Bücherwurm schrieb:Manipulation ist ein starkes Wort für den freien Westen, aber es greift schon aktiv in das Denken ein.
So falsch ist das Wort meines Erachtens nicht, auch wenn man hier nicht gleich böse Absicht unterstellen muss; .. aber es geht auch kaum anders, denn absolute Objektivität in der gesamten Berichterstattung herzustellen, ist ohnehin nicht möglich. Journalisten stehen also ohnehin immer vor grundlegenden kommunikativen Problemen, die sie in Kauf nehmen, um überhaupt berichten zu können, und zumindest einen -ihrer Meinung nach- wesentlichen Teil der Info an den Mann zu bringen. So zumindest schon mal innerhalb der halbwegs seriösen Berichterstattung.
Mal kurz Wiki dazu:
Selektion
Ein grundsätzliches Element jeder Berichterstattung ist die Selektion von Informationen durch die Redaktion. Steffens sagt dazu: „Über 99 % aller Nachrichten (…) gelangen nie vor das Auge des Lesers, weil sie als zu unbedeutend, zu fragmentarisch, zu polemisch oder – nach den jeweils herrschenden Vorstellungen – zu unsittlich aussortiert werden.“[1]
Journalisten können unmöglich über alle erhältlichen Informationen und Nachrichten schreiben und gleichzeitig über ausgewählte Fakten in zusammenhängender Weise berichten – dies ist eine praktische Grenze der Neutralität der Medien: Eine Beschränkung und Ausrichtung ist unumgänglich. Welche Nachrichten es wert sind, gedruckt zu werden, entscheidet sich auch an der Auswahl anderer Journalisten und Autoren. Ein Vorgang, über den berichtet wird, ist allein deshalb berichtenswerter, weil über ihn an anderer Stelle berichtet wird. Dazu Niklas Luhmann: „Kommunikation ist ein Prozess, der auf Selektionen selektiv reagiert, also Selektivität verstärkt.“[2]
Die Selektion führe gemäß Schulz zu einer „Norm der Realität“, denn die Frage nach einem "wahren Bild" der Realität sei eine metaphysische und nicht zu beantworten.[3] Durch Selektion von Informationen in den Medien kann bei Rezipienten leicht ein als Manipulation empfundenes Zerrbild entstehen. Selbst wenn die einzelnen Meldungen den Tatsachen entsprechen, kann die Masse die Wirkung einer Desinformation erzielen.
Günter Wallraff beschreibt hingegen in seinem Buch „Der Aufmacher“ die von ihm wahrgenommenen Manipulationen der Bild-Zeitung als das „Bild-System“.[4] Gezielte Manipulation durch bewusste einseitige Berichterstattung widerspricht den Grundsätzen unabhängiger journalistischer Berichterstattung und journalistischer Ethik sowie den Regeln des Deutschen Presserates.
Gewichtung der Informationen
Eine weitere Herausforderung für Journalisten liegt in der Gewichtung, die sie unterschiedlichen Positionen und Argumenten beimessen. So mussten alle relevanten Positionen und Argumente aufgezeigt sowie durch eine Gewichtung verdeutlicht werden, dass die Argumente unterschiedliche Relevanz und Seriosität haben. Gelingt das nicht, so spricht man von tendenziöser Berichterstattung.
Darunter versteht man eine verzerrte oder falsch gewichtete Darstellung von Fakten, was gegen die journalistische Ethik verstößt. Das Ziel und der Schweregrad nicht-objektiver Berichterstattung werden in vielen Ländern kontrovers diskutiert, da sie sowohl praktische als auch theoretische Ursachen haben und Wirkung präjudizieren. Allerdings stellt zum Beispiel der Schweizer Presserat fest: „Aus der ‚Erklärung der Pflichten und Rechte der Journalistinnen und Journalisten‘ kann keine berufsethische Pflicht zu objektiver Berichterstattung abgeleitet werden. Deshalb ist auch eine einseitige, parteiergreifende Berichterstattung zulässig.“
Einzelne Zeitungen oder Sender vertreten bewusst bestimmte Positionen. So versteht sich beispielsweise die Frankfurter Rundschau als linksliberal. Die entsprechende Tendenz („Färbung“) der Berichterstattung ist keine Manipulation, sondern ein Ausdruck der Meinungsfreiheit der Redaktion oder des Verlags (siehe auch Tendenzschutz).
