@s..zwerg05 Es ist keine neue Idee, alte astronomischen Fotoplatten nach Veränderungen abzusuchen...
Die Fotoplattenarchive des Astronomischen Instituts der Universität Erlangen-Nürnberg und des Erlangen Center for Astroparticle Physics beherbergen die Ausbeute zweier Himmelsdurchmusterungen aus der Zeit 1925–1976 mit insgesamt 40.000 Fotoplatten unterschiedlicher Formate und Emulsionen. Ziel der Himmelsdurchmusterungen war die Suche nach veränderlichen Sternen (z.B. durch Zinner 1938). Etwa 1700 solcher Sterne wurden dabei entdeckt, die als Bamberger Veränderliche in die Literatur eingegangen sind.
http://www.forschungsdaten.org/index.php/Digitalisierung_astronomischer_FotoplattenAber die hier entdeckten Kandidaten sind nur ein Teil der Veränderlichen Sterne die tatsächlich in den untersuchten Himmelsabschnitten existieren dürften, und je älter die Fotoplatten sind desto ungenauer sind auch die Aufnahmen...
Während sich der überwiegende Teil der Platten in recht gutem Zustand befindet, beginnen die ältesten Dokumente jedoch erhebliche Alterserscheinungen zu zeigen. Typischerweise stellen wir das Ablösen der Emulsion von der Glasplatte fest sowie Verschiebungen von Teilen der Emulsion gegeneinander. Dies zeigt, wie dringend die Digitalisierung der Fotoplatten ist, um ihren historischen und wissenschaftlichen Wert zu erhalten.
Dazu kommt die Problematik der Aufbewahrungshüllen für die Platten, wobei der verwendete Klebstoff eine chemische Reaktion der Emulsion hervorrufen kann.
KIC scheint bei den älteren Werten heller zu sein und sich in Richtung der jüngeren Werte zu verdunkeln; dazu zeigt die Kurve, die auf den alten Daten basiert selbst kleineren Schwankungen unterworfen zu sein. Es ist möglich, das aus den unterschiedlichen Alterungsprozessen einzelner Platten, die vielleicht dazu noch von verschiedenen Herstellern und/oder Produktlinien stammen, bei bestem Willen keine auch nur annährend genaue Meßkurve gewonnen werden kann, wobei noch angemerkt werden muß, das es sich um Momentaufnahmen handelt, zwischen denen viel Zeit vergangen sein dürfte. Dazu kommte noch der Einfluss einer neuen Meßmethode, die irgendwann eingeführt wurde. Bei KIC könnte es demnach nicht anders sein, als bei den Veränderlichen Sternen, die bei den obigen Himmelsdurchmusterungen nicht entdeckt wurden...
Man könnte vielleicht die Werte benachbarter Sterne mit denen von KIC vergleichen; da ihre Abbilder in etwa denselben Schwankungen unterliegen dürften wie diejenigen von KIC, könnte man ein kurzfriste Verdunklung des Sterns erkennen, sofern sie durch eine "Momentaufnahme" auf den Fotoplatten erfasst wäre. Es fragt sich dann aber, ob eine Momentaufnahme, auf der eine kurzfristige Verdunklung erkennbar ist, wirklich ein reales Ereignis wiedergibt, oder doch nur ein Meßfehler ist...
Es ist schon ein Kreuz...
Trotzdem wäre es vielleicht einen Versuch wert, möglicherweise entdeckt man dabei ja ein größeres Ereignis in der Vergangenheit, das für die kurzfristigen Verdunklungen in der Gegenwart verantwortlich ist; oder man wartet einfach darauf, das KIC 8462852 in eine günstige Beobachtungsposition kommt und die Wissenschaft mit Hilfe modernster Instrumente die Wahrheit entschlüsselt oder ihr zumindestens näher kommt, wie wir es mit alten beschädigten und lückenhaften Beobachtungsdaten je kommen könnten...