Tanith22 schrieb:Aber, wenn das Kind dann verschwindet, wie würde man ohne Selbstvorwürfe leben können, wußte man doch von der, wenn auch gering eingeschätzten Gefahr?
Das ist in der Tat ein psychologisches Problem. Selbstvorwürfe stehen nicht wirklich in Relation zu einer Gefahr sondern lediglich zu der Wahrnehmung einer Gefahr. Bei der Bewertung einer Gefahr nimmt der Mensch leider nicht das tatsächliche Risiko als Basis seiner Entscheidung, sondern er prognostiziert, bei welcher Gefahr er sich anschließend mehr Vorwürfe machen würde.
Es gibt da einige gut Verständliche Bücher zur Entscheidungsfindung, die genau diese Probleme thematisieren.
Tanith22 schrieb:Sich einer möglichen Gefährdung bewußt zu sein, sehe ich nicht als irrational an.
Welchen Kindersitz benutzt Du und wie erfolgte Deine Auswahl? Damit will ich eigentlich nur uasdrücken, dass das Risiko für Dein Kind, wegen eines nicht ganz so guten Kindersitzes (oder Autos) zu verunglücken viel höher ist, als durch Satanisten entführt zu werden. Aber trotzdem verwendet man nicht 1000 mal mehr Ressourcen auf die Wahl des Kindersitzes. Man liestt einige Tests, fragt den Verkäufer. Aber eigentlich müsste man - wenn man nur die Schadenswahrscheinlichkeit vergleicht - 20 Testberichte lesen, den Hersteller anschreiben und die Produktion des Kindersitzes persönlich überwachen. Natürlich macht man so etwas nicht, weil ein Tod im Auto zwar nach wie vor schrecklich ist, aber es ist ein sozial adäquates Risiko und bei einem Schadenseintritt macht man sich anschließend weniger Vorwürfe, als bei einem "exotischen" Vorfall.
Tanith22 schrieb:Wachsam sein, ist doch ok.
Ich will Dir überhaupt nicht ausreden, Dein Kind im Auge zu behalten. Aber wenn Du dieser Gefahr zu viel Bedeutung beimisst, wirst Du Dein Kind mehr einschränken. Du wirst es erst später allein zu Freunden gehen lassen und Du wirst es stärker Bewachen.
Damit reduzierst Du das sehr, sehr geringe Risiko, dass Dein Kind von Satanisten entführt wird. Aber Du erhöhst das wesentlich größere Risiko, dass Dein Kind weniger gut mit alltäglichen Gefahren wie Straßenverkehr oder der selbsständigen Lösung des Problems, wenn ein Pädophiler es anspricht umgehen kann.
Ich will damit lediglich ausdrücken, dass es sehr wichtig ist, die Wahrscheinlichkeit eines Szenarios nicht aus den Augen zu verlieren und einer Gefahr, nur weil sie besonders prägnant erscheint, mehr Gewicht zu geben, als einr alltäglichen Gefahr, an die man sich gewühnt hat, die aber zu einem wesentlich höheren Prozentsatz relevant ist.