zaeld schrieb:Wie man daran einfach sehen kann, können die Zinsen für das erzeugte Geld (hier als Geldbündel symbolisiert) einfach aus dem Wirtschaftskreislauf bezahlt werden, ohne daß sich dafür jemand verschulden müßte.
Aaalso, was sehen wir denn auf dem Bild? Die Zentralbank verleiht Geld zu Zinsen an die Geschäftsbanken, welche wiederum an den Kunden Geld zu Zinsen verleihen. Die Zinsforderungen der Geschäftsbanken sind größer als die der Zentralbank, wie du es ja auch schön mit 2 statt 1 Münze dargestellt hast. Wir sehen auf dem Bild, dass der Kunde 2 Münzen Zinsen an die Geschäftsbank zahlt und diese wiederum nur 1 Münze an die Zentralbank. Also hat die Geschäftsbank 1 Münze behalten. Dieser Anteil der Zinseinnahmen landet nicht mehr in der Realwirtschaft, sondern bei den Anteilseignern, verschwindet also aus dem Kreislauf und fehlt somit in Zukunft.
Die Zentralbank fährt über die verliehenen Piepen (Zentralbankgeld) Zinsgewinne (Seigniorage) ein und verteilt sie. Im Falle einer übergeordneten Zentralbank wie z.B. der EZB werden die Gewinne über den Landeszentralbanken (z.B. Bundesbank) ausgeschüttet. Diese wiederum behalten einen Teil des Geldes als Clearing-Stelle für Kreditinstitute, falls diese Zentralbankgeld nötig haben sollten (welches über die Bundesbank in dem Fall transferiert wird). Das erreichen die Kreditinstitute mit sog. Hauptrefinanzierungsinstrumenten. Die übergeordnete Zentralbank (in unserem Falle also die EZB) macht mit diesen Instrumenten Gewinne in Form von Tender-Geschäften, welche eine der Haupteinnahmequellen dieser Zentralbank bedeuten.
Wichtigste Einnahmequelle waren hingegen sogenannte Tendergeschäfte, bei denen die Bundesbank Kredite an Banken vergibt, die das Geld ihrerseits an Unternehmen oder Privathaushalte weitergeben. 2011 haben die Notenbanken des Euro-Systems – das sind alle nationalen Notenbanken der Euro-Zone und die Europäische Zentralbank (EZB) – durchschnittlich eine halbe Billion Euro zu einem Zins von durchschnittlich 1,25 Prozent an Geschäftsbanken verliehen. Das entspricht Einnahmen von etwa sechs Milliarden Euro. Die Bundesbank erhielt davon 1,8 Milliarden Euro. Die Frankfurter Währungshüter werden an allen Gewinnen und Verlusten im Euro-System mit 27 Prozent beteiligt; dies entspricht ihrem Anteil am EZB-Kapital.
http://www.wiwo.de/politik/europa/staatsfinanzen-warum-eine-zentralbank-gewinne-macht/6619440.htmlDie Seigniorage landet nur in kleinen Mengen beim Staat, weil entwickelte Staaten sich durch Steuereinnahmen finanzieren können:
Der Zentralbankgewinn fließt in der Regel dem Fiskus zu, in manchen Fällen werden auch weitere Gruppen beteiligt. In entwickelten Staaten spielt er nur eine geringe Rolle für die Staatsfinanzen. In solchen, deren Möglichkeit Steuern zu erheben eingeschränkt ist, ist der Anteil der Seigniorage an der Finanzierung des Staates höher.[16]
Wikipedia: Zentralbank#ZentralbankgewinnWas den Einfluss des Staates auf die Zentralbank (z.B. Bundesbank) angeht, sieht es nicht immer gleich aus:
Die Abhängigkeit einer Zentralbank wird häufig von den vielfältigen wirtschaftlichen und politischen Verflechtungen eines Wirtschaftssystem beeinträchtigt. Eine Zentralbank kann von den Weisungen der Regierung unabhängig sein (bspw. Deutsche Bundesbank oder amerikanische Federal Reserve System), sie kann aber auch von der Staatsregierung weisungsgebunden sein (Banca d’Italia, People’s Bank of China). Ist eine Zentralbank von Weisungen der Regierung abhängig, so ist der Staat der eigentlich Verantwortliche für die Geld- und Währungspolitik.
