robert-capa schrieb:aber der zweck war eben ein anderer
Für mich die interessanteste Lektüre sind immer noch zwei Bücher, die fast 10 Jahre alt sind:
James Hatfield: Das Bush-Imperium [1]
Brisard/Dasquié: Die verbotene Wahrheit
Beide Bücher handeln von den Saudi-Verstrickungen.
Die beiden Franzosen graben da ganz tief in Firmenverflechtungen, wie auf der einen Seite der Westen Geld mit Saudis und gemeinsame Politik mit Islamisten, und wie auf der anderen Seite die Wahabbiten wirtschaftliche Strukturen zur Finanzierung islamistischer Zellen nutzt.
Hatfield konzentriert sich darauf, wie Bush Jr. mit saudischen Investoren zu eigenem Reichtum und damit politischer Macht kommt.
Bei Osama kommt halt noch dazu, dass er aus einer unglaublich reichen Bauherrenfamilie stammt und lange Zeit enge Verbindungen zu den USA hatte (Kampf gegen die Sowjets in Afghanistan). Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass Bush Sr. ihn als CIA-Chef angeworben hatte (nach dem Muster: "wir hätten da einen Radikalen in der Familie, der würde sicher gern helfen, die Sowjets aus Afghanistan zu vertreiben").
Aber auch nach 1991 gab es ja noch enge Verbindungen:
- die Briten heuern 1996 eine Al-Qaeda-Zelle zur Ermordung Gaddafis an
- UN-Panzerfahrzeuge karren Mujahidin nach Bosnien
- Osama bin Laden war 1996 zu Gast bei Izetbegovic [2]
Auch die London-Anschläge sind ja eigenartig. Zunächst muss Scotland Yard einen Hauptverdächtigen frei lassen, da er ein MI6-Agent in Pakistan war (und damit aufgedeckt). Und der Terroranschlag mitten in eine Antiterrorübung, an den Orten, an denen die Übung stattfindet, ist ein heißes Indiz, dass es einen Leak gegeben hat.
So Sachen will man ja nicht gern an der Öffentlichkeit haben.
Wie heftig reagiert wird, zeigt ja der Fall von David Kelly, der als UN-Insepektor im Irak einem BBC-Reporter in einem Privatinterview gesteckt hat, wer den Regierungsreport über chemische Waffen und "Raketen sind in 45 Minuten in England" fabriziert hat (ein anderer BBC-Reporter interessanterweise) und dass er falsch ist. Kelly musste sich vor einem Parlamentsausschuss des Geheimnisverrats verantworten und hielt dem Druck nicht stand. Er brachte sich um. Heute sind alle seine Aussagen bestätigt.
Und das Problem ist: in GB und den USA sind die Zeitungen schon unglaublich lästig (und Dank Internet verschwinden Artikel nicht mehr in Archiven und Bibliotheken). Wenn dann auch noch im Internet - noch unkontrollierter - wirklich recherchiert wird oder gar Dokumente veröffentlicht werden (siehe Wikileaks)?
So richtig freuen sich manche nicht drüber. Da lieber Diskussionen, ob das nun freier Fall ist oder nicht, ob Sprengstoff drinnen war oder nicht ... Harmloser Kram ....
[1] Hatfield verstarb im August 2001
[2] bezeugt von zwei Journalistinnen (einer Britin und einer Spiegel-Journalistin). Die Britin hat auch beim Milosevic-Prozess ausgesagt.