oneisenough schrieb:Nehmen wir beispielsweise das Bezugsverhältnis unser Erde zu einem Planeten im Zeta-Reticuli-System. Hier sagen wir: Die beiden Objekte befinden sich ca. 39,5 Lichtjahre voneinander entfernt. Um dir auch hier besser vorstellen zu können, was gemeint ist, legst du nun gedanklich das flache 2D-Brett ”unter“ beide Systeme, und lässt das System insgesamt das tun, was es halt tut. Es dreht sich. Und zwar verdammt schnell, mit ca. 240 Kilometer pro Sekunde. Denn das ist in etwa die Rotationsgeschwindigkeit von 3D-Objekten in jedem Teil unserer Galaxie, in der wir uns befinden. Das heißt, an genau dem Punkt der 2-Dimensionalität, an dem sich eben noch der Zeta-Planet befand, ist wenige Augenblicke später die Erde, ohne irgendwelche zusätzlichen Antriebe. Das ist keine Science Fiction, sondern Science Fact.
Dazu muß Zeta Reticuli den selben Abstand vom Rotationszentrum haben wie die Erde, und auch die selbe Position innerhalb der galaktischen Scheibe, die selbe Entfernung vom Zentrum der Scheibenausdehnung. Ein wenig versetzt, und schon isses Essig mit den selben Platz einnehmen. Isses ohnehin, wenn wir bedenken, daß die Milchstraße nicht im Universum festgenagelt ist. Sie bewegt sich auf die Andromedagalaxie zu, wie diese sich auf uns zubewegt. Gravitation eben. Und was, wenn Zeta reticuli in galaktischer Rotationsrichtung nicht vor uns liegt, sondern hinter uns? Dann müssen wir ein paar hundert Millionen Jahre warten statt "nur" 50.000 Jährchen.
Nach Zeta Reticuli gelangen wir so jedenfalls nicht. Wenn Du ein Brett schnell wegziehst, auf dem zwei Bälle liegen, dann bleibt ja nicht nur ein Ball am selben Raum-Ort, sondern beide. Du müßtest schon den einen festkleben odgl.
Wenn Du hingegen auf die Rotation des Gödel-Universum setzt, so wird es noch schwieriger zu bestimmen, auf wessen Platz wir uns in einem künftigen Augenblick aufhalten werden. Weil ja alles zugleich Rotationszentrum ist.
oneisenough schrieb:Das Ganze hat ebenfalls Ähnlichkeit mit der Tatsache, dass an der Stelle, wo du dich in genau diesem Moment befindest, sich ebenfalls tausende von TV- und Radioprogrammen befinden, und du per Fernbedienung auswählen kannst, welches Bezugssystem für dich gelten soll, das du gerne hören und sehen möchtest. Im übertragenen Sinne heißt das: Auch hier sind zwar alle Dimensionalitäten vorhanden (sie werden nicht verletzt), aber du entscheidest, welche Bezugssysteme gelten sollen.
Es ist ja nu nicht so, daß dort, wo Dein Radio steht, zugleich die diversen Radiosendeanstalten ihr Heim haben, und Du suchst Dir aus, welches Du nun besuchst. Die Sender stehen noch immer woanders, und Du teleportierst nicht mit Deiner Fernbedienung da hin. Die Wellen hingegen, deren Energie Du anzapfst, die haben den weiten Weg von dort bis zu Dir und Deinem Radio zurückgelegt. Das ist ein bisserl was anderes und taugt mitnichten zum Vergleich mit irgendwelchem Dimensions-Hopping.
oneisenough schrieb:Es ist zum Beispiel längst als Irrtum entlarvt, dass höhere Dimensionalität nicht als Aufsummierung von niederen Dimensionalitäten verstanden werden darf. Sondern, dass jede Dimensionalität sich tatsächlich als Teil einer höheren Dimensionalität erklären lässt.
Kann man nachlesen wo?
oneisenough schrieb:Zeit ist übrigens deswegen keine Dimensionsqualität als solche, weil sie bereits in allen Qualitäten enthalten sein muss. Das heißt: Es gibt keine 1-dimensionale Linie ohne Dauer, weil auch sie eine Zeit benötigt, um eine Linie sein zu können. Ebenso benötigt eine 2D-Fläche eine Dauer, während der sie eine Fläche sein kann.
Wie soll denn die dritte Raumdimension eines dreidimensionalen Raumes ohne die erste und zweite existieren können? oder wie sollten diese beiden ohne die dritte Bestand haben in unserem dreidimensionalen Raum? So gehts auch mit der Zeit, der vierten Dimension in unserer vierdimensionalen Raumzeit. Oder der ersten oder dritten oder zweiten, die Zählweise is ja schnurz.
