@NegevZu den Jedi: bei der Verletzlichkeit, Unerfahrenheit und den mangeln an Erfolgen - ist es schon verwunderlich, das man jedes mal aktiv für eine Seite Partei ergriffen hat. Und sich dann auch noch an vorderster Front in jeder Schlacht gestützt hat.
Vielleicht auch wieder eine Logik, die man nur über Comic und Büchern erkennt.
Man braucht - finde ich - nicht zwangsläufig die Comics und Bücher, um eine Logik dahinter zu erkennen. Selbstverständlich wird es dort sehr viel deutlicher ausgearbeitet, aber die Ansätze findet man auch in den Filmen und Serien.
Als einer der Gründe ist wahrscheinlich das Zusammenspiel aus dem Ruf und dem doch Recht aufgeblähten Ego der Jedi zu sehen. Die Jedi der damaligen Zeit haben vor den Klonkriegen zwar nicht viel geleistet, aber es war ja nicht immer so. Früher, zur Zeit der Sith und so weiter, hatte sich der Orden ja durchaus bewiesen und Können gezeigt. Aber nach dem augenscheinlichen Ende der Sith, und während dem jahrhundertelangen relativen Frieden, rosteten die Jedi sozusagen ein. Ihr legendärer Ruf als große Friedenshüter der Republik blieb aber bestehen.
Erinnere dich diesbezüglich beispielsweise an den Satz den Klein-Ani in Episode I zu Qui-Gon sagte:
No one can kill a jedi.
Wenn selbst im Outer Rim dieses Bild von den Jedi existierte, wie war es dann wohl weiter im Zentrum der Galaxis?
Dadurch, dass der Großteil der Bevölkerung sie nach wie vor so sah, wurden die Jedi wiederum in dem Irrglauben immer noch diesem Standard zu entsprechen und der Fehleinschätzung ihrer eigenen Fähigkeiten bestärkt. Sie gingen quasi davon aus, dass die Lehren der alten Meister weiterzureichen und zu studieren, sie ebenso kompetent machen würde.
Eine wirkliche Herausforderung, die den Jedi ihre Grenzen hätte aufzeigen und als Weckruf dienen können, blieb bis zu den Klonkriegen ja aus. Dass die Sith seit Jahrhunderten für ausgelöscht gehalten wurden und sehr lange Frieden herrschte, wird in den Prequels erwähnt. In Serienform erfährt man mehr über die Jedi und Sith aber ich weiß nicht, inwiefern du sie dazuzählst.
Der Wirklichkeitsverlust des Ordens wird denke ich auch in dem einen Zitat, das ich in einem meiner vorigen Beiträge erwähnt hatte, ganz gut deutlich. Das Zitat kommt zwar nicht aus einem Film aber es beschreibt ja Ereignisse aus Episode II.
"They should have surrendered, but instead they fought back. Suddenly all the relatively new Knights like me, who mistook our overconfidence for foresight, had to figure out what to do next."
Die Jedi der Klonkriegs-Ära waren es gewöhnt, dass ihr Ruf einen Großteil der Arbeit für sie tat. Als dies nicht zog und sie mit der Realität konfrontiert wurden, gab es ein erstes kaltes Erwachen (Aber keins der Macht.
;) :D Ich weiß... Sorry...)
Darüber hinaus kamen auch der Idealismus und der Ehrgeiz des Ordens hinzu.
Wenngleich der Orden besagter Zeit nicht viel mehr als ein schwaches Abbild seines einstigen Selbsts war, so bedeutet dies nicht, dass die Jedi nicht über die Motivation verfügten, den an sie gestellten Erwartungshaltungen gerecht zu werden. Sie wollten durchaus diese omnipotenten Beschützer und Retter sein, als die sie angesehen wurden. Insbesondere die jungen Jedi waren diesbezüglich sehr eifrig und abenteuerlustig, wie man ja an Obi-Wan in Episode I oder Anakin in den anderen beiden Prequel-Teilen sehen kann.
Bei der Entwicklung, dass die Jedi in den Klonkriegen als Generäle an vorderster Front kämpften, hatte aber denke ich trotz alledem Palpatine etwas nachgeholfen und die von sich selbst überzeugten Jedi spielten ihm in die Hände. Dass die Jedi auf diese Weise am Krieg teilnahmen, war ja ein entscheidendes Detail in Palps Plan.
In den Comics, Büchern und Videospielen wird das Ganze wie gesagt viel öfter und detaillierter thematisiert. Dort weisen gerade die Gegenparteien der Jedi und der Republik wiederholt darauf hin, dass der Jedi-Orden selbstgefällig geworden ist und sich auf dem (begrenzten) Frieden, den er einst schuf, ausruht. Auch die Mentalität des Jedi-Rats wird angezweifelt.
