Verschwörung gegen Russland?

AlteTante schrieb:Ich weiß es zwar nicht, gehe aber davon aus, dass alles, was bei uns angebaut werden kann, in Russland auch angebaut werden kann (also Kartoffeln, Getreide, Äpfel, Kohlgemüse etc.), außer vielleicht im nördlichen Sibirien, die aber sicher innerhalb des Landes beliefert werden könnten. Milch, Eier etc. wird es auch genug geben.
Das sind aber nur meine Vermutungen als agrarwissenschaftlicher Laie.

Wie hoch aber ist da seine Abhängigkeit?
Mais, Zuckerrüben und Sonnenblumen Saatgut scheint ja aus westlichen Ländern von westlichen Züchtern zu stammen.
Die gesamte Pflanzenschutzbranche besteht bis auf ChemChina aus westlichen Firmen. Und ach bei ChemChina werden Tochterunternehmen wie Syngenta, als europäische Firmen ein gewisses Maß an Mitsprache haben.

Bei der Landtechnik, die in Russland genutzt wird, sind die Maschinen alle auf westliche Technik aufgebaut,
von den Getrieben, Motoren bis hin zu elektronischen Bauteilen.
All das wird derzeit nicht mehr geliefert nach Russland.

Russland hat in den letzten 8 Jahren die Landwirtschaft stark gestützt, vorher eher nicht, aber wie autark die Argrarbranche dort ist, werden wir sehen.

Optimist schrieb:und deshalb sollte man ihn nicht unterschätzen, finde ich.
Er steht "an der Wand" und bei ihm geht es nur noch um sein Ego oder evtl. auch sein Trotz

Für Putin geht es nur noch um sein politisches Überleben und den Erhalt seines Reichtums.
Ohne Gewinne kann er aus der Ukraine nicht raus, daher sehe ich derzeit auch alle Verhandlungen eher als Ablenkung seitens Russland.

Röhrich schrieb:Für Putin geht es nur noch um sein politisches Überleben

das kann er doch sowieso knicken, das weiß er doch sicher auch - also glaube ich nicht, dass es ihm darum gehen kann.

Röhrich schrieb:und den Erhalt seines Reichtums

meinst du seinen eigenen oder den Russlands?
Sein eigener wird doch sicher nicht wesentlich geschmälert, wenn ihn niemand direkt enteignet. Wer sollte oder könnte dies tun?
Und um Russlands Reichtum, das glaube ich auch nicht, da kanns doch nur noch bergab gehen, je länger der Krieg geht - müsste er doch auch wissen.

Somit scheiden diese Gründe mMn aus, weshalb er den Krieg fortsetzt. Ergo komme ich immer wieder nur auf sein Ego, weshalb er den Krieg nicht beendet.

Röhrich schrieb:Ohne Gewinne kann er aus der Ukraine nicht raus

welche Gewinne meinst du?

meinst du seinen eigenen oder den Russlands?

Sein Vermögen.
Russland haben er und seine Clique ja ausgeplündert und nun auch noch dafür gesorgt, dass westliche Firmen auch Reißaus nehmen.

Gewinne in Form von eroberten Gebieten in der Ukraine oder für ihn wohl die gesamte.

Röhrich schrieb:Sein Vermögen

Dann sind wir wieder bei diesem Punkt:

Optimist schrieb:Sein eigener wird doch sicher nicht wesentlich geschmälert, wenn ihn niemand direkt enteignet. Wer sollte oder könnte dies tun?

Röhrich schrieb:Gewinne in Form von eroberten Gebieten in der Ukraine oder für ihn wohl die gesamte

was soll er da für Gewinne für sich persönlich rausholen können?

Falls er den Krieg gewinnen würde, wäre doch sowieso erst mal alles hinüber und er müsste einiges aufbauen, ehe er Gewinne einfahren könnte.
Und glaubst du wirklich, er könnte diese Gewinne dann alle in seine eigene Tasche stecken ohne dass ihn die Bürger der Ukraine daran hindern würden? Diese würden vermutlich lieber die Gewinnquellen selbst zerstören...
Und das alles müsste doch Putin auch wissen, oder? Deshalb bleibe ich noch immer bei meiner Vermutung, ihm gehts nur um sein Ego - wie ein trotziges Kind.

