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Paranormale Aktivitäten - warum sehen wir, was nicht da ist?
13.03.2014 um 14:27@Dawnclaude
Sie unterliegen bereits beim Abspeichern diversen Filtersystemen physischer, psychischer & sozialer Natur, und verlieren außerdem im Laufe der Zeit einiges an faktischen, chronologischen & emotionalen Inhalten. Ebenso kommt mitunter, wie man sieht, auch nie Erlebtes dazu.
Schon Freud erkannte das Problem und nannte vor allem das unbewusste, aber absichtliche Vergessen, das Opfern schlimmer Erinnerungen hilft, diese Erinnerung abzuschütteln, Verdrängung.
Das sind exakt die Probleme, die zB mit Zeugenaussagen verbunden sind. Das subjetiv Erlebte und Erinnerte ist alles andere als eine 100% korrekte, nur den Tatsachen verpflichtete, "Wahrheit". Nicht umsonst, dafür aber wohlweislich, haben fast alle Gerichte der Welt bei den Vereidigungen der Zeugen die bekannte Formel "nach bestem Wissen und Gewissen" eingebaut. Soll heißen, so gut, wie es die Zeugen eben erinnern, unter der Vorausetzung, sie lügen nicht absichtlich.
Irrtümer vorbehalten.
Ein weit verbreitetes Phänomen im Zusammenhang mit (Zeugen)Erinnerungen kennt man ebenfalls im Gerichtswesen schon sehr lange, nämlich, dass sich Zeugen von den Zeugenaussagen anderer beeinflussen lassen. Weshalb sich ja in einem ordentlichen Verfahren die Zeugen nicht vor der Verhandlung kennen oder sehen sollten.
Im Idealfall sollten sie sogar von dem Vorfall nie etwas vorher in Zeitungen gelesen haben, was leider halt reine Utopie ist.
Ich weiß jetzt nicht, ob das nur in den USA üblich ist, aber dort kann man sogar den Gerichtsort verlegen lassen, um eben jene Beeinflussungen der Zeugen bzw Geschworeren so weit wie möglich aus zu schalten.
Ebenso werden Kriminalbeamte darin geschult, bei ihren Befragungen Suggestionen zu vermeiden, dazu gehört natürlich, dass der Befragte weder ein zu schüchtern, noch zu bedrohen ist, aber genauso, dass man ihm keine Suggestionsfragen stellen sollte.
Fragen wie: "Haben Sie gesehen, wie XX ins rote Auto stieg?" wird eher die Antwort JA hervorlocken als die Frage "Was tat der von Ihnen beobachtete XX dann?"
Im ersten Fall legt der Frager dem Befragten die Antwort quasi in den Mund, wie man so schön sagt, im zweiten Fall muss er sie tatsächlich aus seiner (bis dahin hoffentlich unbeeinflussten ) Erinnerung holen.
Das ist keine Frage der Willenskraft, sondern, ich wiederhole, des Gedächtnisses. Wie schon oft gesagt, und die Gründe dafür wurden bereits und ebenso ausführlich im PG Thread dargelegt, wird bereits beim Abspeichern eine selektive und mitunter verzerrte Auswahl getroffen. Was man warum abspeichert, entzieht sich größtenteils dem Bewusstsein, wie soll also hier der bewusste Wille das ändern?
Selbst, wenn man sich vornimmt, sehr gut auf zu passen, bemerkt man nie alles - beocbachte mal einen Illusionisten bei der Arbeit. Wie wäre es anders möglich, dass diese Leute ihre Tricks vor jedermanns Nase abziehen können?
Eine Rolle spielt der Wille aber sehr wohl beim Erinnern, allerdings keine neutrale Beobachterfunktion, sondern auch das Erinnern läuft ab wie das Speichern: es hängt von vielen äußeren und inneren Faktoren ab. Wem erzähl ich was? Wem vertrau ich? Wie Du richtig bemerkst, gibt es Personen, denen man aufgrund ihrer Autorität oder Sympathie mehr vertraut, sogar mehr als den eigenen Erinnerungen. Es ist daher auch eine Frage des eigenen Selbstwertgefühls.
