@FiatLuxFan FiatLuxFan schrieb am 03.07.2011:Für euch Commission-Report Leser, die es ja gewohnt sind alle zwei Seiten verarscht zu werden ist das vielleicht gut genug, das dachte ich mir schon.
Da waren sie aber knausrig mit der Deklassifizierung, statt elfeinhalb(11,5) Seiten gibts eben nur eineinhalb(1,5).
Jaja... die Ungereimtheiten der Truther... Ich habe dir mal einen Artikel von Mosaik911.de dazu abkopiert. Viel Spaß
;)Aus 1,5 wird 11,5 - wie Zweifel entstehenDas veröffentlichte PDB-Dokument umfasst 1,5 Seiten. Trotzdem ist die Behauptung im Umlauf, das Originaldokument umfasse
elfeinhalb Seiten.
Von diesen elfeinhalb Seiten waren nach Freigabe des Dokuments am 10. April 2004 nur noch knapp zwei Seiten - präzise: 17 Sätze - zu lesen. Man fragt sich: Wo ist der Rest? (Jürgen Elsässer, 19.04.2004, ebenso im sozialistischen Magazin ‘Vorwärts)
Elsässer bezieht sich hierbei auf den ZEIT-Autor Oliver Schröm, mit dem er wenige Tage zuvor ein Interview für die Junge Welt führte.
An diesem Morgen unterrichtet der CIA-Direktor persönlich den Präsidenten. Sein PDB-Papier hat statt der sonst üblichen zwei bis drei diesmal elfeinhalb bedruckte Seiten ...
Die “üblichen zwei bis drei” Seiten der täglichen PDB-Dokumente wird in einem anderen heiklen Zusammenhang (den manipulierten Kriegsgründen 2003) von einem prominenten Insider-Journalisten bestätigt:
Der zwei oder drei Seiten umfassende, am frühen Morgen erstellte Bericht wird nur dem Präsidenten und einigen wenigen hochrangigen Regierungsbeamten vorgelegt. (Seymour Hersh: Die Befehlskette, 2004, S. 233)
Woher hat aber Oliver Schröm seine Information der abweichenden Seitenanzahl?
JW: Was die US-Regierung jetzt als »PDB«-Papier vom 6. August 2001 freigegeben hat, umfaßt lediglich 17 Sätze. Wo sind die übrigen neuneinhalb Seiten abgeblieben?
OS: Interessante Frage. Aber meine Information scheint zuverlässig gewesen zu sein. Zumindest der damals genannte Titel des »PDB-Memorandums« hat sich ja zweifelsfrei bewahrheitet.
JW: Wer ist Ihre Quelle?
OS: Ich will mich nicht mit fremden Federn schmücken. Die Informationen über das Memorandum, die Umstände des Treffens zwischen Bush und CIA-Direktor Tenet und vor allem der verräterische Titel des PDB-Memos wurden damals schon in US-amerikanischen Zeitungen veröffentlicht, vor allem in der Washington Post, wo Starreporter Bob Woodward immer wieder mit bemerkenswerten Insider-Details aufwartete, die größtenteils auch in seinen Bestseller »Bush at War« einflossen.
Die Fußnote im Buch ‘Tödliche Fehler’ von Oliver Schröm verweist auf einen Woodward-Artikel in der Washington Post. Dort findet sich jedoch keinerlei Hinweis auf den Umfang des Memos.
Auch in dem JW-Interview bleibt ungeklärt, woher die Information bzgl. des Seitenumfangs stammt. Wer zwischen den Zeilen lesen will, kann bereits das Zugeständnis des Oliver Schröm erkennen, daß seine Information bzgl. des Briefing-Umfangs nicht korrekt war.
Der Hintergrund dieses Aspektes offenbart eine weiteren banalen Irrtum als Prämisse einer Legende. Am 18. Mai 2002 meldete CNN folgendes:
And it was during that briefing on August 6 when he was given this 1 1/2-page memo, [...]
Am 19. Mai 2002 veröffentlichte das Time Magazine einen Artikel, der folgende Passage enthält:
At the briefing on Monday, Aug. 6 [...] Bush received a 11/2-page document, which, according to Rice, was an "analytic report" on al-Qaeda.
Am 24. Mai 2002 erschien auf CNN plötzlich folgendes:
[...] when it acknowledged that President Bush received an eleven-and-a half page report on al Qaeda during his August 6 daily intelligence briefing, known as the Presidential Daily Brief.
Zur Verdeutlichung der Abfolge nochmals in Kurzform:
18.05.2002 CNN: 1 1/2-page memo
19.05.2002 TIME: 11/2-page document
24.05.2002 CNN: eleven-and-a half page report
Eine Idee, was da passiert sein könnte?
Aus der ursprünglichen ‘1 1/2’ wurde im Stille-Post-Prinzip die ‘11 1/2’.
Ein simpler Wahrnehmungs- bzw. Übertragungsfehler - Kleine Ursache, große Wirkung.
Oliver Schröm hat diesen Fehler bedauerlicherweise im Oktober 2002 übernommen und damit eine zitierfähige Grundlage gebildet, so z.B. für den US-Aktivisten Justin Raimondo. Re-importiert wird die Falschinformation durch SteinbergRecherche:
Elfeinhalb minus anderthalb - zehn Seiten fehlen, auf denen Genaueres stehen könnte, über Flugzeuge als Raketen zum Beispiel. Kerrys Freunde werden die Seiten sehen wollen.
Seitdem zirkuliert die Legende vom teil-verheimlichten Memo. Die vorübergehende Verwirrung reichte bis zum involvierten US-Politiker:
"We should be requesting the entire PDB, not an article from the PDB," said former Rep. Tim Roemer, D-Ind. "How can you get the context of how al-Qaida or Afghanistan is being prioritized in 10 or 12 pages when you only are seeing two paragraphs?" (Quelle, 15.11.2003)
Tim Roemer ist nicht irgendein Politiker. Er war Mitglied der 9/11 Untersuchungskommission und am Rice-Hearing im April 2004 beteiligt. (Transkript der Hearing-Passage)
Nachdem Roemer im November 2003 noch über “10 or 12 pages” spekulierte, stand dem ‘9/11-Commission’-Mitglied das Dokument offensichtlich zur Verfügung (s. Hearing). Roemer bemängelte weder während des Hearings einen ‘fehlenden Teil’, aber auch nach dem Hearing und der Veröffentlichung des Dokumentes war von Mr. Roemer kein Einwand bzgl. des Memo-Umfangs mehr zu hören.
Roemer scheint bemerkt zu haben, einer Fehlinformation im Vorfeld aufgesessen zu sein.
Tjaja... Das mit den Ungereimtheiten ist schon so eine Sache
:)