Die Bindung der Seigniorage an den Staat macht v.a. dann Sinn, wenn dieser sich selbst nicht über den Fiskus halten kann, was aber auf Deutschland nicht zutrifft:
Soll der Zentralbankgewinn im nennenswerten Umfang zur Finanzierung des Staates beitragen, ist es hilfreich die Zentralbank unmittelbar der Regierung zu unterstellen.[28]
Hinsichtlich des Grads der (Un-)Abhängigkeit einer Zentralbank gegenüber der Regierung ist international ein breites Gestaltungsspektrum zu beobachten. Gründe hierfür sind zum einen die unterschiedlichen Definitionen von Unabhängigkeit, zum anderen aber auch die geschichtlichen Erfahrungen der jeweiligen Länder mit ihren Zentralbanken.[6
Wikipedia: Zentralbank#Einfluss des StaatesDas heißt schon mal, dass die Ausgaben des Staates im Hinblick auf DL überwiegend über den Fiskus laufen und nicht über die Seigniorage.
Die staatlichen Leistungen, die die Bürger erhalten, werden der Realwirtschaft zugeführt. Wenn sich jedoch jemand einen Kredit nimmt, muss er das Geld für die Zinsen wiederum auch aus der Realwirtschaft abschöpfen, was jedoch nur bedingt geht, weil ein Großteil der Zinsen der Geschäftsbanken verschwinden, indem sie an die Anteilseigner abgehen und die Zinsen der Zentralbanken nur teilweise zum Staat zurückfließen. Der Kapital
bedarf wird also dann größer sein als die
vorhandene Menge an Kapital, wenn die Höhe der Zinsen diese Menge
übersteigt.
Im Falle der Staatsverschuldung kommt durch den Zinseszinseffekt, also durch die kapitalisierten Zinsen, das Problem hinzu, dass nur ein gewisser Prozentsatz der Steuereinnahmen für die Zahlung dafür genutzt werden kann, die Kapitalmenge aber ohne neue Kredite nicht ausreicht, um diese exponenziell ansteigenden Zinsen zu bedienen. Die neuen Kredite schlagen aber auf die Zinseszinsen wieder auf, sodass ein Teufelskreis in Gang gesetzt wird und die Schulden nicht mehr bezahlt werden können.
Da die Bundesbank unabhängig vom Staat agiert, kann sie vorhandenes Kapital lagern oder verleihen, ohne es dem Staat geben zu müssen. Noch brisanter ist die Situation bei der Federal Reserve in den USA, die größtenteils privat ist und wo die Zinsen, die durch Quantitive Easing o.Ä. kassiert werden, auch in private Hände, nämlich die der Anteilseigner, fließen. Das ist wie eine gigantische Mücke, die am Finanzsystem saugt und die nie satt wird.
Damit die Peripheriestaaten auch weiterhin liquide bleiben, kaufte die EZB im Rahmen der Finanzkrise zahlreiche toxische Papiere auf und erzielte damit einen enormen Reibach:
So hat die EZB im vergangenen Jahr einen Milliardengewinn mit den Papieren der Euro-Krisenländer gemacht. Die Zinseinnahmen aus dem ersten Anleihekaufprogramm beliefen sich 2012 auf 1,1 Milliarden Euro, teilte die EZB am Donnerstag in Frankfurt mit.
