@InteraliaInteralia schrieb:Ich finde Monsanto ist ein Beispiel für das Extrem in der "grünen Gentechnik", wenn man sich das vereinfacht dualistisch auf einer Linie vorstellt:
Natürliche Nahrung - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Gentechnik
Und da haben wir bereits das erste Problem, denn eine solche Linie lässt sich nicht ziehen.
Das was manche als "natürliche Nahrung" bezeichnen, ist bereits in den meisten Fällen vom Menschen über Jahrhunderte schwer verändert und hat oft nichts mehr mit dem "natürlichen" Organismus zu tun.
Bananen, wie wir sie im Laden kaufen, haben mit Wildbananen nichts mehr zu tun. Kartoffeln sind über Jahrhunderte gezüchtet um umgezüchtet worden, um immer weniger Solanin zu produzieren, damit sie noch besser verträglich sind, etc.
In manchen Fällen ist das "Natürliche" schlichtweg weniger verträglich (oder schädlicher) als das "Künstliche".
Niemand bezeichnet Weizen oder Bananen als "künstlich" oder "Gentechnik", obwohl beide Organismen in der Form von Menschen erschaffen wurden und so in der Natur nicht vorkommen, bzw. vorgekommen sind. Man hat sich einfach daran gewöhnt. Genau so, wie man sich an Kühe mit höherer Milchleistung und/oder Muskelmasse gewöhnt hat. Da war der Aufschrei vor hunderten von Jahren derselbe: "Man darf der Natur nicht ins Handwerk pfuschen und Gott spielen."
Aber Dank der "Pfuscherei" leben wir im Nahrungsluxus.
Die Tomatensamen Deiner Oma werden kaum aus der südamerikanischen "Xitomatl"-Wildform stammen, sondern sehr wahrscheinlich aus von Menschen gesteuerten, europäischen Zuchtformen.
Siehe bspw. an der Schutzklausel, die Obama Monsanto erteilt hat: In den USA stehen sie über
dem Gesetz... Über dem Gesetz... Was ist denn das für eine Entwicklung...
Das ist die Entwicklung von Propaganda und Panikmache.
Obama hat mitnichten Monsanto eine "Schutzklausel" erteilt, sondern die House Resolution 933 unterschrieben.
Die H.R. 933 hat eine Sektion 735, in der es heißt:
In the event that a determination of non-regulated status made pursuant to section 411 of the Plant Protection Act is or has been invalidated or vacated, the Secretary of Agriculture shall, notwithstanding any other provision of law, upon request by a farmer, grower, farm operator, or producer, immediately grant temporary permit(s) or temporary deregulation in part, subject to necessary and appropriate conditions consistent with section 411(a) or 412(c) of the Plant Protection Act, which interim conditions shall authorize the movement, introduction, continued cultivation, commercialization and other specifically enumerated activities and requirements, including measures designed to mitigate or minimize potential adverse environmental effects, if any, relevant to the Secretary’s evaluation of the petition for non-regulated status, while ensuring that growers or other users are able to move, plant, cultivate, introduce into commerce and carry out other authorized activities in a timely manner: Provided, That all such conditions shall be applicable only for the interim period necessary for the Secretary to complete any required analyses or consultations related to the petition for non-regulated status: Provided further, That nothing in this section shall be construed as limiting the Secretary’s authority under section 411, 412 and 414 of the Plant Protection Act.
Das bedeutet im Grunde:
Gilt die angebaute Saat eines Farmers, oder ein Teil, als nicht reguliert oder fällt aus welchen Gründen auch immer aus der Regulation im Rahmen des Plant Protection Act, so muss dem betreffenden Farmer das Recht eingeräumt werden, die Pflanzen so lange weiter kultivieren zu dürfen, bis eine definitive Regulation getroffen ist. Das Feld, oder der Teil der Pflanzen, darf nicht einfach sofort vernichtet werden, bis die Regulation erneut untersucht wurde.
Eine erneute Regulierung oder ein "herausfallen" aus selbiger, kann bspw. durch bürokratische Fehler passieren.
GMO-Saaten sind reguliert. Sind sie einmal zugelassen, dürfen Farmer sie anbauen. Wird nun aber in der Bürokratie ein Fehler gemacht, etwa in der Umweltbeurteilung, kann die Zulassung der Pflanze zurückgezogen werden. Das bedeutet, der Farmer würde seinen kompletten Anbau verlieren, denn er hat quasi legal Pflanzen angebaut, die nun als illegal gelten.
Worüber sich nun alle Aufregen ist, dass die betreffenden Farmer einen Antrag beim US Landwirtschaftsministerium stellen können, damit sie die angebauten Saaten
in dieser Saison als legale Pflanzen weiter kultivieren dürfen und nicht zerstören müssen, bis die betreffende Saat offiziell für den Anbau wieder freigegeben wird.
Paranoide Gentechnikgegner haben daraus den Kampfbegriff "Monsanto-Protection Act" geformt, weil es ja schließlich was mit Gentechnik zu tun hat und Gentechnik schließlich allein Monsanto ist. Im Grunde ist es aber nicht mehr als sensationalistischer Quatsch.
Die Sektion 735 schützt Farmer davor, die Saat einer ganzen Saison zu verlieren, auch wenn sie die Saaten in der nächsten Saison nicht mehr ausbringen dürfen, wenn keine erneute Zulassung erfolgt.
"The Secretary of Agriculture shall, notwithstanding any other provision of law, upon request by a farmer, grower, farm operator, or producer, immediately grant temporary permit(s) or temporary deregulation in part"
Wenn man also das USDA ganz freundlich fragt, dann kann man eine vorübergehende, teilweise Deregulierung seiner Aussaat erwirken.
Die meisten lesen aber nur "Regulierte (GMO)Saaten + Producer + Deregulierung = MONSANTO WIRD GESCHÜTZT!"
Sicherlich könnte auch Monsanto unter der H.R. 933 eine temporäre Deregulierung eines Anbaus erwirken. Aber nur wenn die Pflanze
vorher bereits legal angebaut war. Und nur wenn das USDA zustimmt. Da gilt dann eben "gleiches Recht für alle", ob Farmer oder Monsanto.
Ich bin in vollem Umfang dafür, die Praktiken von Monsanto genau zu untersuchen, zu überwachen und zu regulieren.
Aber mit plumper Panikmache und erlogener Propaganda wie dem "Monsanto Protection Act" wird ein ganzer Technologiezweig unter der Verbreitung von Lügen und Fehldarstellungen abgestraft.
"Slacktivism" kann man nicht gebrauchen.