knopper schrieb:Laut Theorie entstehen ja Sterne aus einer Gaswolke die unter ihrem eigenen Gewicht zusammenfällt.
Nun ja das stellt man sich halt immer so vor…. Aber hey wie viel Gas ist denn dazu eigentlich notwenig, dass das auch im entferntesten passiert, also dieses "Zusammenfallen"?
Wo fehlt denn das Vorstellungsvermögen? Daß ne ganze Galaxie über mehr als 100.000 Lichtjahre Distanz hinweg zusammenbleibt und nicht auseinanderfällt, scheint Dich ja nicht zu überfordern - aber bei Gas haste Probleme?
Früher dachte man, die Ringe des Saturn oder der Asteroidengürtel bestünden aus sehr vielen sehr dicht nebeneinander herfliegenden Objekten. Sodaß man da nicht gefahrlos durchfliegen könnte. Heute wissen wir, daß die Abstände sehr groß sind, daß man sogar blind durchfliegen könnte und gute Chancen hätte, mit nichts zu kollidieren. Wäre die Objektdichte hingegen so groß wie früher angenommen, würden die nah nebeneinanderfliegenden Objekte sich gravitativ ständig gegenseitig aus dem festen Orbit katapultieren. Die Objekte würden ins Zentralgestirn fallen oder ganz fortgeschossen werden, vielfach aber miteinander kollidieren und verklumpen, schließlich größere Trabanten bilden.
Interstellares Gas ähnelt nun in der Tat eher dieser alten Vorstellung von Asteroidengürtel und Saturnring. Nicht überall, nicht immer, aber immer wieder mal. Auch das interstellare Gas rotiert um das galaktische Zentrum, auch die einzelnen Gasregionen kommen dabei anderen Gasregionen zuweilen näher, wie es bei galaktischen Sternentransiten der Fall ist. Dadurch gibt es immer wieder gravitative Veränderungen der Bahn der Wasserstoffatome einer ganzen Region. Immer wieder entstehen so Regionen verdichteten Gases. Und es entsteht so auch die Chance, daß die Gravitation solcher Regionen groß genug ist, um den Prozeß der Verdichtung weiterzuführen. Wo nicht, verdünnt sich die Region dann irgendwann wieder (was zur Verdichtung einer benachbarten Region führt).
Jedes Mal aber, wo die Dichte einer solchen Gaswolke groß genug geworden ist, sodaß das Gas akkretiert, entsteht schließlich ein Stern (genau genommen entstehen in solchen Wolken i.d.R. mehrere Sterne).
Toll übrigens: Entsteht so ein Stern erst einmal, und setzt die Initialzündung ein, dann wird ein Großteil der verbliebenen, noch nicht "eingesaugten" Wolke von dem jungen Stern "fortgeblasen". Was dazu führt, daß das Gas in andere Regionen gelangt und die dortige Wolkendichte erhöht.
knopper schrieb:Ist es nicht wahrscheinlich dass das Gas eher dazu neigt sich noch feiner zu verteilen?
Wieso sollte es? Magie? Nee Du, auch Gas liegt einfach nur still in der Gegend rum, wenn keine Kräfte wirken. Gravitation ist so ne Kraft, die zieht Gas an. Druck, genauer gesagt Druckdifferenzen sind andere Kräfte, und die führen zu einer Verteilung von Gas in Richtung niedrigerer Druck. Freilich erzeugt die Gasdichte im Vakuum des Alls keinen wirklichen Druck, sodaß das Gas nicht zum Nochstärkerverteilen neigen würde. Daher wird der Kraft der gegenseitigen Gravitation des Gases keine wirkliche Kraft entgegengesetzt.
knopper schrieb:Gerade auch wenn es sehr heiß ist...da fällt doch niemals was in sich zusammen.
Also die Sonne ist ordentlich heiß, und irgendwie fliegt da nix auseinander und verteilt sich in der Umgebung. Die Temperaturen, die so ne Gaswolke erreicht, liegt dann aber nochmals einiges unter der der Sonne. Erst ab Initialzündung wirds dann sternenheiß.
knopper schrieb:Aber wie fällt das dann zu so einer kleinen Kugel (also im Verhältnis zu 300 AE) zusammen? Gerade wenn es doch auf diesen 300 AE ziemlich gleichmäßig verteilt ist.
Weil
ziemlich gleichmäßig doch ungleichmäßig
genug ist, um den idealen Orbit eines jeden Gasatoms immer wieder zu stören. Sodaß stets und ständig Gasatome erst in einen niederen Orbit und schließlich ganz ins Zentrum abgelenkt werden.
Schon allein die ungerichtete Bewegung der Atome in einem Gas führt gravitativ dazu, daß sich eine einheitliche Rotationsrichtung des Gases ergibt, was freilich - Drehmomenterhaltung sei dank - zu einer langsameren Einheitsbewegung führt und somit zu niedrigeren Umlaufbahnen und damit zu einer Verdichtung. Ferner wird so ein einheitlich rotierendes Gebilde dann auch zwangsweise abgeplattet, was ebenfalls zu einer Verdichtung führt, zu noch stärkeren gravitativen Bahnstörungen und somit zu noch mehr "Abstürzen ins Zentum". Und damit zur Verdichtung.
knopper schrieb:und was ist wenn es zusammenfällt aber der entstandene Stern einfach nicht groß genug wird?
Dnn wirds eben kein Stern (Braune Zwerge müssen ja auch irgendwie entstehen). Aber in der Regel sind diese Wolken massereich genug für gleich mehrere Sterne.
knopper schrieb:...bisher nur durch dunkle Materie zu erklären.
Tja...was ist wenn es die dunkle Materie nicht gibt? Die Voids müssen irgendwie entstanden sein...
Dunkle Materie? Ich dachte immer, die Voids entstanden a) als inflationär aufgeblähte Massesenken auf ehedem Quantenniveau und b) durch sekundären Masseverlust, weil ein heute knapp hundert Millionen Lichtjahre großer Void vor rund 13 Milliarden Jahren gerade mal gut hunderttausend Lichtjahre groß war, also so groß wie unserer Milchstraße (ohne Halo). Unser galaktisches Zentrum schafft es, daß sich unsere Sonne in grob 26.000 ly Entfernung binnen 220 Millionen Jahren einmal um das Zentrum herum bewegt. In welcher Zeit könnte also ein massereiches Filament eine 100.000 Lichtjahre tiefe direkt benachbarte Materiesenke "leersaugen"? Genauer gesagt: mehrere umliegende Filamente den je angrenzenden Bereich des Voids.