rockandroll schrieb: also wer sind nun die blinden
Ich glaub, das ist gerade der Punkt, auf den der TS hinaus wollte. Wissenschaft, bzw. die wissenschaftliche Methode kann bestimmte Fragen zuverlässig behandeln und beantworten, ohne dabei vom Betrachten abhängig zu sein. Man könnte im Prinzip eine Maschine bauen, die Thesen streng nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten analysiert und sie als wahrscheinlich oder unwahrscheinlich kennzeichnet. Das ist ja genau der Grund, warum wir der Wissenschaft so vertrauen, weil sie in diesem Sinne jede "Blindheit" von Menschen umgeht. Schwächen der Wahrnehmung haben in der Wissenschaft (idealerweise) keinen Einfluss, niemand ist blind wenn er die wissenschaftliche Methode nutzt.
Jetzt kommen wir mit dem Bewusstsein aber an einen Punkt, der wissenschaftlich nicht erfassbar erscheint. Es gibt physikalisch keine Notwendigkeit, warum es so etwas wie ein Bewusstsein geben muss, trotzdem habe
ich ein Bewusstsein, und andere Menschen behaupten das selbe. Demnach bin ich entweder ein besonderer Beobachter (z.B. in einer Simulation), oder aber da ist etwas, was sich der Wissenschaft entzieht. Für dich könnte ich genauso gut ein Haufen Kohlenstoffatome sein, der auf eine Computertastatur einhämmert. Nichts kann beweisen, dass ich tatsächlich ein bewusstes Wesen bin.
domitian schrieb:Wie sollen blinde Wissenschaftler überprüfen können, ob jemand Farben sieht?
Das kommt eben darauf an, wovon wir reden. Man kann leicht unterscheiden, ob ein Lebewesen Licht verschiedener Wellenlängen unterscheiden kann. Ein Versuchsaufbau dazu ist auch denkbar einfach, wie ja schon am Anfang des Threads erwähnt wurde. Die Wissenschaftler können nachweisen, dass Licht in verschiedenen Wellenlängen unterscheidet und einen Sensor benutzen um die Lichtwellen voneinander zu unterscheiden. Einen solchen Versuch kann auch ein blinder Wissenschaftler durchführen, ebenso wie man die Existenz von Quarks nachweisen kann, ohne sie selbst irgendwie
erleben zu können. Das ist genau das, was Wissenschaft leistet: Unsere eigenen Filter zur Außenwelt umgehen und die "Realität" erfassen.
Nun ist aber Farbe nicht nur eine Wellenlänge, sondern ein bewusstes Erlebnis (sog. Qualia). Und das Problem ist, das kann man anscheinend nicht nachweisen, egal ob man blind ist oder nicht. Jeder redet zwar davon Farben sehen zu können, aber man kann blöd gesagt auch einen Computer programmieren, so etwas zu behaupten. Man kann nicht unterscheiden, ob es tatsächlich so etwas wie Farbwahrnehmung gibt, oder ob der Organismus Mensch nur einfach chemisch auf bestimmte Lichtreize reagiert und dabei so konzipiert ist, dass die Datenverarbeitung im Gehirn verschiedene Abstraktionsstufe durchläuft, in der die Lichtreize eben in verschiedene Kategorien eingeteilt wird.