@allTeil 2 (aus: » Was können wir wirklich wissen? «
Naturwissenschaftliche Erkenntnis und Erfahrung von Wirklichkeit - siehe auch der link - Ein Artikel von H.-P. Duerr)
<"Glaube und Wissen sind beide auf "Wahrheit" gerichtet. Wahrheit bedeutet jedoch in beiden Fällen etwas anderes. In der neuen Sichtweise wird es in gewisser Weise keine dieser Wahrheiten mehr geben, sondern "offenere Wahrheiten" werden an ihre Stelle treten, die in subtiler Weise beides enthalten.
Ich spreche als Naturwissenschaftler, als Physiker, Elementarteilchenphysiker. Ein Naturwissenschaftler analysiert, zerlegt, fragmentiert, um die Wahrheit zu finden - und landet deshalb notwendig beim Allerkleinsten.
Auch der Gläubige sucht nach Wahrheit. Er sucht sie in der Religion. Er nähert sich ihr in kontemplativer Haltung, in der meditativen Versenkung, erlebt sie in der Öffnung zum Ganzen.
Die Wahrheiten des Wissenschaftlers und des Gläubigen sind verschieden, und doch versuchen sie Antworten auf letztlich dieselbe Frage. Sie spiegeln in gewisser Weise nur unsere doppelte Beziehung zur Wirklichkeit wider. Das die Welt beobachtende Ich-Bewußtsein, einerseits, und das mystische Erlebnis der Einheit, andererseits, charakterisieren komplementäre Erfahrungsweisen des Menschen. Die eine führt zu einer kritischrationalen Einstellung, in welcher der Mensch die Welt in ihrer Vielfalt - fast im wörtlichen Sinne - begreifen, sie mit dem eigenen begrifflichen Denken erfassen will. Die andere erschließt sich ihm in einer mystischen Grundhaltung, in der er durch Hingabe und Meditation unmittelbar zum eigentlichen Wesen der Wirklichkeit vorzudringen versucht.
Komplementär bedeutet hier: Daß beide möglich sind und sich gleichzeitig ergänzen und ausschließen, wie "Raumerfüllung" und "Zwischenraum" oder im bekannten Vexierbild die "beiden zugewandten Schattenprofile" zu der zwischen ihnen aufgespannten "Vase".
Es sind zwei Arten des "Wissens", das "begreifbare Wissen" und die "Gewißheit um den inneren Zusammenhang", die "Außenansicht" mit der Trennung von Beobachter und dem Beobachteten, und die "Innensicht", die dem Wesen nach immer holistisch ist, wo das Wahrnehmende auch gleichzeitig das wahrgenommene ungetrennte Eine ist. Erfahrung meint beides: Außenansicht und Innensicht. ">
Wissenschaftler, die SOLCHE Einsichten für sich erarbeitet haben nehme ich mir gerne als "Ratgeber" an, wenn es darum geht mir das heutige Wissen vermitteln zu lassen und mir zu raten, wie damit umzugehen ist.
Das kybernetische Äquivalent von Logik ist Oszillation.
Ganz unten auf dem Grunde des Lebendigseins treffen wir auf die Metapher. (Gregory Bateson)