Die `Mutter´ aller Verschwörungstheorien
24.07.2007 um 00:24
Ich kenne die VÄTER der Verschwöörungstheorien...-gg*
Die Illuminatus-Trilogievon R. A. Wilson und Robert Shea
Die Trilogie wurde zwischen 1969 und 1971geschrieben, als Wilson und Shea in der Redaktion des Playboy arbeiteten. Sie waren auchfür die Leserbriefe zuständig, von denen viele paranoide Phantasmen über Verschwörungenund Geheimbünde zum Thema hatten. Sie begannen einen Roman zu schreiben unter derPrämisse, dass „all diese Schwachköpfe Recht hatten und jede einzelne Verschwörung, überdie sie sich beschweren, wirklich existiert“. In einem Interview, das er 1980 gab,erklärte Wilson, dass der Roman obendrein einen Mythos um die Weltanschauung herumaufbauen sollte, den sich die beiden ausgedacht hatten, den Diskordianismus.
Esgab keine spezifische Arbeitsteilung beim Schreiben des Romans. Wilson erklärte 1976 ineinem Interview:
Im Allgemeinen stammt das Melodramatische von Shea und die Satirevon mir, aber einige satirische Passagen sind definitiv von ihm, manches Melodramatischeist ganz bestimmt von mir. "Als Atlantis die Erde beherrschte" ist zu 99% Shea. DieAbschnitte über Simon Moon, Robert Putney Drake und Markoff Chaney stammen zu 99% vonmir. Alles andere kann man unmöglich entwirren.
Der Schauspieler Ken Campbell, derdie Trilogie für die Bühne adaptierte, sagte in einem Interview, die beiden hätten denProzess des Schreibens als eine Art lustigen Sport oder Wettkampf betrieben:
Siehatten die Möglichkeit, die Hilfskräfte der Redaktion für sich recherchieren zu lassen.Unter dem Vorwand, es wäre hilfreich für die Artikel, die sie für den Playboy schrieben(ich denke nicht, dass es das war), interessierten sie sich immer mehr für dieIlluminaten. Sobald das Material von den Hilfskräften reinkam, gab Wilson diese Memos anShea weiter – ganz ähnlich wie die Memos im Buch. Als sie bei Memo 23 angelangt waren,sagte Shea: Wenn ich mir vorstelle, dass irgendeinem Bulle aus New York diese Memos indie Hände fallen, haben wir, glaub ich, eine Grundlage für einen prima Thriller. Alsnächstes schrieb Wilson also das erste Kapitel dieses Thrillers, und Shea antwortete mitKapitel zwei. Es war tatsächlich ein Spiel für sie, in der Art: „Wetten, dass du keineFortsetzung für das hier findest!“ Die Antwort war dann: „Nein, da fällt mir nichts ein,also lass uns doch besser hiermit weitermachen!”
Das ungewöhnliche Endprodukt fandbei den Verlagen keinen Gefallen und erst nach mehreren Jahren fand sich ein Verleger.Wilson erklärte später, die Einteilung von Illuminatus! in drei Bände sei einekommerzielle Entscheidung des Verlags Dell, gewesen – die Autoren dagegen hätten denRoman als Einheit und nicht als Trilogie angelegt. Dell habe obendrein von ihnenverlangt, den Text um 500 Seiten zu kürzen, um die Druckkosten des, wie es damals schien,riskanten Unternehmens zu senken. Ein Großteil des herausgekürzten Materials wurde inspäteren Büchern verwendet. Der Gedanke, dass ausgerechnet die tiefsten Geheimnisse derIlluminaten der kostenbedingten Streichung zum Opfer gefallen wären, ist einer dertypischen Scherze von Wilson und Shea.
Die Einzelbände erschienen in den USA 1975bei Dell, wurden zumeist positiv rezensiert und verkauften sich recht gut. Illuminatus!erreichte bald Kult-Status, wurde aber kein Bestseller im eigentlichen Sinne. 1978erschienen die drei Bände in Großbritannien im Verlag Sphere Books. Die Trilogieverkaufte sich stetig und kam 1984 als Ausgabe in einem Band heraus. Hier fehlen diezusammenfassenden Einleitungen zum Goldenen Apfel und zu Leviathan. Manches in diesenEinleitungen wie die autodestruktiven Minah-Vögel kommt nirgendwo sonst im Roman vor, waswahrscheinlich auf die von Dell erzwungenen Kürzungen zurückzuführen ist. In den USA wirdder Roman seitdem zumeist in der einbändigen Ausgabe vertrieben.
Auf Deutscherschien die Trilogie 1977 und 1978 im Sphinx Verlag, einem Schweizer Verlagshaus, dassich auf Esoterik spezialisiertet hat. Die Buchumschläge dieser gebundenen Ausgabe bildenein Triptychon, auf dem das Gesicht von J. R. "Bob" Dobbs zu sehen ist, einem Idol derChurch of the SubGenius, und das obwohl diese Religionsparodie aus San Francisco im Buchgar nicht vorkommt. Sie wurde von Illuminatus!-Fans gegründet und man nimmt allgemein an,dass mit „Bob“ Wilson selbst gemeintist.
Verschwörungstheorien
Obwohl die meisten Verschwörungstheorienim Buch fiktiv sind, werden sie mit hinreichend gesicherten Fakten vermischt, umplausibel zu wirken. Der Titel des ersten Bandes, Das Auge in der Pyramide zum Beispiel,bezieht sich auf ein bekanntes Symbol für Gott, das vor allem in der Aufklärung vonKirchenkritikern und Deisten und damit auch von Freimaurern verwendet wurde. Es wirdirrigerweise häufig als Symbol der Illuminaten bezeichnet und ist zudem Bestandteil desStaatssiegels der Vereinigten Staaten, was dem Mythos Nahrung gibt, einige Gründungsväterder USA wären selber Illuminaten gewesen. In den drei Bänden kommen fast auf jeder SeiteAnspielungen auf die Illuminaten, auf gnostische Geheimlehren, auf verschiedeneVerschwörungstheorien und angebliche Pläne zur Erlangung der Weltherrschaft vor. Mancheder seltsameren Theorien, die in dem Buch ausgebreitet werden, zum Beispiel die These,Adam Weishaupt, der Gründer des Illuminatenorden, hätte George Washington ermordet undunbemerkt dessen Identität als Präsident der Vereinigten Staaten übernommen, stammen ausLeserbriefen an den Playboy, für die Shea und Wilson in der Abfassungszeit des Buchesverantwortlich waren.