Jaime schrieb:Auch in deinem "natürlichen" Gleichgewicht muss der Luchs den Hasen aktiv jagen.
Nur daß das erst dann ein Gleichgewicht ist, wenn der Hase auch den Luchs in dessen Grenzen hält. Nicht daß ich darauf noch nicht hingewiesen hätte (Räuber-Beute-Beziehung). Wo bittschön reglementiert denn die Natur das Eingreifen des Menschen?
Eben erst hast Du ja das Loblied auf den sich von der Natur befreienden Menschen gesungen - da hast Du Dein fehlendes natürliches Gleichgewicht!
Und es bleibt dabei: wo pegelt sich denn nun das Wildschwein-Mensch-Gleichgewicht ein? Der Luchs reißt so viel Hasen,
A) wie er braucht,
B) wie er schafft,
C) wie er vorfindet.
B und C limitieren ihrerseits den Luchs. Ich mein, wir reden doch von Gleichgewicht, natürlichem zumal. Gleicgewicht ist nun mal keine Einbahnstraße. Das Menschliche Einwirken schon.
Jaime schrieb:Dein sogenanntes künstliches Gleichgewicht unterscheidet sich vom natürlichen doch nur daran das der Mensch darin eine aktive Rolle einnimmt
Wie albern ist das denn? Eben noch schreibste
Jaime schrieb:Auch in deinem "natürlichen" Gleichgewicht muss der Luchs den Hasen aktiv jagen.
und nu isses doch wieder ein Unterschied?
Nee, der Unterschied ist eben der, daß das Agieren nicht zu einem Gleichgewicht, zu einer "Beziehung" führt, in der beide beteiligte Spezies als Teile eines Systems inter-agieren. Vielmehr agiert der eine, der Rest wird reglementiert, ohne eine direkte Rückwirkung zu haben.
Jaime schrieb:Dein sogenanntes künstliches Gleichgewicht unterscheidet sich vom natürlichen doch nur daran das der Mensch [...] das Gleichgewicht herstellt.
Er legt das Gleichgewicht fest und setzt es dann um. Das ist wesentlich was anderes, als wenn zwei "Parteien" durch ihr Agieren den je anderen "in seine Grenzen setzen".
Jaime schrieb:Was das miteinander zu tun hat? Ganz einfach das diese CO2-Verknappung nicht bsp. schon in einer halben sonder vielleicht erst einer ganzen Milliarde Jahre eintritt bis die alternde Sonne dem Leben hier sowieso ein Ende bereitet.
Ganz einfach? Ganz einfach falsch ist das! Nochmals: Der heutige CO2-Gehalt in der Erdatmosphäre hat schlicht Null Auswirkungen auf den CO2-Gehalt in hundert Millionen Jahren.
Kohlenstoff verschwindet aus der Atmosphäre ja nicht nur durch die Photosysnthese, von wo er über den Nahrungskreislauf letztlich wieder in die Atmosphäre gelangt. Zum einen gelangt organischer Kohlenstoff auch dauerhaft in die Sedimente (z.B. als Braun- und Steinkohle), zum anderen aber auch durch Bildung von Kalk. Kalk ist eines der häufigsten Materialien in der Erdkruste. Durch Plattentektonik wird ein Teil des Kalkes wieder an die Oberfläche gebracht, wo durch Verwitterung allerdings auch wieder Kohlenstoff gebunden werden kann, zum anderen Teil gelangt der Kalk durch Subduktionen aber auch in den äußeren Erdmantel. Dank Vulkanismus udgl. gelangt Kohlenstoff aber auch wieder aus dem Erdmantel in die Atmosphäre. Auf lange Zeiträume gesehen bestimmen diese geologischen Kreisläufe den Kohlenstoffanteil an der Oberfläche bzw. in der Atmosphäre.
In einigen hundert Millionen Jahren aber wird die Plattentektonik mehr und mehr zum Erliegen kommen (und mit ihr logischerweise aucvh der Vulkanismus). Und damit isses auch Essig mit dem Kohlenstoffkreislauf. Was dann erst einmal durch die Bildung von Kalk an Kohlenstoff gebunden wird, das bleibt dann auch weg. Die Reste von Kohlenstoff in Atmosphäre und Biomasse werden noch ne Weile lang den "kleinen Kohlenstoffkreislauf" durchspielen, aber immer mehr C geht verloren, solange sich auch noch Kalk bildet (und Kalzium ist nun mal ein sehr häufiges Element der Erdkruste).
