caligae168 schrieb:Dazu frage ich mich (und euch) warum die Erzeuger des "surpluses" sich das überhaupt gefallen liesen und mitgemacht haben.
Für Dich scheint das ja automatisch Ausbeutung und Unterdrückung zu heißen, sonst könntest Du nicht auf diese Frage kommen. Es ist hingegen eine Art Gesellschaftsvertrag. Die Gemeinschaft benötigt etwas, das nicht jeder einzelne für sich selbst leisten kann. Also einigen sich die Mitglieder der Gemeinschaft darauf, daß ein einzelner oder eine Gruppe zur Bewältigung dieser Aufgabe abgestellt wird und entsprechend von den übrigen Mitgliedern der Gemeinschaft dafür versorgt werden muß. Damit letzteres ordentlich ablaufen kann, wird jemand dafür abgestellt, genau dies zu organisieren und zu überwachen.
So entstehen Berufe, die nicht der Erwirtschaftung der Lebensgrundlage dienen, sondern der Verwahrung, der Verteilung und des Schutzes dieser Lebensgrundlage. Und das zieht eben auch den Beruf der Verwaltung sowohl der Lebensgrundlage als auch der obigen Aufgaben und Funktionsträger nach sich.
Dieser letzte Beruf ist nicht notwendig der Anführer einer akephalen Gesellschaft, denn dessen Fähigkeiten müssen andere sein. Dieser Beruf ist das, was aus einer akephalen Gesellschaft eine kephale macht, er ist der kephalos, der Kopf (und wir nennen eine überbordende Verwaltung noch immer "Wasserkopf"). Und klar, über kurz oder lang ersetzt der auch den Anführer, wodurch hierbei eben auch genau die Macht- und Herrschaftsstrukturen entstehen können (nicht unbedingt müssen), die schließlich zu Ausbeutung und Unterdrückung führen.
Aber so fängt das nicht an, da endet es allenfalls.
caligae168 schrieb:wieso fällt mir dabei die Mafia ein?
Erstens wird die Mafia nicht ohne Grund mit einem Staat im Staat verglichen. Zweitens, und das ist wesentlicher: Es macht einen wesentlichen Unterschied, ob eine Gemeinschaft sich jemanden sucht, der zu ihren Konditionen und nach ihren Wünschen und Bedürfnissen für sie arbeitet, oder ob jemand sich so ne Gemeinschaft sucht, die ihn nach seinen Wünschen und Bedürfnissen zu alimentieren habe für das, was er ihnen nach seinem Gusto "anbietet" (aufzwingt).
Übrigens können beide Versionen am Ende zu einem funktionierenden Staat führen, der gerecht oder ungerecht funktioniert, egal, wie es mal dazu gekommen ist.
König David war nebenbei bemerkt mal just so ein "Mafioso", wie in 1.Samuel25 nachgelesen werden kann. Er leistet ungefragt Schutz (vor allem vor sich selbst), verlangt dann dafür Bezahlung, und wenn jemand nicht zahlt, droht Ärger. Als späterer König war er dann eher der gerechte Typ. Erst unter seinem Sohn Salomo kam es zu einer ausufernden Abgabenlast, die beim Amtsantritt unter seinem Sohn und Nachfolger Rehabeam zum Auseinanderbrechen des Reiches führte (1.Könige12).