Und wenn so eine Person einem dann durchaus freundlich etwas suggeriert, na ja, dann bauen das eben ca ein Drittel der Menschen in ihrer Erinnerung ein und erleben es als echte, eigene Erinnerung, zumindestens offenbar für den Moment.
Und womöglich ist diese Art Erinnerungsfehler sogar noch häufiger, wenn es um kleine Details geht. Ich gehe jetzt davon aus, dass wir alle das Phänomen kennen, dass, wenn mehrere Freunde oder Familienmitglieder sich an ein gemeinsam erlebtes Ereignis erinnern, sich nicht jeder exakt an dieselben Details erinnert. Manchmal hat man das Gefühl, da werden lauter verschiedenen Geschichten hervor gekramt.
Diese Menschen sind nur insofern willensschwächer, als dass sie es nicht wagen, zu widersprechen, was aber nicht heißt, dass sie kraft ihres Willens eine bessere Erinnerung hätten.
Allerdings kommt hinzu, dass die meisten Menschen obendrein noch ihre Erinnerungen, vor allem aber ihre erzählten Erinnerungen, zu ihren Gunsten "anders einfärben" und sich selbst besser darstellen als es der Realität entspricht. Dieses geschieht manchmal un- und manchmal willentlich.
Was dieser Versuch gut zeigt, ist, dass der Glaube an die Aufrichtigkeit einer anderen Person, und das Vertrauen, das man in sie setzt, durchaus der Knackpunkt dazu ist, warum geistig völlig gesunde Menschen scharenweise auf Scharlatane herein fallen. Warum sie sich "Erinnerungen" und "Erfahrungen" einreden lassen, und am Ende Geister und Levitationen sehen, die nie existiert haben.
Und sich obendrein mit geschwurbelten Erklärungen zufrieden geben.
Je weniger man um diese Mechanismen Bescheid weiss, und je mehr man glaubt, man würde sich als besonders prächtiges Exemplar Mensch über den Rest der Menscheit erhaben fühlen, umso eher fällt man darauf rein. Gerade der PG Thread zeigt(e) deutlich, dass sogenannte "Gläubige" nicht nur locker mal die Realität wegkicken können, so als lebten sie auf einem anderen Planeten, sondern obendrein davon überzeugt sind, dass ganz normale alltägliche Wahrnehmungsfehler nur auf andere Menschen zutreffen, aber nie auf sie selbst oder diejenigen, die als einzige "Geister sehen" können. Sie sind im Gegenteil, mit der Kraft ihres Willens, davon überzeugt, sie, und nur sie alleine, hätten hier besondere "Fähigkeiten".
Gegen Selbsttäuschung ist aber niemand gefeit! Einzige Chance, Vorsicht walten lassen zu können und wenigstens ins Grübeln zu geraten, ist, sich über diese Tatsachen zu informieren. Das verhindert zwar auch in Zukunft nicht all diese Probleme, denn sie sind ja menschen-system-immanent, aber es hilft bei einer Analyse eines solchen Problems oder wenigstens beim Versuch der Vermeidung desselben "Fehlers" - beim nächsten Mal ist man halt schlauer.
Man kann also tatsächlich aus Fehlern lernen, vorausgesetzt, man erkennt und akzeptiert die Tatsache, dass man eben menschlich und somit nicht immun gegen Irrtum ist.
Dawnclaude schrieb:Das es Fehlerquellen gibt in Sachen Kindheitserinnerungen, mag sicher sein. Allerdings, und das ist der Haken bei dem Experiment, wurde ja nachträglich eine Erinnerung ihnen weiß gemacht, die sie nicht mehr wussten und sich damit auch nicht auseinander gesetzt haben.Ich würde es eher "des Pudels Kern" nennen, den dieses Experiment (welches bei weitem nicht das einzige seiner Art ist) fand. Und gerade die Tatsache, dass sich eine Erinnerung im Nachhinein fälschen lässt, zeigt einfach, dass Erinnerungen halt keine abgespeicherten, 100% richtigen Videoaufzeichnungen sind.
