Unser Lieblingsanwalt legt wieder nach - herrje...
Erstmal gibt es eine Bildergalerie zur aktion in Hamburg. Ohje. Ich als absoluter Foto-Laie hätte das wohl besser hinbekommen. Die Bilder sind geditherte GIFs (Gif kennt nur 256 Farben) - Das Gruppenfoto stammt wohl von einen Video und man schaffte die Umwandlung in 16:9 nicht - deswegen sehen die Helden etwas schmal aus. Die Plakate erinnern an Bastelstunden im Schülerhort und haben sogar inhaltliche fehler. Die EU forderte z.B. kein Verbot von Haarp, sondern war sauer über die amerikanische Informationspolitik und bat nur um mehr Informationen. Wenn in sachen Uranmunition auch solche Missverständnisse verbreitet wurden (kann ich nichts zu sagen) könnte das ja evtl. jemand hier aufklären.
aber der übliche Hammer ist das hier - mal wieder mangelndes Leseverständnis des Anwalts.
Auch die Regierung in Österreich beruft sich beim Thema “Chemtrails” auf das deutsche Umweltbundesamt!
Ein Mitstreiter aus Österreich hat uns einen Brief vom dortigen Bundeskanzleramt zugespielt. Danach beruft sich selbst die Regierung in Österreich beim Thema “Chemtrails” auf die Wischi-Waschi-Stellungnahme des deutschen Umweltbundesamtes, das bis heute keine eigenen Untersuchungen vorgenommen hat, um dem Thema “Chemtrails” auf den Grund zu gehen.
Hier offenbart sich schon wieder die Leseschwäche des anwalts, denn mitnichten beruft sich das Schreiben des Österreichischen Bundeskanzleramtes nur auf die deutschen Ministerien. Aus dem Brief, den Storr hier mal wieder nur selektiv gelesen hat:
Original anzeigen (0,2 MB)Damit´s auch keiner übersieht, markiert.
Soso, die Österreicher berufen sich also einfach auf die Deutschen. Im Schreiben wird nur zusätzlich erwähnt, dass man die Deutschen Stellungnahmen kennt und auch die der UN und des amerikanischen Militärs in europa. Vielleicht sollte unser Lieblingsanwalt lieber bei den Österreichern fragen, die scheinen zu solchen Cranks ja wirklich aussagefreudiger zu sein (wurden wohl noch nicht so zugespamt) statt gleich zu schimpfen.
Diesen Part finde ich ziemlich gelungen in der Kürze und Klarheit:
Original anzeigen (0,3 MB)Und noch ein kleines Schmankerl, entweder der österreichische Informant oder der Anwalt ist hier (mal wieder) ein kleines Faux-pas passiert. Naja, mit den Namen dürfte es viele geben, auch in Österreich:
Original anzeigen (0,2 MB)Immerhin sorgt dieses Schreiben für ein paar neue Logos österreichischer Organisationen in der Weltbild-Übersichtsgrafik. Wird aktualisiert - versprochen ;-)
Dann verweist unser Lieblinganwalt auch auf das hier schon angerissene Video von Conrebbi. Das Video, indem sich Conrebbi beklagt, das Kachelmann die Nazikeule schwingt und dabei ausgerechnet einen Blog zeigt, indem weiter unten der Holocaust geleugnet wird und dessen Betreiber den Filenames für Bilder zu urteilen keine Juden und Zionisten mag, dafür aber die Zahl 88. - und indem Conrebbi mit seinem nicht-vorhandenen technischen Sachverstand daraus schliesst, dass die air-France-Maschine, die im Pazifik abstürzte, die Crew eindeutig durch Chemtrails via Zapfluft vergiftet wurde. Tja, da hat der Anwalt den richtigen Rechercheur gefunden, der tut da nämlich gar nichts, sagt er auch selbst "Ich mache keine Reportagen".Aber naja, Conrebbi halt...
Dann empfiehlt der Lieblingsanwalt noch einen Heise-artikel zur aktuellen Kieler Machbarkeitsstudie. Solche Studien muss man lesen können, denn es werden alle Möglichkeiten aufgefasst - das heisst noch lange nicht, dass sie realisiert wurden oder realisiert werden. Am besten fängt man bei solchen Studien mit den Fazit am Ende an. Aber das Thema würde jetzt zu weit führen. Der Artikel, den der Anwalt empfiehlt ist gar nicht mal so schlecht, aber wieder scheint er nur selektiv zu lesen - hat er den ganzen Artikel überhaupt gelesen? zitiere ich mal das heraus, was er wohl nicht gelesen hat:
Link zum artikel:
http://www.heise.de/tp/artikel/35/35626/1.htmlIm Auftrag von BMBF und koordiniert vom Kieler Earth Institute haben nun deutsche Naturwissenschaftler, Experten für internationales Recht und Ethik, Ökonomen, Gesellschafts- und Politikwissenschaftler zusammengetragen, was ihre jeweilige Fachdisziplin zum Thema beizutragen hat. So entstand die Studie "Gezielte Eingriffe in das Klima?". Sie gibt den gegenwärtigen Kenntnisstand umfassend wieder, aber lässt in ihrer Breite kaum konkrete Schlussfolgerungen zu, außerdem beziehen die Autoren nur sehr vorsichtig Stellung.
