FF schrieb:Ich halte es aber dennoch für einen Unterschied, in einer (quasi) Kriegssituation den Tod Unschuldiger in Kauf zu nehmen, um einen definitiv Schuldigen zu treffen, oder in einer Friedenssituation so viele wie möglich, garantiert Unschuldige mit voller Absicht umzubringen.
In Boston galt der Anschlag nicht einer einzigen Person, die für irgendwas verantwortlich zu machen gewesen wäre.
Du implizierst damit die Drohnenschläge würden nur einer Person gelten und die zivilen Kollateralschäden seien leider eine alternativlose Begleiterscheinung, das kann man sicher so sehen.
Es gibt mehrere Hinweise darauf, daß in einem Krieg wenig zimperlich auch, und oft ganz bewußt, auf Zivilisten geschossen wird. Was sagst Du denn zu dem Video von Manning?
Und diesen Krieg, bzw. dieses Morden im Auftrag des "Hortes der Zivilisation" findest Du moralisch einwandfrei?
Ich sehe aus moralischer Hinsicht keinen Unterschied zwischen der Bombardierung Unschuldiger und der Bombardierung Unschuldiger. Du verkaufst uns die Tatsachen ja fast so als ob die USA in beinahe 12 Jahren "Krieg gegen Terror" keine Alternativen hätten, auch jetzt noch nich. Bin Laden is tot und der Hydra sind jetzt wieviele neue Köpfe gewachsen?
Purusha schrieb:Wie hätte man deiner Meinung nach bezüglich Afghanistan vorgehen müssen, wenn der Terrorismus wahrhaftig existiert und nicht erfunden wurde? Wenn jemand bestimmtes Dein Land angreift, sein Aufenthaltsort auf ein bestimmtes Land hinweist und das entsprechende Land sich völlig unkooperativ verhält und den Angreifer schlichtweg schützt? Wie würdest Du vorgehen, und was würdest Du der Bevölkerung, die dich unter anderem gewählt hat, um sie zu beschützen, sagen?
Afghanistan war ja mal relativ fortschrittlich wenn ich mich nich irre. Ich denke angesichts der "Talibanisierung" weiter Bevölkerungsteile im Zuge der Besatzung durch die UdSSR war das Kind schon längst im Brunnen. Wie willst Du eine fundamentalisierte, auf Partisanenkampf gedrillte, Bevölkerung wieder an den Verhandlungstisch zurückführen?
Ich hab jedenfalls keine Lösung für Deine Frage und ich denke die gibt es nich. What goes around comes around, wer Terror schürt wird Terror ernten.
Es wäre jedenfalls höchste Zeit den diplomatischen Möglichkeiten wieder Vorschub zu geben, mittlerweile bleiben ja auch kaum Optionen jenseits von Verhandlungen mit den Taliban, die sind einfach zu stark.
Der Krieg in Afghanistan is de facto verloren, witzigerweise war das auch vielen Strategen vorher bekannt. Also warum wurde trotzdem an "Obamas Krieg" festgehalten?
Wenn man von vornherein auf Diplomatie gesetzt hätte wären wir jetzt sicher schon weiter, davon bin ich jedenfalls überzeugt. Unter anderem weil der Irak-Krieg unmittelbar mit dem Afghanistaneinsatz zusammenhängt, das läuft alles unter der Rubrik "Krieg dem Terror".
Letztendlich ist 9/11 der Start für diese Unternehmungen gewesen, der Krieg is doch nur die Reaktion auf religiöse Fanatiker, die im Imperium des Westens ihren Feind sahen & sehen. Leider muß ich denen mittlerweile in einigen Punkten Recht geben: Libor-Skandal, Wikileaks und Rettungsschirme beweisen doch nur wie undemokratisch und durchweg kapitalistisch unsere Gesellschaften mittlerweile geworden sind, und das schockiert mich.
Was nützt es denn wenn wir irgendwann zu der Erkenntnis gelangen, daß wir im Zuge des Krieges gegen den Terrorismus unsere Werte samt Demokratie an den Nagel hängen mussten um den "Endsieg" zu erreichen? Ich sehe uns jedenfalls genau an dieser Stelle, es wäre Zeit für ein radikales Umdenken. Nicht nur hinsichtlich der Militäreinsätze, auch im Bereich Wirtschaftsförderung und Entwicklungshilfe scheint einiges massivst falsch zu laufen. Das schürt oft nur Ressentiments gegenüber uns Westler, und mich beunruhigt das Zusammenspiel all dieser "Fehler" zutiefst.