@Peter0167 Peter0167 schrieb:Leider stecke ich da nicht sehr tief im Thema, aber vielleicht weiß ja hier jemand, ob es auch möglich ist, Ergebnisse von öffentlich geförderter Forschung, über sogenannte "Raubverlage" veröffentlichen zu lassen?!
Natürlich ist es möglich, und das ist ja gerade das Problem. Ein ordentliches Peer-Review wird nur vorgetäuscht, und dann wird gegen viel Geld veröffentlicht was halt rein kommt.
Dies führt zu zwei unterschiedlichen Problemfällen:
1. Der Wissenschaftler macht sich Raubverlage zu eigen um seine Publikationsliste aufzupolieren, da praktisch kein Review stattfindet, unter Verschwendung von öffentlichen Geldern. Er nimmt das Risiko in Kauf seinen Ruf zu versauen.
2. Der Wissenschaftler hat keine Ahnung das der Verlag unseriös ist in dem er veröffentlicht, und ruiniert dadurch evtl. seinen Ruf.
In jedem Fall sind aber öffentlcihe Gelder verschwendet für unseriöse wissenschaftliche Publikation. Ob und wann es sich um Veruntreung handeln könnte mag ich nicht zu beurteilen.
Generell würde ich wissenschaftlichen Mitarbeitern raten sehr genau auf den Verlag zu achten in dem man publizieren will.
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Generell aber zum Thema Veröffentlichen:
Grundsätzlich läuft Veröffentlichen so ab: Als Wissenschaftler reicht man seine Arbeit bei einem Verlag bzw. Journal ein. Dort entscheiden Editoren (die oftmals ehrenamtlich arbeiten (also normal an einer UNi angestellt sind und nebenher eine Editorentätiogkeit machen, Vorteile für den Lebenslauf) ) ob der Artikel überhaupt angenommen wird und dieser kommt dann entsprechen zu den Reviewern (2-4). Das sind normale wissenschafltliche MItarbeiter (Profs, Postdocs) an irgendwlchen Unis die auf dem Gebiet arbeiten (so nah wie möglich halt). Die reviewen so einen Artikel innerhalb einer bestimmten Zeit und geben dann die Kommentare dazu ab. Grob gibt es vier Kategorien des Entscheides:
1. Ablehnung --> nicht neu, fehlerhaft, andere Mängel
2. Akzeptiert mit großen Überarbeitungen --> Der Wissenschaflter bekommt die Arbeit zurück und muss sich zu den Stellungnahmen verteidigen (evtl. zusätzliche Messungen) Das ganz geht wieder an den Reviewer und wird dann evtl. angenommen oder abgelehnt
3. Akzeptiert mit geringen Überarbeitungen --> Der Wissenschaflter bekommt die Arbeit zurück und muss sich zu den Stellungnahmen verteidigen. Meistens sind die ÜÜberarbeitungen nur gering und der Reviewer bekommt die überarbeitet Version gar nicht mehr zu sehen.
4. Akzeptiert wie eingereicht --> Denke ich selbsterklärend (Das große Ziel von allen, aber schwer zu erreichen)
Hier gibt es jetzt mehrer Probleme:
1. Reviewer machen das unentgeltlich. Da diese selber normale Wissenschaftler sind geht diese Zeit ab von der eigenen Forschung. Die Qualität des Reviewprozess ist mehr oder weniger hoch.
2. Ein anderes Problem ist das Reviewer auch Konkurenten sein können. Gute Arbeiten werde unter Umständen abgelehnt, oder deutlich verzögert.
3. Einzelne Forschungsfelder sind oft sehr spezialisiert und die Anzahl der entsprechende Fachleute dementsrechend klein. D.h. Reviewer und Wissenschaftler kennen sich was für die Objektivität nachteilig sein kann.
4. Punkt drei gilt umso mehr für Editoren. Es gibt teils sehr schlechte Artikel in angesehenen Journals, bei der es nicht so ganz klar ist wie die da hinkommen. So kenne ich Fälle bei denen Artikeln aufgrund fehlender neuigkeit abgelehnt wurden, die dann später einfach in angesehene Journals dann doch veröffentlicht sind. Wie kommt das?
Eine Möglichkeit den Review Process transparenter zu gestalten sieht man am Journal E-Life. Dort werden zu dem Artikel auch alle Korrespondenzen veröffentlicht. WIe sowas dann auschaut sieht man besipielsweise an diesem Artikel:
https://elifesciences.org/articles/34862#SA1Den review response:
https://elifesciences.org/articles/34862#SA2--> Der gesamte Review-Prozess ist somit ein eigenes Feld. Die Kosten tragen aber tatsächlich die Institutionen nicht die Verlage.
Was nachdem das Paper accepted ist? Nun stellt sich die Frage: Open Access oder Normal veröffentlichen. Für Open Access muss man dem Verlag bzw. Journal Geld zahlen. Man kauft sozusagen die Rechte. Die Kosten sind unterschiedlich und reichen von ca. 500 € - 3500 €. (Bitte nicht auf die Zahl genau festhauen, Ausnahmen möglich) die vom Wissenschaftler bzw. Institut geleistet werden müssen. Ob man daher Open-Access veröffentlichen kann hängt von der Projektfinanzierung ab. (Hier kommen Raubverlage ins Spiel: Die wollen die Kohle fürs Open-Access ohne groß Gegemleistungen bringen zu müssen. Ablehnung von Arbeiten kommen kaum vor (oder gar nicht) da das Ziel einfach nur die Kohle ist.)
Nicht Open-Access Artikeln sind nur zugänglich wenn die UNiversität ein Abonnement hat. Diese Abonnements können richtig Geld kosten. Daher haben sich viele Unis in deutschland zusammengeschlossen um mit den Verlagen spezielle Kondition auszuhandeln die sowohl Abonnementskosten als auch OpenAccess-Lösungen beinhalten sollen.
Das ganze nennt sich Projekt DEAL:
https://www.projekt-deal.de/aktuelles/ (Archiv-Version vom 10.09.2018)Wikipedia: DEAL (Projekt)Während man mit einigen Verlagen (Springer Nature) erste Ergebnisse erzielen konnten, gestallten sich die Verhandlungen mit anderen Verlagen, naja milde gesagt, schwieriger.
Mehr dazu:
https://www.projekt-deal.de/verhandlungen-von-deal-und-elsevier-elsevier-forderungen-sind-fur-die-wissenschaft-inakzeptabel/ (Archiv-Version vom 12.07.2018)https://www.projekt-deal.de/herausgeber_elsevier/ (Archiv-Version vom 15.09.2018)Ein große Dikussion dreht sich darum wieviel Kosten die Verlage eigentlich noch haben, obwohl sie exterm viel Geld für Open-Access und auch Abonnements verlangen. Die meiste Editorarbeit wird von den Wissenschafltern getragen.
Eine typische Author-Guideline sieht z.B. so aus:
https://onlinelibrary.wiley.com/pb-assets/assets/15214095/2089_guidelines.pdf Das hängt aber von Verlag zu Verlag ab. Wer Interesse hat kann sich bei verschiednen Verlagen umschauen. Dazu einfach nach Author Guidlines + gwünschter Journalname suchen. Oftmals gibt es aber auch schon Vorlagen die die Arbeit wiederum erleichtern.