Finanzierung der Pyramiden im Alten Ägypten?
19.02.2021 um 13:23
Offensichtlich gibt es noch einen Klärungsbedarf zur Surpusgesellschaft.
Selbst die jungpaläolithischen Jäger und Sammler hätten problemlos einen Surplus erwirtschaften können, aber die "Fähigkeit zum Surplus" macht noch keine Surplusgesellschaft.
Auch das Erwirtschaften eines "Notgroschens", eines Vorrats für Krisenzeiten, ist kein Surplus, obwohl es ja ein "mehr als benötigt" darstellt. Doch ist ein Surplus eben nicht einfach ein "Mehr", sondern ein Mehr, mit dem gearbeitet wird, das eingesetzt, umgesetzt wird (und nicht in Omas Sparstrumpf für harte Zeiten steckt). Eine Surplusgesellschaft ist eine SurplusWirtschaft.
Keine Gesellschaft, die das Zeug zum Surplus hat, legt es darauf an, eine Surplusgesellschaft zu werden. Erst die komplexer werdende Gesellschaft zwingt die Leute zum Erwirtschaften und Verwenden des Surplus. Wenn "Berufe" entstehen, die nicht der Selbstversorgung mit Nahrung dienen. Da könnte man an Handwerker denken, doch in der Regel handwerkelte damals noch jeder für seinen eigenen Bedarf. Und selbst wenn es damals schon "Spezialisten" gab, deren Waren man lieber nahm, als sich selbst nen krummen, schiefen Krug zu töpfern, so hatten diese noch immer genügend Zeit, ihren Acker selbst zu bestellen.
Ich sag mal: "Erst entstand der Staat und dann der Surplus, der den Staat ermöglichte."
Warum Menschen anfingen, solche Anlagen wie in Göbekli Tepe zu bauen, waren sie bereits in größeren Verbänden strukturiert, sodaß sie genügend Menschen für solch eine Arbeit abstellen konnten. Als die ersten Städte entstanden, sowas wie Jericho, fing man fast unmittelbar damit an, Mauern darum zu ziehen. Während jedes Haus von der einzelnen Familie errichtet worden sein kann, kann die Mauer nur ein "Gemeinschaftsprojekt" gewesen sein (wie ja auch die Anlage von Göbekli Tepe ein "Gemeinschaftsprojekt" der gesamten Community gewesen sein muß). Ganz offensichtlich sehnten sich die Jerichoer nach "Schutz". Offensichtlich gab es schon "andere, die einem den eigenen Besitz wegnehmen". Und so gab es auch einen stark ummauerten Speicherturm. Das heißt, die Bewohner von Jericho lagerten ihre "Wintervorräte" an Korn (und den Notgroschen) nicht nur sicher, sondern auch gemeinschaftlich.
Das Bauen von Göbekli Tepe oder der Mauer und des Speichers von Jericho, das sind nicht nur Gemeinschaftsprojekte, die daran arbeitenden können in dieser Zeit schwerlich für ihre eigene Nahrung sorgen. Hier müssen die anderen, die weiter jagen und sammeln, ackerbauen und viehzüchten, ihnen etwas von ihren eigenen Erträgen abgeben. Hier entsteht Surplus, der auch wirklich eingesetzt wird.
Und nicht nur das: Der eine hat viel erwirtschaftet, er kann viel geben, der andere hat wenig über Eigenbedarf hinaus. Ein nächster gibt bereitwillig ab, ein weiterer denkt sich, wieso soll ich auch was geben, wenn die andern das schon tun? Und die Jerichoer? Wer weiß denn noch, welche Getreide-Ecke im Speicher die seine war, wie groß die war und wo die aufhörte? Hier wird plötzlich Verwaltung nötig. Wer muß wie viel Lebensmittel abgeben, damit die Arbeiter des Gemeinschaftsprojekt Tempe-l, Mauer-, Speicherbau gut versorgt sind. Und wer hat schon abgegeben, wer noch nicht. Wer hat wie viel Korn in den Speicher eingefüllt, wer hat schon wie viel wieder entnommen. Das muß einer im Überblick behalten und täglich aktualisieren. Und schon ist die Verwaltung erfunden.
Das zu leisten wird schnell zur Lebensaufgabe. Und schon wieder jemand, der sich nicht selbst versorgen kann. Da auch Mauern nicht unüberwindlich sind, braucht es auch wen, der Tag und Nacht Wache schiebt und mit ner Keule ausgestattet ist, Langfingern auf die selbigen zu klopfen, sollte die Nachbarstadt denken, Klauen ist auch ein Surpluserwirtschaften.
Sobald die Gemeinschaft groß genug ist, müssen für die Gemeinschaftsprojekte Menschen freigestellt und versorgt werden. Hier entstehen "Berufe". Hier, wo "Staat stattfindet", beim Organisieren und Alimentieren von Gemeinschaftsprojekten, hier wird Surplus benötigt. Und dann eben bereitgestellt. Denn zum Surplus fähig, ist man ja schon lange. Nur hätte niemend einfach so Surplus hergestellt, da nicht benötigtes Getreide, Gemüse, Fleisch einfach nur verrottet.