In der Atmosphäre befinden sich 850 Gigatonnen Kohlenstoff, in den Meeren 38.000 Gigatonnen, aber im Kalkgestein der Erdkruste sind geschlagene 60 Millionen Gigatonnen Kalk gebunden. Kohlenstoff in Kohle, Erdöl und Erdgas machen gerade mal 4100 Gigatonnen aus. Die Bildung und Zersetzung von Kalk entscheidet weit stärker, wie es um den Kohlenstoff in Atmosphäre und Biomasse bestellt sein wird, als das Bisserl, das wir Menschen in die Atmosphäre jagen können. Jedenfalls auf lange Zeit betrachtet (Millionen bis hunderte Millionen Jahre). Heutiges menschengemachtes CO2 hat natürlich auf kurze Zeiträume weit mehr Einfluß, aber noch ein paar (geologisch) kurze Zeiträume, und unser CO2-Fußabdruck ist längst verschwunden. Das hat Null Auswirkung auf eine Zukunft in hundert Millionen Jahren.
Wikipedia: KohlenstoffzyklusErzähl hier also nicht sowas, unser heute verursachter CO2-Gehalt der Atmosphäre würde jene CO2-Verknappung in ner halben Milliarde Jahre ausbremsen.
Jaime schrieb:Je nach Simulation und welche Bedingungen man einfließen lässt dauert es 1-3 Milliarden Jahre. Gehen wir vom worst case aus, dann hast keine paar Milliarden mehr sonder nur noch ca. 1 Milliarde Jahre.
Wie jetzt? In einer Milliarde Jahren wird die Sonne womöglich zum Roten Riesen?
Ach so, Du meinst das mit der Habitablen Zone. Das soll ja schon vorher passieren.
Wenn man bedenkt, daß der Mars noch immer außerhalb der klassischen Habitablen Zone liegt, die Sonne in früheren Zeiten weniger viel Energie abgegeben hat, dann sollte Dich schon mal wundern, wieso es vor vier Milliarden Jahren zumindest regional und zumindest jahreszeitlich flüssiges Wasser gegeben hat. Und ebenso sollte es Dich wundern, wieso sich die globalen Oberflächentemperaturen auf der Erde in den letzten mindestens 4 Milliarden Jahren ziemlich stabil bis heute gehalten haben. Eigentlich hätte es damals doch arschkalt auf der Erde sein müssen, nicht geeignet für Leben, das auf flüssiges Wasser angewiesen ist. Seit vier Milliarden Jahren sorgt die Erde quasi kontinuierlich für den Ausgleich des von der Sonne her gelieferten Energiehaushaltes zur Schaffung von lebensfreundlichen Temperaturen vor Ort. Sei es durch das Halbwertszeitbedingte Runterfahren der eigenen Energiebbereitstellung, sei es durch veränderte atmosphärische Bedingungen, aufgenommene thermische Strahlung kürzer oder länger innerhalb der Erdatmosphäre festzuhalten. Das Lebensfreundliche "System Erde" darf man bei solchen Überlegungen nicht außer Acht lassen, die Lebensbedingungen hier hängen beileibe nicht monokausal von der Stellaren Habitablen Zone ab.
Aber selbst wenn wir mal dieses von Dir angesprochene Szenario vom Ende der Habitablen zone für die Erde in einer Milliarde Jahren annehmen, so hat das dennoch nichts mit der hier verhandelten "zweiten Sauerstoffkatastrophe" zu tun und ist schlicht irrelevant.
Jaime schrieb:Für großen Unfug halte ich eher zu denken das Steinkohleablagerungen und Erdöllagerstätten die es in hunderten Millionen Jahren vielleicht nie wieder zurück in die Biosphäre geschafft hätten keine Langzeitauswirkungen haben.
Ein paar tausend, vielleicht sogar ein paar zehntausend Jahre. Schlimm genug für uns. Aber in hundert Millionen Jahren deutet nichts in der künftigen Atmosphäre mehr darauf hin, wie viel C wir hier jahrtausendelang in die Atmosphäre zusätzlich geschleudert haben (seit Reisanbau und Viehzucht hat die Menschheit den atmosphärischen Methangehalt deutlich gepusht; in der Forschung wird diskutiert, ob die Warmzeit der letzten 10.000 Jahre wegen dieses Humaneinflusses anders als die früheren Zwischeneiszeiten global so stabil verlief).
Jaime schrieb:Diese Eiszeiteffekt kommen wahrscheinlich größtenteils daher, das die Weltmeere in abhängigkeit von der Temperatur CO2 binden. Sinken die Temperaturen, können sie mehr CO2 binden, steigen sie entgast das CO2 wieder in die Atmosphäre.
Selbst heute nehmen die warmen Weltmeere dauerhaft pro Jahr über 2 Gigatonnen des menschengemachten zusätzlichen Kohlendioxids aus der Atmosphäre auf. In den Neunziger Jahren waren es ziemlich genau 2 GT/a, in den Achtzigern noch nur 1,6 GT. Es ist wohl ein bisserl komplizierter mit dem CO2-Austausch zwischen Atmo- und Hydrosphäre als wie Du es da darstellst. Der Eiszeiteffekt dürfte sich etwas anderser erklären lassen müssen. Z.B.
