@Commonsense Commonsense schrieb:Außerdem denke ich nach wie vor, daß er nicht zwangsläufig alleine und ohne Unterstützung bearbeitet haben muss. Es ist zumindest vorstellbar, daß er zur Tat angestiftet, oder zumindest animiert wurde.
Ja, das kann man natürlich niemals ausschließen - aber das kann man auch in jedem anderen Kriminalfall nicht.
Das Problem ist eben nur, das es keinerlei Beweise dafür zu geben scheint.
Mein Bild von Oswald, welches sich vor allem durch die Aussagen derjenigen die ihn kannten und der lektüre der "Schriften", die Oswald verfasst hat gebildet hat, ist eher das eines störrischen Einzelgängers, der eher das Gegenteil von dem macht, was man ihm aufträgt, als sich in irgendeiner Form unterzuordnen. Ich kann mir genausogut vorstellen, das ein evtl. Anstifter überhaupt nicht gemerkt hat, das (oder zu was) er Oswald da angestiftet hatte.
Für eine "Unterstützung zur Tat" im tatsächlich aktiv tätigem Sinn sehe ich bei dem Tatverlauf keine Notwendigkeit.
Die Waffenbeschaffung incl. der dazu notwendigen Geldmittel, der Schmuggel des Gewehrs in das TSBD, die Organisation des "sniper-Nestes", die (kläglich gescheiterte) Flucht <- für nichts davon hätte Oswald die Hilfe Dritter gebraucht.
Trotzdem gebe ich Dir recht, das Dritte eine Rolle, wenn auch eine sehr passive Rolle, gespielt haben könnten. Ich habe geschrieben, das Oswald ein störrischer Einzelgänger war. Das heißt natürlich nicht, das er sich in dieser Rolle besonders gefiel. Wenn Du dich mit seinen Texten und Briefen auseinandersetzt, dann findest Du eine Menge Selbstmitleid gepaart mit dem Wunsch nach Anerkennung. Das ist für jemanden in seinem Alter auch nicht zwingend annormal, jedoch liegt bei Oswald so etwas wie eine narzistische Persönlichkeitsstörung vor (seine Kindheit und Jugend waren tatsächlich geeignet, verstörend auf seine Persönlichkeitsentwicklung einzuwirken), welche ihn daran hinderte, die vermisste Anerkennung aus Situationen innerhalb einer Gruppenstruktur zu gewinnen. Er wollte keiner Gruppe angehören (im Sinne von Einordnung oder Unterordnung), sondern von einer Gruppe bewundert werden (im Sinne von Überordnung).
Alle Gruppen und Organisationen, in denen er war und in denen er sich hätte einordnen müssen (Schule, Marines), waren ein Disaster für ihn. Aus den Schulen flog er entweder rausw oder seine Mutter kam dem Rauswurf durch Umzug zuvor. der Junge hat in knapp 11 Jahren Schulzeit genau 12 unterschiedliche Schulen besucht. So ein Fall ist mir persönlich noch nie untergekommen.
Bei den Marines saß er einen guten Teil seiner Dienstzeit entweder im Hospital (weil er sich selbst angeballert hat) oder wegen dem unbefugten Benutzen von Schusswaffen oder weil er sich körperlich mit seinen Vorgesetzten angelegt hatte im Knast.
Anerkennung aus einer Sonderrolle (ohne Unterordnung) versprach er sich von seinem Überlaufen nach Russland. Als er merkte, dass er ein viel zu kleines Licht in den Augen der Russen war, um besonders hofiert zu werden, versuchte er sich umzubringen.
Später dann in Russland hatte er zunächst ein bißchen die ersehnte Sonderrolle, als Amerikaner, der sich wie ein Texas-Cowboy aufspielte. Eine Perspektive gab ihm diese Rolle jedoch nicht.
Er hat sich das dann schön geredet, wie seine Rückkehr in die USA als Links-Intellektueller-Aktivist von der Öffentlichkeit gefeiert werden könnte und so versprach er sich durch diesen Schritt einmal mehr in seinem Leben die erhoffte Sonderrolle.
Ich könnte das immer weiter so aufzählen aber es ist mir viel wichtiger klarzustellen, das ICH Oswald nicht abkaufe, dieser "glühende Marxist" zu sein. Der Kommunismus war nur das Vehikel zu seiner ersehnten Sonderrolle. In Russland, wo er von Kommunisten umgeben war, erlahmte sein Interesse an der kommunistischen Gemeinschaft. Sein Interesse an Cuba galt wohl auch vor allem dem "Revolutionären", dem Kampf, in welchem "Anführer" und "Aktivisten" eine übergeordnete, eine Sonder-Rolle spielen.
Ich sehe hier das Motiv für die Tat. Ein tätlicher Angriff auf den "Führer der (in Oswalds Augen) un-freien Welt" wäre etwas gewesen, was einer so revolutionären Tat gleichkäme, welche von echten Revoluzern (z.B. den Kubanern) nicht hätte ignoriert werden können. Auch ein geglücktes Attentat auf Gen. Walker wäre schon dazu geeignet gewesen. Ein solcher Mann wie Oswald hätte definitiv eine Sonderrolle bekommen ... wenngleich zu befürchten steht, das diese weit weniger glamourös als von Oswald erhofft in irgendeinem kubanischem Massengrab geendet hätte.
Oswalds Handeln war stets nur bedingt rational. Seine Motive sollte man nicht anders einschätzen.
Wie gesagt, ich weiß nicht, ob Oswald irgendeiner Form der Anstiftung ausgesetzt war. Ich glaube einfach nicht, das er einer solchen bedurft hätte. Er hatte die Gelegenheit, das könnte schon ausreichend "Anstiftung" für so jemanden gewesen sein.