Sie unterliegen bereits beim Abspeichern diversen Filtersystemen physischer, psychischer & sozialer Natur, und verlieren außerdem im Laufe der Zeit einiges an faktischen, chronologischen & emotionalen Inhalten. Ebenso kommt mitunter, wie man sieht, auch nie Erlebtes dazu.
Schon Freud erkannte das Problem und nannte vor allem das unbewusste, aber absichtliche Vergessen, das Opfern schlimmer Erinnerungen hilft, diese Erinnerung abzuschütteln, Verdrängung.
Das sind exakt die Probleme, die zB mit Zeugenaussagen verbunden sind. Das subjetiv Erlebte und Erinnerte ist alles andere als eine 100% korrekte, nur den Tatsachen verpflichtete, "Wahrheit". Nicht umsonst, dafür aber wohlweislich, haben fast alle Gerichte der Welt bei den Vereidigungen der Zeugen die bekannte Formel "nach bestem Wissen und Gewissen" eingebaut. Soll heißen, so gut, wie es die Zeugen eben erinnern, unter der Vorausetzung, sie lügen nicht absichtlich.
Irrtümer vorbehalten.
Ein weit verbreitetes Phänomen im Zusammenhang mit (Zeugen)Erinnerungen kennt man ebenfalls im Gerichtswesen schon sehr lange, nämlich, dass sich Zeugen von den Zeugenaussagen anderer beeinflussen lassen. Weshalb sich ja in einem ordentlichen Verfahren die Zeugen nicht vor der Verhandlung kennen oder sehen sollten.
Im Idealfall sollten sie sogar von dem Vorfall nie etwas vorher in Zeitungen gelesen haben, was leider halt reine Utopie ist.
Ich weiß jetzt nicht, ob das nur in den USA üblich ist, aber dort kann man sogar den Gerichtsort verlegen lassen, um eben jene Beeinflussungen der Zeugen bzw Geschworeren so weit wie möglich aus zu schalten.
Ebenso werden Kriminalbeamte darin geschult, bei ihren Befragungen Suggestionen zu vermeiden, dazu gehört natürlich, dass der Befragte weder ein zu schüchtern, noch zu bedrohen ist, aber genauso, dass man ihm keine Suggestionsfragen stellen sollte.
Fragen wie: "Haben Sie gesehen, wie XX ins rote Auto stieg?" wird eher die Antwort JA hervorlocken als die Frage "Was tat der von Ihnen beobachtete XX dann?"
Im ersten Fall legt der Frager dem Befragten die Antwort quasi in den Mund, wie man so schön sagt, im zweiten Fall muss er sie tatsächlich aus seiner (bis dahin hoffentlich unbeeinflussten ) Erinnerung holen.
Dawnclaude schrieb:DAS ist dann eher eine Charakterfrage und wie man erstens sich selbst vertraut, mit welcher Willenskraft und wie man so einem Arzt bzw. Autoritäten vertraut.Gerne geglaubt, weil es einen irgendwie "besser" macht als andere, aber leider falsch. Erinnerungsfehler dieser Art haben nichts mit dem Charakter zu tun, sondern damit, wie das Gehirn eben arbeitet. Bei jedem Menschen, auch wenn es den meisten schwer fällt, zu akzeptieren, dass sie sich in ihren körperlichen und geistigen Funktionen und Funktionieren nicht so dolle von ihren Mitmenschen unterscheiden, ist das eben so.
Das ist keine Frage der Willenskraft, sondern, ich wiederhole, des Gedächtnisses. Wie schon oft gesagt, und die Gründe dafür wurden bereits und ebenso ausführlich im PG Thread dargelegt, wird bereits beim Abspeichern eine selektive und mitunter verzerrte Auswahl getroffen. Was man warum abspeichert, entzieht sich größtenteils dem Bewusstsein, wie soll also hier der bewusste Wille das ändern?
