rockandroll schrieb:die tatsächlich schon immer etwas fortschrittlicher war
Whow, ich lerne doch immer wieder was. "Schon immer" also!
Ist ja nicht so, als hätten im europäischen Mittelalter die Klöster
gar keinen Beitrag geleistet, das Wissen und selbst profane Literatur aus der Antike zu retten sowie neues Wissen anzuhäufen. Aber der eigentliche Träger von Kultur und Wissen(schaft), aber auch weltanschaulicher Toleranz (relativ zu anderen jedenfalls) war bis in die Renaissance die islamische Welt, nicht das christliche Europa. Selbst in Afrika gab es recht fortgeschrittene Gesellschaften, in China, auch Indien ist nicht zu verachten. Von denen haben wir Europäer vor allem ab der Renaissance ordentlich partizipiert und uns so "an die Spitze" gebracht. Auch das Militärische, technologisch wie organisatorisch, von den ersten Stümpereien der Kreuzzüge bis zur Verfeinerung in der spanischen Reconquista gegen die Mauren, auch das Militärische Knowhow hat einiges zu dem "europäischen Siegeszug" beigetragen. Aber der ging eigentlich erst mit der einsetzenden Neuzeit richtig los.
wir reden ja auch nich unbedingt von der europäischen Bevölkerung [...] sondern von der der ganzen Welt
Trotz mehrfacher Erwähnungen auf antike Kugelerd-Erkenntnisse blieb das bis auf Seite 4, bis zum 11.4., eine Debatte um neuzeitliche Scheibenweltvorstellungen. Erst als lernender den Bibelglauben verantwortlich machte und fritzchen1 auf Seite 5 von Hildegard von Bingen und ihrer Kugelerdauffassung sprach, ging die Diskussion auch auf die Scheibenweltvorstellungen in der Geschichte. Darauf kam ich dann mit Barbarossa und Chistus als Kugelwelt-in-der-Hand-Haltern. Irgendwie war durch diese Gesprächsbeiträge der Rahmen der Debatte durchaus das christliche europäische Mittelalter, und nicht "wir reden von der ganzen Welt". Genau in dieses Gespräch innerhalb dieses Rahmens bist Du dann eingetreten. Dein erster Beitrag sprach von Mittelalter, Dein zweiter von Adligen, war ansonsten indifferent, was den Rahmen betrifft. Und auch, als ich auf die Prägung mittelalterlicher Vorstellungen durch Kirchenkunst usw. verwies, kam von Dir zu keiner Zeit mal ein Satz wie "ja, aber selbst wenn, so gilt das ja nur für das christliche Abendland, nicht für andere Weltgegenden". Nein, wir sprachen die ganze Zeit vom europäischen Mittelalter, auch Du. Da hier Deine Felle den Bach runter sind, versuchst Du Dein Glück woanders.
rockandroll schrieb:Das Mittelalter gab es auch auf anderen Kontinenten
Generell ist Mittelalter ein eher unsauberer Begriff, der weniger eine Epoche inhaltlich beschriebt und abgrenzt als vielmehr eine Vorstellung von dieser Epoche transportiert. Vor allem aber wurde der Begriff Mittelalter speziell für Europa gebildet und gefüllt. Von einem afrikanischen, indischen oder chinesischen Mittelalter spricht man gemeinhin nicht.
rockandroll schrieb:und wie sich dort die Allgemeinbildung -ebenso bis heute- gestaltet, dürfte auch bekannt sein.
Aufgrund welcher Forschungsarbeiten bittschön? Nein, es ist vor allem eine Grundannahme, eine stillschweigende Voraussetzung. Und ein Handycap des Mangels schriftlicher Hinterlassenschaften vom und über das "einfache Volk" in den Gesellschaften der Welt. Daß die Bildungsschere zwischen Underdogs und Bildungselite heute eine grundsätzlich andere, geringere sei als vor hunderten und tausenden Jahren, das wissen wir schlechterdings nicht. Wir wissen halt aus einzelnen Infos einzelne Aspekte, etwa daß in der Zeit nach dem 30-jährigen Krieg das einfache Volk nicht lesen konnte, aber die mittlere Ebene des Ex-Militärs dessen durchaus kundig war, oder daß nach dem Einbruch der bronzezeitlichen Gesellschaften im syrisch-palästinischen Raum auch einfachere Bevölkerungsteile lesen und schreiben lernten, wie u.a. Schreibübungen auf einer Tonscherbe aus einem frühisraelitischen "Armeleutedorf" belegen.
Es ist ja nicht so, daß ich mich gar nicht mit solchen Themen wie Bildungsstand in den Kulturen beschäftigte - aber was hast Du vorzuweisen, außer "dürfte bekannt sein" und sonstigen echtes Wissen vortäuschenden Nichtssage-Floskeln? Und zwar, seit Du hier mitdiskutierst.
rockandroll schrieb:Wenn man das alles von allen Seiten und bei Lichte so betrachtet, ist es wirklich leichter anzunehmen, dass ein großer Teil der menschen vor 1000 Jahren noch strohdumm gewesen ist, und dass dieser Spruch eben doch nicht so ganz an der Wahrheit vorbei geht
Welches "das alles" hast Du denn nun? Ich sags mal offen: Du hast gar nichts außer Vorurteile, Mythen und Selbstausgedachtes.
Pertti