Wikipedia: Kaltzeit#UrsachenJaime schrieb:Ich denke du überschätzt hier die irdische Biomasse generell.
Auf (geologisch) kurze Zeiträume jedenfalls nicht. Ich schrieb ja, daß in der Atmosphäre 850 GT CO2 stecken. Heute macht CO2 mehr als 420 ppm aus, vorindustriell waren es 280 ppm. Will heißen, vorindustriell befanden sich 560 GT CO2 in der Atmosphäre. Noch früher schrieb ich, daß die Verweildauer des Kohlenstoffs in der Atmosphäre in Form von CO2 ca. 5 Jahre beträgt. Für einen regelmäßigen Austausch muß die Biomasse also pro Jahr 112 GT CO2 aus der Atmosphäre entnehmen und 112 GT CO2 in die Atmosphäre abführen, dann kommt das mit den 560 GT mit 5 Jahren Verweildauer hin.
Ist aber ein bisserl anderser. Pro Jahr verbraucht pflanzliche Photosynthese an Land ca. 120 GT. Kommt ja so ungefähr hin. Allerdings atmen diese Pflanzen auch wieder 60 GT CO2 aus. Und die tierische CO2-Produktion an Land erbringt nochmals rund 55 GT. Weitere 1 GT stammt von Detritus, also organischer Zersetzung. Bleibt also ein jährlicher CO2-Verlust von 4 GT. Womit die 290 GT zusätzlichen CO2-Gehalts in der Atmosphäre (die mehr als 140 ppm, die zwischen 280 und gut 420 ppm liegen) in weniger als 75 Jahren abgebaut werden könnten.
Klar, es gibt auch noch abiogene CO2-Freisetzung und CO2-Bindung. Doch sind die eben nicht hauptverantwortlich für den kleinen Kohlenstoffkreislauf mit den fünf Jahren Verweildauer in der Atmosphäre. Dies wird von der Biomasse selbst geleistet, zu weit über 90%. Erst auf längere Sicht spielen diese Faktoren dann eine größere Rolle.
In den Meeren wird übrigens auch biogen mehr CO2 abgebaut als freigesetzt. Aber das betrifft dann erst mal den marinen CO2-Gehalt. Und auch hier kommen weitere Faktoren hinzu, z.B. die Kalkproduktion.
Jaime schrieb:Ein großteil des CO2 wird durch die Verwitterung von Gestein gebunden.
Nee, wirklich nicht. In der Tat kann bei der Verwitterung von Kalk CO2 gebunden werden. Ist aber ein eher langsamer Prozeß. Hinzu kommt, daß dieser Prozeß sich auch umkehren kann, daß also Kalziumhydrogenkarbonat-haltiges Wasser durch Verdunstung Kalk und CO2 abgibt. So entstehen z.B. Tropfsteine. Oder Kalkränder in Blumentöpfen. Da unsere Meere nicht längst durch Kalziumhydrogenkarbonat versalzen ist, scheint sich dieser Stoff nach einer Weile wieder umzuwandeln. Ab einer gewissen Konzentration in Kalk. Und CO2. Übrigens spielen Photosynthese betreibende Pflanzen eine große Rolle bei dieser Rückverwandlung von Ca(HCO3)2 in CaCO3 + H2O + CO2.
Letztlich ist also auch das nur eine zeitweilige Bindung, und ebenfalls eine, die hauptsächlich im Gleichgewicht liegt. Mit einer gewissen Verweildauer des CO2 in Hydrogenkarbonat-Gestalt.
Jaime schrieb:Events wie die Bildung des Himalaya haben da in jüngerer Zeit wohl einen mindestens genauso großen, wenn nicht größeren Einfluss auf den CO2-Gehalt in der Atmosphäre.
Das erklär mal.
Jaime schrieb:Da Erdoberfläche, Sonnenlicht und günstige Umweltbedingungen(Wüsten zähle ich mal nicht dazu) begrenzt sind, frage ich mich wo sich hier ein Gleichgewicht einstellen soll. Die Biomasse entzieht der Atmosphäre über 100 Millionen Jahren langsam das CO2 und bindet es als Kohle- und Öllagerstätten solange bis der CO2 Gehalt so niedrig ist das die Pflanzen auch irgendwann die C4-Pflanzen absterben. Das ist kein Gleichgewicht, das ist ein Prozess der langsam von a nach b läuft.
Du hättest vielleicht besser mal recherchieren statt raten sollen. Habs ja nu schon verraten. Aber für ähnliche Fälle in der Zukunft solltest Du meinen Rat dennoch berücksichtigen.