Prieure de Sion
12.01.2007 um 15:41
@ Alle
In memoriam infantium ex sanguine regali
Dem Andenken der Kinder ausköniglichem Blut
(Aus der Chronic des William von Roebruk)
Goldglühendes Lichteiner für mich schon versunkenen Abendsonne lag noch auf der Ketzerfeste, als wolle Gottsie für unser Auge noch einmal emporheben in ihrer Verblendetheit, bevor sein Zorn sieZerschmettern würde als Strafe für ihre Sünden. Wir waren eben erst am Fuß des Pogeingetroffen, und bei uns unten im Tal herschten schon die Schwarzvioletten Schatten derschnell hereinbrechenden Nacht. So trat mir der Montsegur ein erstes Mal entgegen, undich erschauerte ungewollt, ärgerlich über mich selbst. Noch hielt ich Gott für denUnsrigen, von der Rechtschaffenheit meiner katholischen vocatio überzeugt, die michausgesannt hatte, am Ausbrennen dieser Eiterbeule ruchloser Häresie teilzuhaben.
IchWilliam von Roebruk, ein dralles Bauernschlitzohr aus dem Flämischen, in der ärmlichenKutte meines Ordens der Minderen Brüder und dank eines gräflichen Stipendiums mit demHochmut eines studiosis parisiensis im Herzen,
allwo ich die Universität besuchte,ich fühlte mich wie der Großinquisitor:"Zittere, katharische Schlangenbrut, dort oben imfalschen Glanz einer heidnischen Sonne! Bald wird ein anderes Feuer euch leuchten, wennerst aus den Scheiterhaufen eure gottlosen Seelen zur Hölle fahren!"
Heute nach zehnJahren- und über dreißig und bald kahlköpfig-, kannich nur lächeln über den armen,ahnungslosen Franziskaner-Tölpel an der Schwelle zu einer nie geträumten Welt großer,geheimnissvoller, wilder und gemeiner, ja pefider Geister, wie er da stand am nichterkannten Randeines Hexenkessels voller Abenteuer, Nöte und Verderben- vor demEintritt,ach was, dem Hineinstürzen in ein Leben, gestößelt und gequirlt in Leidenschaft,Neid, Intrigen und Haß. Ein Leben, das in mir meher einen Spielball sah, den es nach Lustund Laune herumwarf, auf Daß mir noch Hören und Sehen vergehen sollte. Alles dasvermochte ich nicht zu erahnen, doch ich erinnere mich eines Schauers im Angesicht derGralsburg in jenem Licht.Munsalvätsch!
Begonnen hat es mit mir wohl an einem fernenanderen Ort.Das gräfliche Geschlecht derer von Hennegau hatte aus Freude, einen der ihrenzum Kaiser von Konstantinopel gekürt zu sehen, auch die Pfarrei zu Roebruk mit einerStiftung bedacht: ein letztgeborener, viel-, wenn nicht gar mehr versprechender
Knabedes Dorfes durfte, den priesterlichen Konsens vorausgesetzt, zur höheren Ehre Gottesstudieren. Ich war der Jüngste, leider! Und so und mit kirchlichem Segen, sprich obolus,hatte mein Vater mich ins nächste Franziskanerkloster geprügelt, ohne sich um meinProtestgeschrei zu kümmern. Die Tränen meiner Mutter galten auch weniger meiner Not alsder Sorge, ich vermöchte ihren Ehrgeiz zu enttäuschen, einen ruhmreichen Missionar zuihrn Söhnen zu zählen. Auch ein von Heiden erschlagener Märtyrer wäre ihnen nur rechtgewesen...........................
Mit nicht einmal 19 Lenzen verfrachtete man mich-viribus unitis- nach Paris.............
Dem schwer vermeidbaren Studium derklassischen Theologie entzog ich mich weitgehend, mein "Missionarsgewissen" immerhinbeschwichtigend, indem ich das Arabische als Pflichtfach auf michnahm,...............................
Dann suchte mein König jemanden, der ihm dieSprache der Muslime beibringen könnte.....................
Ich erhielt das Privileg,bei dem Unternehmen gegen die Katharerfeste mitzuwirken- als Feldkaplan einesProvinz-Seneschalls, der schon zwei hatte und eigentlich keinen mehrwollte......................................
Ich ertfuhr Barmherzigkeit von denAssassinen, bedingungslose Treue von den Tartaren, fand Freunde unter christlichenRittern und Edelmut bei den arabischen Emiren. Ich erlebte Gift, Niedertracht undgräßlichen Tod, ich sah Liebe und Opfer, doch kein Schicksal hat mich mehr bewegt als dasder Kinder- der Infanten des Grals.
Ihrem Andenken fühle ich mich verpflichtet. Siewaren mir verwandt, als seien es die Meinen. Sie waren die zarten Figuren der Hoffnung,die von gnadenlosen Gewalten über das Spielbrett geschoben wurden, das kindlicheHerscherpaar im "Großen Plan". Mein König und meine Königin! Mit ihrem Ende zerstob derTraum von Frieden und Glück für den Rest der Welt. Ich war nur eine kleine unwichtigeFigur, die überleben durfte. Sie wurden geopfert, noch bevor die Partie zu Ende ging.
Von ihnen will ich berichten ..................................
Das ist einAuszug aus der Chronic des William von Roebruk
Aber der soll ja nie am Montsegurgewesen sein. Ne is schon klar.