Mal kurz zusammengefasst, was
mir bemerkenswert an dem oben angegebenen Artikel von Montet erscheint (
https://arxiv.org/pdf/1608.01316v1.pdf )
Abgesehen von den vorübergehenden und extrem starken Verdunkelungen, die schon länger bekannt sind (dazu sehr ausführlich Boyajian u.a.
https://arxiv.org/pdf/1509.03622v2.pdf ), scheint sich KIC 8462852 auch langsam und kontinuierlich zu verdunkeln. Darauf hat als Erster B. Schaefer (
http://arxiv.org/pdf/1601.03256v2.pdf ) hingewiesen, der dazu Fotoaufnahmen des Sterns der letzten 100 Jahre miteinander verglichen hat. Darauf regte sich bald Widerspruch - die Aufnahmen seien nicht richtig kalibriert. Allerdings konnte Montet auch einen solchen Effekt bestätigen, indem er nur Daten des Kepler-Teleskops herangezogen hat. Diese Daten umfassen im Gegensatz zur Schaefer-Analyse nur einen Zeitraum von gut vier Jahren, allerdings zeigt sich hier sogar ein doppelt so starker Verdunkelungseffekt, wie ihn Schaefer postuliert hat, nämlich 0,34% pro Jahr. Mehr noch: Innerhalb eines Zeitraums von einem halben Jahr hat sich die Verdunkelung um den Faktor 2 verstärkt, um danach wieder zur "normalen" Verdunkelungstendenz zurückzukehren. Es gibt in dem Artikel eine schöne Grafik dazu (Fig. 3).
Zunächst verwendet Montet viel Mühe darauf, den Vorwurf der mangelhaften Kalibrierung der Daten in seiner Studie zu entkräften, wohl um sich nicht ähnlichen Vorwürfen wie zuvor Schaefer ausgesetzt zu sehen. In der Tat gestaltet sich die Messung der Langzeithelligkeitsveränderung bei Kepler sehr schwierig, da das Teleskop darauf ausgelegt ist,
kurzfristige Helligkeitsveränderungen zu detektieren. Langfristige, da es sich eventuell um systembezogene Störungen handeln könnte, werden von der Software automatisch herausgerechnet. Montet war also gezwungen, die Rohdaten der viel ungenaueren "Full Frame Images" zu analysieren; ein solches Bild wurde jeden Monat einmal aufgenommen. Da die Sonde alle drei Monate um 90° rotierte, wurde der Stern alle drei Monate von einer anderen Kamera aufgenommen. In
allen Kameras zeigt sich der Vedunkelungseffekt, Pixelschäden etc. sind also auszuschließen. Zugleich wurde KIC 8462852 zunächst mit Sternen in der Nähe, also auf demselben Foto, dann mit Hunderten anderen verglichen. Dabei wurden alle Sterne aussortiert, die als veränderlich bekannt sind oder aus anderen Gründen problematisch erschienen. Das Endergebnis: Nur 0,7% der Sterne zeigen eine ähnliche oder stärkere Verdunkelung, dabei keiner einen absolut so großen Helligkeitsabfall und auch keiner eine so starke Verdunkelung innerhalb nur eines halben Jahres. Bei der weitaus überwiegenden Anzahl der Sterne wurde überhaupt keine nennenswerte Helligkeitsveränderung registriert.
Meiner Meinung nach hat die Studie keine systematischen Fehler, im Gegenteil, es wurde sehr gewissenhaft gearbeitet. So wurde auch darauf hingewiesen, dass ein ganz kleiner Teil anderer Sterne ebenfalls dunkler geworden ist (wofür der Autor auch keine Erklärung hat, S.8: "detection of a nonzero mean dimming is likely indicative of a systematic in the Kepler data that is not understood"), allerdings keiner so sehr wie KIC 8462852.
Ob die Kepler-Messungen nun den langjährigen Trend von Schaefer bestätigen, lässt Montet eher offen. Tatsächlich erkennt Montet ja sogar eine doppelt so große Verdunkelungsrate wie Schaefer, es könnte sich also nur um eine zufällige Übereinstimmung mit einem (falschen) Messergebnis handeln.
Als Erklärung schlägt Montet polare Sonnenfleckenaktivitäten vor. Wir schauen also auf einen Pol des Sterns und die Sonnenflecken haben sich im Beobachtungszeitraum massiv vergrößert. Polar müssen sie deshalb sein, da bei Sonnenflecken in Äquatornähe eine deutlich Periodizität erkennbar wäre (da sich der Stern ja um die eigene Achse dreht). Sicher ist er sich bei der Deutung allerdings keineswegs.
Einen Zusammenhang mit den vorübergehenden, viel stärkeren Verdunkelungen kann er nicht erkennen.
So, das war's im Groben. Alles habe ich nicht ganz verstanden, aber ich hoffe, das Wesentliche erfasst zu haben. Wer's noch genauer wissen will, muss sich halt selbst durch die Aufsätze kämpfen.
Interessant finde ich auch einen Hinweis auf eine mögliche Periodizität der vorübergehenden, stärkeren Verdunkelungen. Möglicherweise treten diese in einem Rhythmus von 48,4 Tagen auf (allerdings in jeweils ganz unterschiedlichem Ausmaß). Darüber steht mehr in dem Artikel von Boyajian auf S. 6.