Röhrich schrieb:Russland hat in den letzten 8 Jahren die Landwirtschaft stark gestützt, vorher eher nicht, aber wie autark die Argrarbranche dort ist, werden wir sehen.

Gehen wir davon aus, das Land kann genug Nahrungsmittel für die Bevölkerung produzieren. Vielleicht gibt es nicht mehr alles, aber rein von der Menge her sollte das mit der Größe des Landes - auch mit unbewirtschaftbaren Gebieten - schon passen. Aber von was soll denn die Bevölkerung das Zeug dann kaufen?
Es werden viele arbeitslos sein, wenn sich die westlichen Länder von Russland fernhalten bzw endgültig aus Russland zurückziehen.

Karakachanka schrieb:Aber von was soll denn die Bevölkerung das Zeug dann kaufen?

müssten sie nicht, wenn jeder selbst anbaut.
Und - jetzt mal nur aus Putins egomaner und inhumaner Sicht - diejenigen die nichts anbauen können, müssen halt hungern

Das alles wird ihn also nicht hindern können, seinen Egotripp fortzuführen.

Optimist schrieb:müssten sie nicht, wenn jeder selbst anbaut.

Wenn die dann die großen Agrarkonzerne, wie Ekosem vom deutschen Dürr, zerschlagen, damit dann jeder seinen Hektar Acker hat,
dann löst man erst Recht Hungersnöte aus.
Solche Versuche gab es in den letzten 100 Jahren schon oft und hat zu mehr Toten geführt wie der 2. Weltkrieg.

Venezuela ist da ein aktuelles Beispiel, wo sich die Unternehmen aus dem Land verzogen haben, weil die eigentlich eher "spenden" sollten als unternehmerisch tätig zu sein.
Dort haben sich die Züchter und die Agrarindustrie verzogen, danach kam die Hungernot.

Optimist schrieb:müssten sie nicht, wenn jeder selbst anbaut.
Und - jetzt mal nur aus Putins egomaner und inhumaner Sicht - diejenigen die nichts anbauen können, müssen halt hungern

Dann werden Russlands Städte recht schnell zu Geisterstädten. Ob er das so hübsch findet, wenn er vor dem Kreml fast nur noch das lustige Getrappel von Eselshufen hört, weil die halbverhungerte Stadtvölkerung mit dem Eselchen zum nächsten Park zuckelt, um sich ein paar essbare Blumenzwiebeln auszubuddeln und das Eselchen ein bisschen grasen zu lassen. Und dann dafür erschossenen zu werden, weil sie die Schönheit des Parks schänden?

Ist jetzt natürlich schon stark überspitzt ausgedrückt. Aber eine hungernde Bevölkerung wird schnell ungemütlich

Hunger ist bis heute der Hauptgrund für Unruhen und Kriege.
Vielleicht bekommen wir ja noch den eurasischen Frühling, wo sich die Bevölkerung auch ihrer langjährigen Diktatoren entledigen.

Das bekloppteste an der Anti-West-Haltung vom kleinen Putin ist ja, dass er diesen Lebensstil mit seinem, vom Volk geplünderten Reichtum, selbst liebt. Nur Designerkleidung aus Italien oder England, deutsche Limousinen (bis 2018), in Westeuropa gebaute Luxusjachten (gehört zum Staatshaushalt) ein russisches Handy wird er wahrscheinlich auch nicht besitzen, ist großer Harley-Fan(angeblich sogar Besitzer, obwohl er nicht fahren kann). Er versucht zwar vieles
in Russland hergestellte Sachen zu benutzen aber ohne die eklige westliche Technik geht das meistens auch nicht. Seine Kumpels, die fleißig geholfen haben das Land auszubeuten, sind da aber noch viel westlicher als er. Da wird durch Europa getourt, italienische Sportwagen und deutsche Luxuslimousinen, europäische Designerklamotten, amerikanische Hightech-Produkte und und und.

