@Plodsz,
irgendwas geht bei Dir durcheinander, einerseits bestätigst Du, dass man für DEFUSE "SARS-ähnliche Viren, die ihre Gefährlichkeit schon gezeigt hatten", verwenden wollte, andererseits behauptest Du dann aber, dass man deshalb keine Varianten von SARS-CoV-1 genommen hätte.
Zur Klarstellung, bis 2019 gab es nur den Begriff SARS, womit die Pandemie von 2003 gemeint war. Nach 2019 kam dann die zweite SARS-Pandemie hinzu und man musste unterscheiden. Das von 2003 wird seitdem rückwirkend als SARS-CoV-1 bezeichnet. SARS ohne Zusatz und SARS-CoV-1 sind also identisch.
Die Pandemie von 2003 war vergleichsweise glimpflich verlaufen. Bei den Forschungen im Wuhan Institute of Virology (WIV) ging es deshalb unter anderem darum, durch welche Mechanismen solche Viren eventuell noch gefährlicher werden könnten, um Rechtzeitig vor einer richtig großen Pandemie, wie wir sie dann ja auch erlebt haben, warnen zu können und ggf. Gegenmaßnahmen zu finden.
Die Warnungen sind vom WIV gegeben worden. Für Gegenmaßnahmen, im Idealfall ein fertiger Impfstoff, hat es nicht gereicht. Vielleicht hätte dazu das DEFUSE-Projekt stattfinden müssen.
Alle Projekte im WIV und ggf. anderswo beruhten deshalb auf Viren, die SARS-Cov-1 ähnlich waren, weil das bereits seine Gefährlichkeit für Menschen bewiesen hatte. Man hätte die Forschungskapazitäten nicht für Experimente mit irgendeinem unbekannten Virus verschwendet.
Und so ein unbekanntes Virus war RaTG13 und es ist entgegen Deiner Annahme nicht SARS-ähnlich, jedenfalls in Bezug auf SARS-CoV-1. RaTG13 lagerte als eine beliebige von 2000 anderen Proben von Coronaviren von Fledermäusen im WIV und wurde erst nach Beginn der neuen Pandemie aus der Anonymität hervorgeholt, weil es eine Ähnlichkeit von 96% zu SARS-CoV-2 aufweist. Menschen und Schimpansen haben eine genetische Ähnlichkeit von 99%.
Zudem existiert von RaTG13 nur eine Gen-Sequenz, man verfügt nicht über lebensfägige Viren, mit denen man hätte experimentieren können ->
Wikipedia: RaTG13Selbst wenn man doch lebende Viren von RaTG13 gehabt hätte, man hätte es wegen seiner Bedeutungslosigkeit nicht für Experimente ausgewählt. Und selbst wenn man das trotzdem getan hätte, wäre daraus nicht SARS-CoV-2 entstanden. Die Furin-Spaltstelle macht aus 96% keine 100%. Wenn ich auf einen VW-Käfer einen Mercedes-Stern montiere, wird daraus kein Mercedes, obwohl beides Autos sind und sie in ihrem grundsätzlichen Aufbau zu mehr als 90% übereinstimmen.
Alexander Kekulé vertritt deshalb einen wesentlich solideren Ansatz. Er geht davon aus, dass, wie bei einem zu 100% natürlichen Ursprung, die Ursprungsviren von Fledermäusen über Zwischenwirte auf Marderhunde übergegangen sind und mit denen als Versuchstiere zu dem Labor in Wuhan gelangt sind. Dort hätte man in den Marderhunden dann Coronaviren vorgefunden, die zu 99,9% mit SARS-CoV-2 übereingestimmt hätten und man hätte dann die Furin-Spaltstelle hinzugefügt und damit die 100% Übereinstimmung erreicht. Und dann hätte es mit diesen Viren irgendeinen Unfall gegeben. Das ist immerhin wesentlich realistischer als alles, was die Verschwörungstheoretiker verbreiten, aber auch hierbei besteht ein wesentliches Hindernis ->
https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC10117112/pdf/msphere.00119-23.pdfBei den ersten Experimenten mit SARS-CoV-2 im Frühjahr 2020 hat sich herausgestellt, dass die Viren bei den üblicherweise verwendeten Zellkulturen ihre Furin-Spaltstelle sehr schnell verloren hatten. Man konnte SARS-CoV-2 also nicht einfach in der Petrischale züchten, um Medikamente oder Impfstoffe zu entwickeln. Es mussten erst geeignete Zellkulturen gefunden werden.
Dieses Problem hätte in gleicher Weise überwunden werden müssen, wenn man SARS-CoV-2 im Labor entwickelt hätte. Das wäre ein erheblicher zusätzlicher Aufwand gewesen, den man nicht auf ein bis dahin völlig unbekanntes Virus verschwendet hätte.
Hinzu kommt, dass SARS-CoV-2 in zwei Varianten, Lineage A und Lineage B, auf Menschen übergegangen ist. Man müsste deshalb ein Szenario finden, bei dem es zwei Laborunfalle im Abstand von 1-2 Wochen gegeben hätte.
realradioactiveman