Prieure de Sion
22.01.2007 um 16:02
Wieder daheim wandte Saunière sich erneut der Restaurierung seiner Kirche zu. Er sollunter einer merkwürdig geformten Steinplatte aus dem siebten oder achten Jahrhundert einemehrere Skelette enthaltende Krypta entdeckt haben. Rätselhafterweise machte sichSauniére auch an einer auf seinen Amtsvorgänger Antoine Bigou zurückgehenden Grabplatteder Marquise Marie d’Hautpoul de Blanchefort zu schaffen, welche sich auf dem kleinenFriedhof von Rennes-le Châtaeu befand, welche auf die kryptische Aussage zu Dagobert II.hingewiesen habe und die Sauniére zerstörte — ohne allerdings zu ahnen, daß einHeimatchronist sie längst archiviert hatte. (LINCOLN, BAIGENT, LEIGH, 25)
Zudembegann Sauniére, begleitet von seiner Haushälterin, mit ausgedehnten Wanderungen in dieUmgebung, von der er reihenweise wertlose Steine mitbrachte. Überdies nahm er eineausgedehnte Briefkorrespondenz mit Persönlichkeiten aus Frankreich, Deutschland, Italien,Österreich und der Schweiz auf. Allein das Porto hierfür soll die bescheidenen Mitteleines südfranzösischen Dorfgeistlichen weit überstiegen haben. Überdies fing er mit demSammeln von Briefmarken an und tätigte dunkle Geschäfte mit verschiedenen Banken.(LINCOLN, BAIGENT, LEIGH, 25)
Seit 1896 nahmen die Ausgaben Sauniéres einerstaunliches Ausmaß an. Sie überstiegen bei Weitem die Möglichkeiten einesDorfgeistlichen, welcher von seinem knappen Gehalt auszukommen hatte und erreichten bis1917 einen Gesamtbetrag von mehreren Millionen Francs. (LINCOLN, BAIGENT, LEIGH, 25) Aberseit seiner Rückkehr aus Paris hatte der Pfarrer offenkundig Geld im Überfluß, aus ganzEuropa trafen Überweisungen ein, zumeist von religiösen und esoterischen Gesellschaften(RITTER, 35).
Das Geld verwendete der Pfarrer für verschiedenste Zwecke. Erveranstaltete ein- bis zweimal wöchentlich Bankette für seine Gemeinde, welche überausreichlich gewesen sein sollen, er ließ das Dorf an die öffentliche Kanalisationanschließen und eine Straße hinauf zum Dorf erbauen. Er ließ auch einen zweigeschossigenTurm (den erst „Turm der Uhr” genannten Tours Magdala, RITTER, 44) errichten, einLandhaus (Villa Bethania) erbauen und die Kirche auf höchst bizarre Weise ausschmücken.(LINCOLN, BAIGENT, LEIGH, 25f.)
Über deren Portal ließ Sauniére die InschriftTERRIBILIS EST LOCUS ISTE („Dieser Ort ist schrecklich”) einmeißeln. Dieser Text beziehtsich zwar im biblischen Kontext auf einen Tempel des Herrn, nicht, wie man vermutenkönnte auf den Eingang zur Hölle (HAUF, 268), doch gleich hinter dem Portal befindet sichdas Weihwasserbecken, das von einer Statue des Dämons Asmodi gestützt wurde und er ließeinen (in katholischen Kirchen üblichen) Kreuzweg einrichten, dessen vierzehn Stationenzwar dem Gewohnten entsprachen, in einigen merkwürdigen Details jedoch von der gewohntenDarstellung abwichen. (LINCOLN, BAIGENT, LEIGH, 26)
Auch einen neuen Altar und bunteKirchenfenster, die für optische Phänomene im Kircheninneren sorgen, ließ der Pfarrernach von ihm und seinem Kollegen Henri Boudet gemachten Plänen anfertigen.