In der Studie wird die Strategie, welche auch evtl. Chemtrails betrifft "RM" abgekürzt, das steht für "Reflektion Management" und beinhaltet alle Ideen, die Sonneneinstrahlung auf der erde zu steuern - sei es durch künstliche Wolken (Von Schiffen oder Flugzeugen) oder über Ballons aufgebrachte Aerosole oder Reflektionsschirme im weltraum. Diese RM-Technologien kommen in der Gesamtbetrachtung gar nicht gut in der Studie weg...
Im Gegensatz dazu beruht RM auf einer Hebelwirkung: mit vergleichsweise geringem Aufwand könnten große Wirkungen erreicht werden. Damit steigt alleridngs auch das Risiko. Weniger Sonneneinstrahlung könnte theoretisch die Durchschnittstemperatur senken (manche Klimatologen befürchten durch die Staubpartikel in der Stratosphäre allerdings den gegenteiligen Effekt, also höhere Temperaturen). RM hat keine Auswirkungen auf das zugrundeliegende Problem, nämlich die Kohlenstoffemissionen. Bei einer ungleichmäßigen Abschattung würden sich die Muster der Windbewegungen und Niederschläge verändern - nur ließe sich beim gegenwärtigen Kenntnisstand nicht gezielt beeinflussen, welche Regionen davon profitieren und welche etwa unter mehr Dürren oder Überschwemmungen zu leiden hätten. (...)
Alle klimatischen Elemente sind interdependent: Verändert sich beispielsweise durch RM die Temperatur über dem Meer, dann ändern sich auch Verdunstungsmengen, Windstärken und -richtungen, es ändert sich die Energiebilanz der Meere, die Säurehaltigkeit des Wassers, damit die Lebensmöglichkeiten der Lebewesen im Meer etc. (warnt Gernot Klepper, einer der Herausgeber der Studie! anm FZG)
Weil sowohl über den möglichen Nutzen als auch die möglichen Schäden keine einigermaßen sicheren Aussagen möglich sind, befürwortet das interdisziplinäre Expertenteam lediglich "Forschung zur Bewertung" statt "Forschung zum Einsatz". Zum Beispiel sollen mit besseren "Erdsystemmodellen" klimatische Rückkopplungen erforscht werden.
Gefährlich könnte die Enttabuisierung des Geo-Engineering allerdings nicht nur wegen direkter klimatischen Nebenwirkungen sein. Die Studie des BMBF zählt einige der weiteren Gefahren auf: Fast alle Maßnahmen hätten Auswirkungen über die jeweiligen Ländergrenzen hinaus, aber sie bewegen sich völkerrechtlich im rechtsfreien Raum. Nationale Alleingänge, die anderswo katastrophale Auswirkungen haben, könnten zu zwischenstaatlichen Konflikten, sogar Kriegen führen. Viele der diskutierten Vorschläge sind energetisch aufwändig und würden selbst wieder zu Emissionen führen.
wie gesagt, der Artikel ist nicht schlecht - die von chemtrail-Seite so gern sezierte Studie übrigens auch nicht. Ich hab bisher von ihr nur Teile überflogen und selektives gelesen - aber wie gesagt, man muss so ein Ding auch lesen können und nicht nur Absätze daraus zitieren um dann in Schockstarre zu verfallen. Solche interdisziplinären studien sind anders gegliedert als ein populärwissenschaftliches Buch, das man einfach so wegliest. Ein kapitel zeigt das technisch machbare, das nächste das theoretisch mögliche, ein andres die wirtschaftliche sicht, das nächste die gesellschaftliche sicht und irgendein anderes die Risiken. Jede Disziplin bringt ihr eigenes Fazit - und am wichtigsten ist das Gesamtfazit am Ende, das die unterschiedlichen Sichtweisen austarieren muss.
... die studie zeigt aber eins: Die Wissenschaft streitet differenziert über das wie und vor allem das Ob. Hört man die Chemmies, ist das alleine schon verwunderlich, denn angeblich tun sie es doch schon tagtäglich heimlich. Nanu?
Diese Klima-Diskussion, die diese Studie öffnet (und nur für mehr Forschung plädiert und nicht für den Einsatz) könnte durchaus ein Meilenstein in der Klimadiskussion werden. Dazu wäre es aber nötig, dass alle sachlich bleiben - und das solche Leute wie die Bürgerinitiative mit ihrer offenbar falschen Sichtweise und verschworenem Weltbild die Diskussion nicht kaputtmachen. Was Storr, Conrebbi und Infokrieg die letzten Tage (gemeinsam?) durchziehen, könnte man mit einen kurzen Wort beschreiben: Desinfo.
Herr Storr, wenn Sie die Studie mal ganz durchgelesen (und verstanden) haben und ihre Weltverschwörungsphantasien mal beiseite legen - jetzt wäre der richtige Zeitpunkt nicht um das Hirngespinnst der heutigen Chemtrails sinnlose Scheingefechte zu führen, sondern ihr engagement für das einzusetzen, was morgen oder übermorgen droht.
Aber ich vergass... sie scheinen ja ein Anhänger von
Eike zu sein. Klar, dann gibt es keinen Klimawandel und Sie spannen sich vor den Karren der Mineralölindustrie...