@leakim
Das ist es ja, was ich beim russischen Volk - bzw dem Großteil vom Volk das hinter ihm steht - nicht verstehen kann. Klar werden die von klein auf mit Propaganda vollgemüllt. Aber sehen die denn nicht trotz Propaganda, dass gerade die, die von ihnen verlangen den Westen als DAS BÖSE anzusehen, westlichen Luxus ausgesprochen zu schätzen wissen? Oder sind die schon so hirngewaschen, dass die echt denken, wenn sie streng systemtreu leben und alles richtig machen, dann werden sie schon irgendwann auch so reich wie dieser Terror-Zwerg?

Karakachanka schrieb:Was bringt das denn Russland, wenn es dafür wirtschaftlich am Boden ist und auch nach Beendigung des Krieges viele Länder nur noch maximal das aus Russland kaufen, was sie unbedingt von Russland brauchen? Zumindest der Westen hat ganz bestimmt kein Interesse mehr, Russland über Exporteinnahmen eine weitere militärische Aufrüstung zu ermöglichen.

Nach wie vor sind halt auch wirtschaftlich stärkere Länder wie Deutschland von russischem Öl, Gas und Steinkohle stark abhängig. Die Kriegsfolgen sind ja nun auch bei uns nicht unmerklich schon spürbar. Daß man nicht schon sämtliche wirtschaftliche Beziehungen zu Russland gekappt hat liegt daher einzig nur daran, den eigenen wirtschaftlichen/ versorgungstechnischen Schaden so gering wie möglich zu halten.

Daß Russland unter Putin geopolitisch kein besonders zuverlässiger Partner ist, geschweige denn, sich wirklich ernsthaft an Zusagen oder Abmachungen hält, weiß man allerdings auch nicht erst seit ein paar Wochen. Zeit genug war also da, nun ist man halt gezwungen rasche Alternativen zu finden, um von Russland unabhängiger zu werden, woran ja schon fleißig gearbeitet wird. Das wird aber nicht von heute auf morgen geschehen, sondern eine gewisse Überbrückungszeit, sprich, insgesamt sogar noch einige Jahre, in Anspruch nehmen.

Libertin schrieb:Daß Russland unter Putin geopolitisch kein besonders zuverlässiger Partner ist, geschweige denn, sich wirklich ernsthaft an Zusagen oder Abmachungen hält, weiß man allerdings auch nicht erst seit ein paar Wochen

Ich bin mir nicht sicher, ob das einfach nur "verschlafen" wurde, niemand der sein wollte, der die erst einmal sicher kostspieligen Umstellungen auf teilweise noch nicht vorhandene oder nicht für das benötigte Volumen ausreichende Zuleitungen/Lieferketten im Haushalt zu seiner Regierungszeit haben wollte.
Oder, ob nicht zumindest teilweise die Hoffnung oder Fehleinschätzung mit hereingespielt hat, dass Putin schon "friedlich" und zugänglich bleiben wird, solange es diese Verträge gibt.

Diese Abhängigkeit ist ja gegenseitig. Würden alle westlichen Vertragspartner von heute auf morgen kein Gas (Gas ist das Hauptproblem, wenn ich es richtig verstanden habe) mehr bekommen, hätten nicht nur diese Länder ein riesengroßes Problem. Russland bräuchte auch neue Abnehmer und auch das würde dauern.
Ich kenne mich zu wenig aus, um die damit verbundenen wirtschaftlichen Auswirkungen für Russland richtig einschätzen zu können. Spürbar und unangenehm - zu den Sanktionen - wäre das aber mit Sicherheit auch für Russland.

Karakachanka schrieb:Ich bin mir nicht sicher, ob das einfach nur "verschlafen" wurde, niemand der sein wollte, der die erst einmal sicher kostspieligen Umstellungen auf teilweise noch nicht vorhandene oder nicht für das benötigte Volumen ausreichende Zuleitungen/Lieferketten im Haushalt zu seiner Regierungszeit haben wollte.
Oder, ob nicht zumindest teilweise die Hoffnung oder Fehleinschätzung mit hereingespielt hat, dass Putin schon "friedlich" und zugänglich bleiben wird, solange es diese Verträge gibt.