1897 warendie Restaurationsarbeiten an der Kirche von Rennes-le-Château abgeschlossen und amPfingstsonntag des Jahres reiste Bischof Felix Arsene Billard zur Einweihung desGotteshauses an. (RITTER, 40f.)
Damit waren Saunières Arbeiten aber noch längstnicht beendet: Saunière erwarb Grundstücke (auf den Namen seiner Haushälterin, RITTER,41), ließ einen Tiergarten und eine Orangerie anlegen, sammelte antike Marmorskulpturen,kostbare Gewebe und Bücher. Er empfing illustre und für diese Gegend seinerzeit höchstungewöhnliche Gäste, darunter Emma Calvé, den französischen Kultusminister und mehrfachErzherzog Johann Salvator von Habsburg, einen Vettern des Kaisers der DonaumonarchieÖsterreich-Ungarn welcher, wie sich später herausstellte, bedeutende Summen an denLandpfarrer überwiesen ließ. (LINCOLN, BAIGENT, LEIGH, 26f.)
Hatte Saunièreanfangs noch Rückendeckung seines Vorgesetzten, so änderte sich das mit dessenNachfolger. Der neue Bischof von Carcassonne war mißtrauisch geworden und mutmaßte,Saunière bessere sein Gehalt durch Simonie auf und halte verbotene schwarze Messen ab.Saunière sollte sich wegen seines Reichtums erklären, das lehnte er jedoch ab und wurdevom Dienst suspendiert. (LINCOLN, BAIGENT, LEIGH, 27) 1911 trat Abbè Marty die NachfolgeSaunières an. Der räumte das Pfarrhaus aus und zog in die Villa Bethania. Hierhin lud ernun seine Gemeinde zu privaten Gottesdiensten an und Marty sah sich vor leeren Bänkenpredigen, bis endlich Papst Benedikt den Heiligen Stuhl bestieg und die Linie seinesVorvorgängers fortführte (RITTER, 57).
Die Beschwerde Saunières beim Heiligen Stuhlhatte Erfolg und er wurde wieder in sein Amt eingesetzt (LINCOLN, BAIGENT, LEIGH, 27),und nachdem er zur Buße eine Wallfahrt nach Lourdes absolviert hatte, ging es wie gewohntweiter, erneut strömten ihm Gelder aus vatikanischer und habsburgischer Quelle zu(RITTER, 57, 59). Er wollte sogar noch kühnere Bauprojekte verwirklichen: einen dreiMeter hohen Wall wollte der Pfarrer um sein Dorf ziehen, was dem Dorf den Eindruck einesmittelalterlichen Wehrdorfes gegeben hätte und er plante einen das Dorf überdachende,mehr als fünfzig Meter hohen Tempel, dessen Dach auf neun Säulen ruhen sollte. Auchbestellte sich Saunière einen Wagen, was seinerzeit etwas Besonderes war. (RITTER, 59)
Aber die Geschehnisse und Zeitläufte hatten wohl der Gesundheit des Pfarrerszugesetzt und am 17. Januar 1917 erlitt Bérenger Saunière, damals siebenundfünfzig, einenHerzinfarkt. Am 22. Januar ist er gestorben. An sein Sterbelager trat der Priester einesNachbardorfes. Es heißt, er habe das Krankenzimmer erschüttert verlassen und sein Lebtagnimmer gelächelt. Als gesichert gilt, daß Saunière das Sakrament der Letzten Ölungverweigert wurde.
Geradezu grotesk muten die Vorgänge am Tag nach Saunières Todan. Man hüllte seine Leiche in eine mit scharlachroten Troddeln besetzte Robe und bahrtesie in einem Lehnstuhl sitzend auf der Terasse der Tour Magdala auf. Daran vorbeiprozessierten die Trauergäste. Unter ihnen befanden sich auch mehrere Fremde, von deneneinige Troddeln von der Robe rupften und mitnahmen.
In seinem Testament gabSaunière an, völlig mittellos zu sein. Sämtliche Liegenschaften und Vermögenssachenliefen auf dem Namen seiner Haushälterin Marie Denarnaud.
