Hallo Zusammen
Kurz zu meiner Person.
Ich bin Bauingenieur und seit 20 Jahren für ein renommiertes Unternehmen im Spezialtiefbau (Herstellung von Baugruben und Gründungen) tätig.
Eine der Fragen die immer wieder auftauchen ist: War es möglich ein so tiefes Loch / Schacht auf Oak Island zu graben?
Hierzu erst einmal etwas zur Geologie wie ich es im Netz gefunden habe (Seiten 12 und 13):
https://www.oakislandtours.ca/uploads/5/0/8/8/50887171/a08_geophysics_oak_island_les_m_june_22_08.pdf• Von Geländeoberkante (Bereich Money Pit) bis ca 20m: toniger Geschiebemergel (Schicht 1)
• Meerwasserspiegel ab 6m
• Ab 20m bis 27m: glaziale Tone und sandige Schluffe (Schicht 2)
• Ab 27m bis 45m: schluffiger Geschiebemergel, sandig mit Steinen (Schicht 3)
• Ab 45m bis 60m: Anhydrid verschwemmt / gebrochen mit Klüften / Karsträumen (Schicht 4)
• Ab 60m: Anhydrid kompakt (Schicht 5)
• In vermuteter Tiefe von 110m: Grauwacke (Schicht 6)
Die in dem Bericht (Link) beschriebene Schicht (reworked Soil) habe ich ausgelassen, weil unerheblich.
Der Grundwasserspiegel liegt auf einer so kleinen Insel in der Regel auf dem selben Niveau wie das umgebende Gewässer, sofern das Grundwasser frei zirkulieren kann, was im Bereich des Money Pit nicht der Fall ist, der tonige Geschiebemergel (bis 20m) bildet einen relativ undurchlässigen Stauer (undruchlässige Bodenschicht).
Im Bereich dieser Schicht 1 ist das Schachten einer Grube mit überschaubaren Mitteln möglich. Vernünftiger Weise stütz man die Seitenwände dieser Grube mit aussteifenden Lagen (aus Holz) ab oder legt Böschungen an (Dunfield). Diese Aussteifungslagen sollte man sich aber eher wie einen starken Rahmen, denn als eine geschlossene Decke vorstellen. Wenn man weiter graben möchte, unter der Aussteifungslage, muss man ja irgendwie an das Erdreich darunter kommen.
Das wurde bis zur Erfindung des Verpressankers in den 1950er Jahren überall auf der Welt so gemacht. Zwischen der Aussteifung und dem Erdreich würde man weitere Hölzer / Bohlen vertikal anordnen um das Erdreich zischen den Aussteifungslagen zu halten.
Das Ganze funktioniert so lange bis man auf wasserführende oder wassergesättigte Schichten trifft.
Als wasserführend oder wassergesättigte Schichten kommen die Schichten 2, 3 und 4 in Frage. Der Kompakte Anhydrid ist wieder ein Stauer.
In wasserführenden oder wassergesättigten Schichten rutscht das Erdreich schnell von der Seite nach. Hat jeder schon mal beobachtet, wenn er am Sandstrand ein Loch bis aufs Wasser gegraben hat.
Bei einer ersten Schachtung waren die Schichten 2 und 3 noch ungestört und möglicher weise nicht wasserführend / wassergesättigt, was eine Grube bis in eine solche Tiefe zumindest technisch umsetzbar macht.
Spannend wird es in Schicht 4 dem gebrochenen / verschwemmten Anhydrid. In fast jeder Bohrung wurden Klüfte angetroffen. Diese Klüfte entstehen durch Wasser. Schneidet man jetzt eine solche Kluft an oder bricht diese wegen zu geringem Überlagerungsdruck nach oben (in den Schacht) auf, dringt das Wasser sofort und schnell in den Schacht / Bohrung ein. Bei einer Tiefe von ca. 55m ab Meeresspiegel mit einem Druck von mindesten 5,5bar (bei einem geschlossenen System durch den überlagernden Erddruck eher noch höher)! Das wäre auch für die ersten Erbauer so gewesen, insofern Sie so tief gegraben haben.
Diese Klüfte sind aller Wahrscheinlichkeit kein Resultat der letzten paar hundert Jahre, sondern eher der letzten paar tausend Jahre. Waren also schon da als, wer auch immer, die erste Grube angelegt hat. Dies Klüfte sind übrigens auch der Grund warum „völlig überraschend“ immer wieder Wasser in die Bohrungen eindringt.
Mittlerweile ist in dem Bereich ja ziemlich viel gegraben und verfüllt worden, nicht zuletzt durch Dunfield. Durch diese Erdbewegungen sind wahrscheinlich die Schichten 2 und 3 inzwischen auch durchnässt, da das Oberflächenwasser (Regen, Schnee, etc.) sich in den Auffüllungen einen Weg gesucht hat. Das macht es in den Schichte 2 und 3 jetzt wahrscheinlich auch schwieriger.
Die ganze Geschichte mit den Flutungstunneln halte ich für Quatsch, weil technisch kaum lösbar.
Das was immer als „Beton“ auf der Kammer interpretiert wird könnten Findlinge aus Grauwacke sein, sehr hart und optisch ähnlich.
In der letzten Staffel haben Sie doch die Bohrung auf so einem Findling aufgeben müssen, oder?
Übrigens kein Ruhmeszeichen für die Bohrfirma wenn Sie da nicht durch kommen und sich Ihre Bohrkrone und den Meissel kaputtmachen. Ein Grossdrehbohrgerät wäre hier meiner Meinung nach besser. Ob man die „Kammer“, so es Sie denn gibt, mit dem Greifer / Meissel, oder drehbohrend kaputt macht ist dann auch egal.
Interessant ist, aus meiner Sicht, dass aus grossen Tiefen Artefakte (Knochen, Leder, etc.) geborgen wurden. Irgendwie müssen diese Dinge ja dahin gekommen sein, wenn diese Tiefe gesichert feststeht.
Wenn man wirklich wissen möchte was da unten ist, ohne es zu zerstören, müsste man eine Schlitzwand bis in den Kompakten Anhydrid führen, kreisrund (poligonal) im Grundriss, weil statisch am besten, und dann graben…
Übrigens Danke an Hildesheimer der ja auch schon viele richtige Dinge zur Technik gesagt hat. Nur bei der Kokosfaser liegt er falsch die wird auch heute noch für Drainageleitungen zum Zurückhalten von Feinteilen verwendet:
https://www.obi.de/drainage-grundmauerschutz/aco-master-drainrohr-mit-kokos-mantel-50-m-rolle-dn-100/p/4500690Abschliessend zu der „geteilte Insel Theorie“
Es wird immer behauptet „ früher war der Wasserstand tiefer und deshalb war die Insel geteilt“, das Gegenteil ist der Fall. Wenn der Wasserstand tiefer ist, ist auch mehr Land oberhalb der Wasserlinie. Der „Sumpf“ ist aber womöglich wirklich erst durch die Verlandung einer natürlichen Bucht entstanden, die auch als Anleger / Hafen gedient haben könnte?
Beste Grüsse und viel Spass weiter beim Beobachten der Laginas und im Thread