Ein kompletter Cut an wirtschaftlichen Beziehungen zu einem Land werden daher auch nur in Ausnahmefällen gemacht, da eine Umstrukturierung dieser, je nach Handelsgütern, häufig auch mit viel Geld, Zeit und Aufwand verbunden sind. Und die anschließenden Reaktionen des Westens zeigten, daß aller vorhergehenden Spannungen zum Trotz es schon so war, daß nicht nur auf politischer Ebene nicht wirklich damit gerechnet wurde, daß Putin sich letztlich tatsächlich zu einem militärischen Angriff auf die Ukraine entscheiden würde. Was die Entschlossenheit Putins betrifft, wurde man hier in der Tat eines besseren belehrt. Nun gilt es halt, den Schaden so gering wie möglich zu halten.

Ein Vergleich zu dem Schaden, den der Kriegstreiber im Kreml der Urkaine wie auch seinem eigenen Land durch seinen egozentrischen Krieg beifügt, wird das aber nicht mal annähernd sein.

Vorhin kam im Fernsehen (NTV, 10 Uhr deutscher Zeit), dass die USA vermuten (gestürzt auf Geheimdienstberichte), dass Putins Berater ihm nicht die ganze Wahrheit über den Verlauf des Krieges in der Ukraine und die wirtschaftlichen Auswirkungen für Russland sagen.

Jetzt hätte ich eine Verschwörung im Angebot. Wäre es Vorstellbar, dass seine Berater das tun und den Krieg in der Ukraine gezielt so grausam haben laufen lasssen, um ihn ins Messer laufen zu lassen und danach zu stürzen?

Ich kann mir zwar selber nicht vorstellen, dass Putin sich nur auf das verlässt, was diese Berater ihm sagen. Er hat mit vielen hochrangigen Politikern telefoniert, er selber wird auch freien Zugang zu allen Medien haben.
Aber wer weiß schon, wie er wirklich "tickt".

Oder könnte ganz verquer gedacht, diese Information dem Geheimdienst der USA gezielt auf Veranlassung von Putin zugespielt worden sein? Weil er gemerkt hat, dass er voll verkackt hat und etzt die Schuld oder einen Großteil davon auf seine Berater abschieben will?

Bisschen quer überlegt, ich weiß schon. Aber wir sind ja in der Rubrik Verschwörungen.

Karakachanka schrieb:dass Putins Berater ihm nicht die ganze Wahrheit über den Verlauf des Krieges in der Ukraine und die wirtschaftlichen Auswirkungen für Russland sagen.

Das ist nicht abwegig, auch wenn es klingt wie eine Szene aus dem Führerbunker, kurz vor Feierabend.

Doors schrieb:Das ist nicht abwegig, auch wenn es klingt wie eine Szene aus dem Führerbunker, kurz vor Feierabend.

Ich hätte ihm da halt bis vor dem Krieg in der Ukraine zugetraut, dass er sich nicht nur auf die Informationen von ein paar Menschen verlässt und den Rest wochenlang ausblendet.
Ich habe ihm sowas wie Intelligenz zugetraut, auch wenn sein Handeln vor der Ukraine schon meiner Mentalität mitunter sehr widersprochen hat.

Inzwischen frage ich mich, ob wir es nicht doch wieder mit einer Person zu tun haben, die unter einer gewissen geistigen und psychischen Verwirrung oder ggf auch Krankheiten leidet und von diesen Leiden erlöst werden sollte.

@Karakachanka
Deine Gedanken halte auch ich nicht für abwägig. Vor allem wenn ich das mit der Ex-DDR vergleiche.
Der Honecker war im Prinzip auch kein Dummer von der Sache her. Trotzdem ging in der Bevölkerung "mit vorgehaltener Hand" das Geeücht um, dass "die da oben" und vor allem auch Honecker selbst wie in einem Elfenbeinturm lebten und von der Realität nichts mitbekamen, sondern nur geschönte Fakten vorgelegt bekamen, die sie vermutlich nur allzugerne ohne Überprüfung glaubten.
Und dann kam noch eine große Portion ideologische Verblendung hinzu - auch bei den Schönfärbern.

So ungefähr stelle ich mir das bei Putin vor.

Wenn sich ein Diktator nur mit gehorsamen Ja-SagerInnen umgibt, dann wird ihm wohl kaum jemand sagen: Hey, Chef, das hast Du jetzt aber böse verkackt. Wir sind alle am Arsch!" Die Kritiker sind dann ja alle schon politisch oder physisch liquidiert worden.