Marie Denarnaud lebtenoch bis 1946 unbehelligt in der Villa Bethania. Dann verfügte die Nachkriegsrtegierungunter Charles de Gaulle eine Währungsreform. Jeder Franzose hatte nun die Herkunft seinesVermögens nachzuweisen. Marie Denarnaud lehnte diesen Nachweis ab und lebte lieber inArmut, als ihr Geheimnis zu offenbaren. Es heißt, man habe sie dabei gesehen, wie siebündelweise alte Francs-Noten verbrannt habe. Die Villa Bethania erwarb ein Noël Corbu.Dem soll Marie Denarnaud versprochen haben, ihm ihr Geheimnis anzuvertrauen, doch nacheinem Schlaganfall, der sie am 29. Januar 1953 ereilte, war sie ihrer Sprache verlustiggeworden und nahm ihr Geheimnis mit ins Grab.
Über die rätselhaften Vorgängerund um Bérenger Saunière und Rennes-le-Château wurden in Frankreich seit 1956 etlicheVeröffentlichungen getätigt, was angesichts der Umstände nicht weiter verwunderlich ist.Erstaunlich sei hingegen, daß das Originalmaterial aus einer einzigen Quelle zu stammenscheine, welche offenkundig Interesse an dieser Publikation habe und hinter welcher einegeheime Gesellschaft namens Pieuré de Sion stecke. Gewährsmann für Gérard de Sède, dereine Reihe von Büchern zu dem Themenkreis schrieb, sei Pierre Plantard gewesen, derselbst Großmeister der Pieuré de Sion sei.
Nach mancher Darstellung fandSaunière die Pergamente keineswegs zufällig, sondern er soll von Beauftragten der Prieurède Sion in Rennes-le-Château aufgesucht und auf das Gteheimnis hingewiesen worden sein.Ende 1916 habe man miteinander Streit bekommen, was ein besonders Licht auf den Tod desPfarrers im Jahr darauf würfe, nach Anderen war Saunière nur ein ausführender Helferseines Amtskollegen Henri Boudet, dessen Agentin Marie Denarnaud gewesen sei.
Zum plötzlichen Reichtum Saunières heißt es, ein Teil davon sei durch eineTransaktion beschafft worden, welche Erzherzog Johann Salvator von Habsburg veranlaßthatte. Beträchtliche Summen sollen auch über Henri Boudet geflossen sein, demAmtskollegen Saunières in Rennes-les-Bains, und zwar an den Bischof von Carcassonne.
Als eine kaum verhüllte Allegorie Bérenger Saunières und seiner Entdeckungensahen manche Kommentatoren den Roman La colline inspirée („Der erleuchtete Berg”) desMaurice Barrès (1913). Bei diesem erleuchteten Berg handelt es sich jedoch um einen Bergin Lothringen auf dessen Rücken allerdings ein Dorf liegt, das altes WallfahrtszentrumZions ist.
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Nicolas Poussin (15. Juni 1593 in derNormandie, gest. 19. November in Rom) war „Begründer der heroischen Landschaftsmalerei.Umfassendes Studium der Antike und Raffaels führten ihn zu einer auf Klarheit und Strengedes Bildaufbaus gegründeten, Idealformen anstrebenden Malweise mit stark klassizistischerPrägung.”
David Teniers d. Ä. (1582 bis 1649, Antwerben) malte hauptsächlichreligiöse Bilder in romanistischen Stil, sein Sohn David Teniers d. J. (getauft 15. 12.1610 in Antwerben, gest. 25, 4. 1690 in Brüssel) war in Brüssel seit 1651 Hofmaler undgründete 1665 in Antwerben eine Akademie. Er gilt als Hauptmeister der niederländischenGenremalerei; seine Themen waren Bauernfeste, Wachstubenszenen, Alchemistenküchen.
Saunière soll das Gemälde „Der heilige Antonius und der heilige Hieronymus in derWüste” erstanden haben .