da so im Kopf das man aus Ammoniak dann halt auch Sprengstoffe herstellen kann, da muss man dann auch keinen Dünger mehr kaufen...
Dazu muss der Ammoniak erst zu Salpetersäure oxidiert werden.

Wikipedia: Ostwald-Verfahren

und diese wird dann mit Ammoniak oder aber auch anderen Organischen Substanzen zu Sprengstoff umgesetzt.

Ammoniak selbst ist nicht explosiv, gilt noch nicht mal als Feuergefährlich.


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