Allein griechische Anleihen brachten der Zentralbank 555 Millionen Euro. Insgesamt steigerte die Notenbank ihren Gewinn im Vergleich zum Vorjahr von 1,89 Milliarden Euro auf 2,16 Milliarden Euro. Rund die Hälfte des Überschusses wandert in die Risikovorsorge der Zentralbank. Der Nettoprofit steigt daher von 728 Millionen auf jetzt 998 Millionen Euro.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/ezb-macht-milliardengewinn-mit-staatsanleihen-a-884833.html#js-article-comments-box-pagerWie weit der Wahnsinn geht, Banken nicht pleite gehen zu lassen, kann man sich gar nicht mehr ausmalen angesichts der astronomischen Summen:
Luxusproblem Geldschwemme
Seit kurz vor Weihnachten haben viele Banken ein Luxusproblem: Sie wissen nicht, wohin mit ihrem Geld. Am 21. Dezember gewährte EZB-Chef Mario Draghi ihnen 489 Milliarden Euro Zentralbankgeld zu einem Prozent Zins, am 28. Februar feuerte er noch einmal 530 Milliarden Euro nach. Klamme Institute aus den Schuldenstaaten Italien, Spanien, Portugal und Griechenland hatten die Liquidität bitter nötig. Einigen drohte die Pleite, weil sie fällige Schuldscheine nicht zurückzahlen konnten und Anleger Gelder abzogen.
http://www.wiwo.de/politik/europa/geldflut-der-ezb-die-eine-billion-euro-frage/6457860.htmlWozu dieser Ascheregen führt und was das für uns in DL bedeutet, will man gar nicht wissen, wenn man mal in die Bilanzen der deutschen Bundesbank äugelt:
In den Salden der nationalen Zentralbanken der Eurozone spiegelt sich nach wie vor die erhöhte Nachfrage nach Zentralbankgeld in den südlichen Ländern des Euroraums wider. Verbindlichkeiten und Forderungen von Defizit- und Überschussländern werden bei der EZB saldiert, wobei sich unter anderem für Deutschland Forderungen ergeben. Die Notenbanken der Südländer dagegen haben Verbindlichkeiten.
Und wie hoch sind die Forderungen der Bundesbank an Länder, die das wissentlich niemals berappen können?
Wie aus Daten der Bundesbank hervorgeht, beliefen sich die Forderungen der Bundesbank gegenüber der EZB per 31. Juli 2013 auf 576,469 Milliarden Euro. Ende Juni waren es 575,477 Milliarden gewesen.
http://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2013-08/27643948-target2-forderungen-der-bundesbank-sinken-im-juli-nicht-weiter-015.htmD.h. also, dass die EZB dank des massenhaften Ankaufs an toxischen Papieren (Quantitive Easing) und des darauf folgenden Geldtransfers über TARGET2 Schuldner der deutsche Bundesbank geworden ist und jeder weiß, dass die Papiere deshalb toxisch waren, weil das Geld VERBRANNT wurde und NIE MEHR zurückgezahlt wird. Bravo!
Bleibt nur noch die Frage, wer für diesen Milliardenschaden haftet...
Welches Risiko die Salden für Deutschland bedeuten, hängt vom Szenario ab, das man aufmacht. Betrachtet sei zunächst eine Rückkehr Griechenlands zur Drachme. Kann oder will Griechenland den auf dem Target2-Konto verbleibenden Eurosaldo nicht tilgen, erleidet die EZB einen entsprechenden Verlust. Diesen Verlust haben die nationalen Notenbanken der verbleibenden Euroländer entsprechend ihrem Kapitalanteil zu tragen, wobei auf die Deutsche Bundesbank 27% entfallen. Je nach Höhe des Betrags ist die Deutsche Bundesbank vom Steuerzahler zu rekapitalisieren, hierdurch wird der Verlust aufgedeckt. Den Umstand, dass Deutschland "nur" 27% der Verluste trägt, halten manche für beruhigend. In Wirklichkeit ist die Quote aber endogen und steigt, je nachdem, wie viele Staaten die Eurozone verlassen, im Extremfall bis auf 100%.
http://www.wirtschaftsdienst.eu/archiv/jahr/2011/8/2613/ (Archiv-Version vom 08.12.2012)100%. Das bedeutet bei allen addierten TARGET2-Salden
über 800 Milliarden €.
Was glaubt ihr denn, warum man Eurobonds einführen will und was das mit der "Schuldenunion" heißen soll?? Wir sitzen so tief in der Suppe, dass sie uns allmählich in den Schnorchel läuft und die Rettungsschwimmer machen Urlaub auf den Seychellen.