Auch ne Fläche ist so zweidimensional gar nicht. Denn die Fläche einer Fläche kannst Du nur sehen, wenn Du noch ne dritte Dimension hast. Und ohne die Dimension Zeit gehts auch nicht...
@DragonRider hats schon gesagt: "es sieht sogar so aus, dass selbst die erste und zweite Dimension nicht für sich existieren, sondern nur als theoretischer Bestandtteil der dritten Dimension, die aber in der Praxis nicht davon losgelöst betrachtet werden können." Oberflächen von Objekten sind keine eigene Qualität, keine "Existenz". Licht, das auf die Oberfläche eines Spiegels trifft, das trifft auf den dreidimensionalen Spiegel und wird von diesem reflektiert. Oberflächen sind zwar real, aber nur als Begrenzungen von etwas, nicht als "etwas". Und - eben! - die Oberfläche eines Spiegels existiert in einem dreidimensionalen Raum, weil sonst kein Licht darauf treffen und davon reflektiert werden könnte.
oneisenough schrieb:Wenn man nun die nächst höhere Dimensionalität, nennen wir sie der Einfachheit halber mal 4D, auch mit sinnlich/kognitiven Fähigkeiten verfügbar macht, dann stellt sich überhaupt nicht mehr Frage, WO sich 3D-Objekte befinden könnten, weil die gesamte 4D ja aus der Summe sämtlicher 3D-Objekte besteht. Man hat dann gewissermaßen ”freie Auswahl“, welche 3D-Qualität man nutzen möchte und kann jederzeit beliebig wechseln.
Um ehrlich zu sein verstehe ich das nicht. Ich verstehe, wie unser dreidimensionales Universum, entstanden aus einem Urknall, expandierend, nicht an einem Ort innerhalb unseres dreidimensionalen Raumes entstanden ist und sich seither von diesem Ort her wegexpandieren würde. Vielmehr ist das, was wir als dreidimensionalen Raum kennen, so etwas wie die zweidimensionale Oberfläche eines Luftballons, der aufgeblasen wird. Das Zentrum dieses Ballons befindet sich nicht auf der Oberfläche, sondern in der höherdimensionalen Ballonmitte. Wo sich einst derg esamte Ballon befand, als er noch null aufgeblasen war. Weswegen die gesamte Ballonoberfläche einmal Zentrum war und nichts sich weiter als ein anderes Oberflächenstück weiter vom Zentrum entfernt hat. Das Zentrum ist also am ehesten mitexpandiert, alles ist Zentrum.
In diesem Sinne ist ja auch das Gödeluniversum akzeptabel.
Aber in diesem Fall ändert sich nichts an den Entfernungen auf der Ballonoberfläche. Nur weil wir den Ballon dreidimensional betrachten, können wir es nicht nach Gusto so oder so sehen, welches Stück Ballonoberfläche wie nah an welchem anderen Stück liegt. Immerhin könnte eine Ameise auf dem Ballon, um zum entferntesten Punkt auf der Gegenseite zu gelangen, statt einen halben Kreisumfang zurückzulegen, nun die Abkürzung durch die Mitte nehmen, die ein halbes Pi-tel so kurz ist. Wenns da irgendwas zum drauf Laufen gäbe natürlich...
oneisenough schrieb:Ich hab das hier irgendwo schon mal etwas näher beschrieben, aber die Leute interessieren sich nicht so besonders für Dimensionalitäten. Sie mögen auch keine Veränderungen.
Vielleicht habense auch andere Gründe.
oneisenough schrieb:Alles was ist, benötigt eine Dauer (Zeit), um das sein zu können, was es ist, sowie eine Form (Raum), mit der er sich von etwas anderem unterscheiden lässt. Das sind die sogenannten Raumzeit-Kriterien, die es gemäß Einstein nicht solo (autark für sich) gibt, sondern nur gemeinsam im Doppelpakt, oder eben gar nicht.
Insofern würd ich es ja verstehen, wenn Du von einer zweidimensionalen Raumzeit sprächest, bestehend aus dem (drei- oder höherdimensionale) Raum und der (eindimensionalen) Zeit.
oneisenough schrieb:Bewegung bedarf Orte. Ein Ort entsteht, in dem man zwei Wirkungen zueinander in Bezug setzt. Ohne das Inbezugsetzen gibt es keine Orte. Bewegung ist das Verändern von Orten unter Zuhilfenahme eines Erinnerungsvermögens.
"Erinnerungsvermögen" ist freilich ziemlich anthropomorph formuliert. Wenn der Erdmond sich gegenüber der Erde bewegt bzw. die Erdoberfläche im Verhgältnis zum Mond ne Art Rotation vollführt, dann ist die Wanderung der Flut-Berge und Ebbe-Täler über die Erdoberfläche dem "Erinnerungsvermögen" der Erde geschuldet.
Pertti