Selbst, wenn man sich vornimmt, sehr gut auf zu passen, bemerkt man nie alles - beocbachte mal einen Illusionisten bei der Arbeit. Wie wäre es anders möglich, dass diese Leute ihre Tricks vor jedermanns Nase abziehen können?
Eine Rolle spielt der Wille aber sehr wohl beim Erinnern, allerdings keine neutrale Beobachterfunktion, sondern auch das Erinnern läuft ab wie das Speichern: es hängt von vielen äußeren und inneren Faktoren ab. Wem erzähl ich was? Wem vertrau ich? Wie Du richtig bemerkst, gibt es Personen, denen man aufgrund ihrer Autorität oder Sympathie mehr vertraut, sogar mehr als den eigenen Erinnerungen. Es ist daher auch eine Frage des eigenen Selbstwertgefühls.
Und wenn so eine Person einem dann durchaus freundlich etwas suggeriert, na ja, dann bauen das eben ca ein Drittel der Menschen in ihrer Erinnerung ein und erleben es als echte, eigene Erinnerung, zumindestens offenbar für den Moment.
Und womöglich ist diese Art Erinnerungsfehler sogar noch häufiger, wenn es um kleine Details geht. Ich gehe jetzt davon aus, dass wir alle das Phänomen kennen, dass, wenn mehrere Freunde oder Familienmitglieder sich an ein gemeinsam erlebtes Ereignis erinnern, sich nicht jeder exakt an dieselben Details erinnert. Manchmal hat man das Gefühl, da werden lauter verschiedenen Geschichten hervor gekramt.
Diese Menschen sind nur insofern willensschwächer, als dass sie es nicht wagen, zu widersprechen, was aber nicht heißt, dass sie kraft ihres Willens eine bessere Erinnerung hätten.
Allerdings kommt hinzu, dass die meisten Menschen obendrein noch ihre Erinnerungen, vor allem aber ihre erzählten Erinnerungen, zu ihren Gunsten "anders einfärben" und sich selbst besser darstellen als es der Realität entspricht. Dieses geschieht manchmal un- und manchmal willentlich.
Was dieser Versuch gut zeigt, ist, dass der Glaube an die Aufrichtigkeit einer anderen Person, und das Vertrauen, das man in sie setzt, durchaus der Knackpunkt dazu ist, warum geistig völlig gesunde Menschen scharenweise auf Scharlatane herein fallen. Warum sie sich "Erinnerungen" und "Erfahrungen" einreden lassen, und am Ende Geister und Levitationen sehen, die nie existiert haben.
Und sich obendrein mit geschwurbelten Erklärungen zufrieden geben.
Je weniger man um diese Mechanismen Bescheid weiss, und je mehr man glaubt, man würde sich als besonders prächtiges Exemplar Mensch über den Rest der Menscheit erhaben fühlen, umso eher fällt man darauf rein. Gerade der PG Thread zeigt(e) deutlich, dass sogenannte "Gläubige" nicht nur locker mal die Realität wegkicken können, so als lebten sie auf einem anderen Planeten, sondern obendrein davon überzeugt sind, dass ganz normale alltägliche Wahrnehmungsfehler nur auf andere Menschen zutreffen, aber nie auf sie selbst oder diejenigen, die als einzige "Geister sehen" können. Sie sind im Gegenteil, mit der Kraft ihres Willens, davon überzeugt, sie, und nur sie alleine, hätten hier besondere "Fähigkeiten".
Gegen Selbsttäuschung ist aber niemand gefeit! Einzige Chance, Vorsicht walten lassen zu können und wenigstens ins Grübeln zu geraten, ist, sich über diese Tatsachen zu informieren. Das verhindert zwar auch in Zukunft nicht all diese Probleme, denn sie sind ja menschen-system-immanent, aber es hilft bei einer Analyse eines solchen Problems oder wenigstens beim Versuch der Vermeidung desselben "Fehlers" - beim nächsten Mal ist man halt schlauer.
Man kann also tatsächlich aus Fehlern lernen, vorausgesetzt, man erkennt und akzeptiert die Tatsache, dass man eben menschlich und somit nicht immun gegen Irrtum ist.