Gewalt in Computerspielen
06.08.2011 um 10:08
Der Punkt ist, dass Computerspiele aufgrund ihrer direkten Interaktion hinsichtlich Gewalt natürlich gerne in den Fokus vermeintlicher Jugendschützer gelangen. Genau genommen wird Gewalt allerdings in sämtlichen Medien propagiert und gezeigt. Ich spiele auch gerne Spiele, insbesondere welche mit Gewaltdarstellungen.
Bin ich jetzt ein potentieller Amokläufer? Ich denke nicht, denn ich kann eigentlich keiner Fliege etwas zu Leide tun. Ich sehe gar keinen Sinn darin. In der virtuellen Welt wird man in Szenarios versetzt, die Gewalt in gewissem Maße rechtfertigen - zumindest einen Grund dazu bieten, sei es z.B. in World of Warcraft, wo haufen von "bösen Monstern" erschlagen werden.
Natürlich wird der eine oder andere jetzt lachen - aber ist das Einhieben mit der Axt nicht schon Gewalt? Ich denke, dass es das ist, da man gewiss nicht die Aufgabe erhält, mit besagter Waffe Holz zu hacken.
Und wie schaut es überhaupt mit Filmen aus? Ebenso werden Szenarien aufgebaut, die Gewalt ermöglichen oder gar erfordern. Sehen wir uns doch schon einen für die meisten wohl als harmlos eingestuften James Bond-Film an - dort wird geballert, was das Zeug hält, Menschen sterben, wenngleich natürlich nicht so effektreich wie in anderen Filmen. Doch ist dies schon Gewalteinwirkung auf einen anderen Menschen, ganz gleich wie wir es wahrnehmen.
Trotzdem laufen weder Horden von Computerspielern herum, die Leute umbringen, noch Massen von Kinobesuchern, die sich gegenseitig über den Haufen ballern.
Sind also die Medien tatsächlich schuld? Ich würde sagen, sie sind auf jeden Fall nicht der Sündenbock, wenngleich ich nicht ausschließen würde, dass sie vielleicht eine Teilschuld tragen. Letztendlich aber Ausschlaggebend sind die Menschen als einzelne.
Die Amokläufer zeigen zumeist keine Spur nach aussen hin, dass irgendetwas passieren wird - bis sie es ankündigen oder direkt vollziehen. Ich sehe oft, dass es sich um Einzelgänger oder "Ausgestoßene", wenn man diese Personen so bezeichnen will, handelt. Dabei geht es dann nicht selten um Rache - sei es für Mobbing oder ähnlichem. Diese Menschen sind nicht von Computerspielen animiert worden, zu töten - vielleicht nicht gänzlich. Denn zwischen Tat und Idee steckt doch immerhin einiges an Hürde. Erst mal muss man auf die Idee kommen und dann auch noch den Mut finden, es tatsächlich durchzuziehen. Ich weise darauf hin, dass ich mich gerne korrigieren lasse, wenn ich es zu simplifiziert ausdrücke.
Also muss dementsprechend, so meine Schlussfolgerung, etwas in den Menschen passieren, damit sie tatsächlich erst mal auf die Idee kommen, wahllos Leute umzubringen - doch wundert es in der heutigen Zeit? Ich denke nicht, denn zwei arbeitende Elternteile kenne ich selbst, die anschließend wenig oder keine Zeit für das eigene Kind aufbringen können oder gar wollen. Vereinsamung und fehlende Gespräche können dann einiges bewirken, wenn jemand seinen eigenen, falschen Schlussfolgerungen erliegt - und somit auf solch höchst schädliche Gedanken kommt. Dann ist es mitunter vielleicht auch nicht mal mehr weit, bis zur Tat, insbesondere, wenn diese Person mit Leichtigkeit an die notwendigen Mittel zur Vollführung der Tat kommt. Ich denke, dass je mehr Hürden ein potentieller Amokläufer hat, desto eher lässt sich die Tat vermeiden. Denn die Umsetzung und Planung erfordert Mut - und je weniger er es tatsächlich umsetzen kann, desto weniger wird er vielleicht auch versuchen, es umzusetzen. Dies ist aber eine reine Hypothese meinerseits. Ich sehe daher den wahren Ausschlaggeber eher im Individuum und in der Gesellschaft, nicht in den Medien, denen ich aber die Teilschuld nicht nehmen will. Nur sind das definitiv keine Sündenböcke.