Die Gewichtung von Information kann ebenfalls ein (subtiles und damit wirksames) Instrument der Manipulation sein. Durch hohe Selektion kann zum Beispiel die Position eines „Gegners“ für ein Strohmann-Argument oder für eine „Dämonisierung“ verzerrt werden. Auch kann von bedeutenden Ereignissen abgelenkt werden, indem über andere Themen ausführlicher berichtet bzw. ihre Bedeutung übertrieben wird.
Die Rolle der Sprache
Der Gebrauch eines Wortes mit positivem bzw. negativem Beigeschmack (meliorativ bzw. pejorativ) an Stelle seines neutralen Synonyms ist geeignet, den Leser zu beeinflussen. Sind Themen strittig, so zeigt sich dies meist auch darin, dass die Parteien gleiche Sachverhalte mit unterschiedlichen Begriffen bezeichnen (zum Beispiel „Flucht und Vertreibung“ (in Deutschland übliche Wortwahl) und „Umsiedlung“ (in Polen übliche Wortwahl)). Auch hier wird die Verwendung der Begrifflichkeit einer Partei leicht als parteilich oder manipulativ wahrgenommen.
Siehe auch: Sprachmanipulation
Ein Problem stellen Übersetzungen aus anderen Sprachen dar. Hier hat der Übersetzer Gelegenheit zur Manipulation, indem er nicht wortwörtlich und originalgetreu übersetzt.
Die Sprache kann auch als politischer Faktor in den Massenmedien auftreten, besonders in den Fällen, wo eine Gesellschaft durch eine Sprachenvielfalt gekennzeichnet wird. Die Wahl der Sprache in den Massenmedien kann am ehesten eine Manipulation im Sinne jener Gruppe darstellen, die diese Sprache beherrscht. Diejenigen, die anders sprechen, werden dadurch hingegen von einer journalistischen Beteiligung ausgegrenzt. Durch die weltweite Verbreitung der englischen Sprache als Verkehrssprache kritisiert man US-amerikanische und englischsprachige Medien häufig von vornherein als publizistische – und damit manipulative – Übermacht.
Zahlreiche mit Sprache und Manipulation befasste Medientheoretiker verweisen auf die Medien der USA, einem Land, in dem von der überwiegenden Mehrheit Englisch gesprochen wurde. Einige argumentieren, dass eine Standardsprache noch lange keine nationale Einheitlichkeit schaffe; weiterhin blieben große Unterschiede bestehen, die in den Massenmedien Ausdruck finden.
Die Rolle des Visuellen
Neben der Selektion, der Platzierung und der Wortwahl spielen nicht-sprachlich vermittelte Informationen, in erster Linie die Bebilderung durch Fotos, Tabellen, Grafiken oder auch die Größe, die Platzierung und Farbwahl oder die Schriftart eine wichtige Rolle.
Quelle:
Wikipedia: Medienmanipulation#BeispielePrecht und Welzer haben sich kürzlich erst in einem gemeinsamen Buch darüber ausgelassen. Habs zwar noch nicht gelesen, aber die Talkshows verraten da schon einiges dazu:
https://www.ndr.de/kultur/buch/tipps/Die-vierte-Gewalt-Precht-Welzer-Meinungsmache-der-Leitmedien,prechtwelzer100.htmlGroucho schrieb:Ich jedenfalls kann erkennen, wann ich objektive Fakten serviert bekomme und wann eine Meinung.
Du hast ja auch einen großen Vorteil, den die meisten Menschen wohl eher nicht haben. Du bist laut deiner eigenen Aussage sprachlich geschult - ja sogar auf akademischem Weg. Kannst also sehr gut die Feinheiten der Kommunikation erfassen, kannst Stilmittel erkennen, besitzt eine größere Medienkompetenz als der Durchschnitt. Das begünstigt sicher Vieles in dem Zusammenhang. Nur wer kann das schon von sich behaupten?
Ich zB. war dagegen ein Einwandererkind, das erst im Teenager-Alter deutsch lernte, zu Hause eher handwerklich und in der Schule wenig sprachlich weiter gebildet wurde. Ich konnte mir deshalb erst im Laufe der Zeit autodidaktisch mühsam etwas Medienkompetenz aneignen. Wobei ich bis heute nach so vielen Jahren immer noch weit von einer wie auch immer gearteten Meisterschaft in dem Punkt entfernt bin. Und selbst das war mir nur möglich, weil ich eben Zeit und Interesse dafür hatte; .. wobei das Gros der Bevölkerung offenbar nicht mal dieses wichtige Rüstzeug hat.
Jetzt dem Durchschnittmenschen anzulasten, dass er nicht fähig ist, sofort zu erkenn, was ein echtes Faktum ist, halte ich für zumindest schwierig an der Stelle.