Man mag zwar geneigt sein zu sagen, dass das lediglich unbedeutender "Trash Talk" von Feinden der Jedi war, aber da ist halt wirklich Wahres dran.
Meiner Meinung nach Spiegeln der Orden und die Republik sich gewissermaßen einander wieder. Auch die Republik hatte sich von ihrem einstigen glorreichen Selbst entfernt und der Senat war zunehmend von Korruption geprägt. Beide hatten zur Zeit der Klonkriege schon lange ihre Hochzeit hinter sich gelassen.
Aus meiner Sicht ist es eine Art "Phoenix aus der Asche"-Thematik. Ein Phoenix altert ja bis er irgendwann krank und gebrechlich ist, stirbt und wird anschließend aus seiner Asche wiedergeboren. Es war schon zu viel Zeit seit der letzten "Wiedergeburt" von Republik und Jedi-Orden vergangen und sie wären nur immer weiter und weiter verkommen. Diesem Gedankengang folgend war es also nur eine Frage der Zeit bis irgendetwas beides zu Fall bringt. Wenn es Palpatine nicht gewesen wäre, hätte es später jemand anderes getan, da es ja mit der Zeit auch immer leichter geworden wäre.
Aber sind das dann noch "gute Filme", wenn man erst X andere Quellen Miteinbeziehung muss, um die Handlung richtig zu bereifen?
Und in wie weit, "Reparieren" diese Bücher und Comic den angerichteten Schaden der Filme?
Man muss nicht X andere Quellen mit einbeziehen, um die Handlung der Filme zu begreifen - zumindest, wenn es die ursprünglichen beiden Trilogien angeht. Das was wir beide hier besprechen, sind ja ziemliche Detailfragen. Ein Zuschauer, der sich die Filme im Kino oder auf dem heimischen Bildschirm anschaut, stellt sich diese Fragen währenddessen höchstwahrscheinlich nicht. Sie kommen erst auf, wenn man den Film im Nachhinein tiefgreifend Revue passieren lässt. Beim Schauen selber ist die Handlung aber durchweg nachvollziehbar. Manche Fragen kommen sogar erst durch Inhalte des Expanded Universes auf.
So beispielsweise die bezüglich der Umsetzung der Order 66.
Die Größe des Jedi-Ordens wird in den Filmen selber nicht näher erläutert. Man sieht nur die Jedi im Tempel und jene, die in den Kampf ziehen. Bei (fast) allen von ihnen wird in Episode III beleuchtet wie sie entweder umkamen, oder überlebten. So weiß der Zuschauer "Aha, fast alle Jedi sind gestorben und so ist es passiert. Die, die gekämpft haben, wurden von den Klonen aus dem Hinterhalt erschossen und die, die im Tempel geblieben sind, wurden von Anakin und seinen Truppen ermordet."
Auch die Motive sowie die erweiterten Hintergründe des Handelns der Jedi werden beim gewöhnlichen Gucken nicht näher hinterfragt. Die Jedi sind aus der Sicht des Zuschauers halt "die Guten" und die Helden der Handlung. Das genügt um das einfache Verständnis der Geschichte zu gewährleisten.
Ebenfalls zu bedenken ist, dass im Rahmen eines Kinofilms nur in einem gewissen Maße Worldbuilding betrieben und Details ausgearbeitet werden können. Die Star Wars Filme haben ja bereits alle jeweils über zwei Stunden Spielzeit und - wie du selbst festgestellt hast - teilweise ein recht zügiges Erzähltempo. Wenn man zusätzlich noch all die Fragen, die du gestellt hast, in ihnen hätte beantworten wollen, wären die Filme zu lang geworden, als dass sie für die breite Masse der Kinogänger attraktiv gewesen wären. Wenn man die Handlung in Serienform umgesetzt hätte, wäre es etwas anderes gewesen.
Die Filme der ersten beiden Trilogien funktionieren - wie ich finde - so wie sie sind und bedürfen daher keiner "Reparatur".
Anders sieht es allerdings bei der Sequel-Trilogie aus...
Diese funktioniert alleinstehend eher weniger. Ich kann mich noch daran erinnern, dass mich die Szene in Episode VII, in der die Starkiller Basis abgefeuert wurde, etwas irritiert hatte. "Was waren das für Planeten, die zerstört wurden?" "Sollte der eine Planet Coruscant sein?" "Hux sprach davon die Republik zu zerstören - sollen diese paar Planeten die ganze Republik gewesen sein?"
Von der Snoke- und Palpatine-Thematik fange ich gar nicht erst an...
Es sind zig Bücher und Comics veröffentlicht worden, die all diese Fragen und noch viel mehr beantworten sollen - und zum Teil gelingt es ihnen auch - aber das ist wirklich nicht Sinn der Sache. Es ändert nichts mehr daran, dass man beim Schauen der Filme durch die klaffenden Lücken in der Handlung rausgerissen wurde.