@Turboboost Mein Beitrag war nicht nur auf diesen Fall bezogen, sondern allgemein auf die immer wieder auftretenden Forderungen nach ,,harten Strafen".
Rache ist einfach Schwachsinn.
Aber okay, bleiben wir mal bei diesem Fall, den du verlinkt hast:
Eine Strafe? Das ist angemessen, auch eine hohe Strafe, dem stimme ich zu.
Jedoch: Diese Frau wird wieder rauskommen! Dann ist sie 53. Und muss dann wieder in der Gesellschaft klarkommen, sie kann nicht von nichts leben. Sie verschwindet auch nicht einfach nach der Haftentlassung. Sondern sie ist da und muss irgendwoher versorgt werden. Keine Ahnung, ob sie Rentenansprüche hat oder ob sie wieder an einer Schule arbeiten kann oder was weiss ich.
5 Jahre allerdings nur das Innenleben des Gefängnis sehen, das kann einen durchaus abkoppeln von der Gesellschaft.
Man sollte sich also rechtzeitig auch um eine Resozialisierung bemühen, damit sie dann wieder in der Gesellschaft zurecht findet.
Darüber hinaus: Es hat sich auch herausgestellt, dass die Frau psychisch krank ist, also weniger ,,aus reiner Bosheit" handelte, sondern weil sie geistig nicht normal war. Zwanghafte Lügnerin, zwanghafte Suche nach Aufmerksamkeit und der Wunsch, im Mittelpunkt zu stehen, keine Empathie für andere Leute.
Ist auch eine Überlegung wert, ob sie eher in eine geschlossene Psychiatrie zur Behandlung gehöre.
Wie die Mutter des verstorbenen, zu Unrecht beschuldigten Mannes auch richtig bemerkte:,,Eine harte Strafe bringt mir meinen Sohn auch nicht wieder...".
Undifferenziert einfach nur härtere Strafen zu fordern und dann zu denken, damit sei die Sache gegessen, ist eine falsche Illusion.
Und da muss ich dann auch wieder auf Länder wie die USA kommen, in denen es noch weitaus härtere Gefängnisstrafen unter härteren Bedingungen und sehr ausgeprägt dem Rachegedanken folgend gibt.
Sehr viele ,,Knastkarrieren" kommen dadurch zu stande, dass die Leute keine andere Perspektive haben, als die Kriminalität.
Sie haben vielleicht einmal Mist gebaut, etwas gedealt, einen Einbruch begangen, jemanden zusammengeschlagen. Sind alles keine tollen Taten, sind alles Verbrechen, zweifellos und sie müssen auch angemessen bestraft werden.
Aber man stelle sich doch mal vor: Da hast du dann wegen Dealens mit Marihuana 3 Jahre im Knast gesessen, kommst raus mit 19 oder 20 und hast nichts.
Schule konntest du nicht fertig machen, Ausbildung hast du auch nicht, ein mit Deutschland vergleichbares Sozialsystem wie Hartz4 oder früher ,,Stütze" gibt es in Amerika nicht, die Gesellschaft zeigt dir den Mittelfinger, weil du ein ,,dreckiger Krimineller" bist, gute Ausbildungen und Jobs sind extrem schwer zu erreichen.
Was machst du dann? Zumindest wenn du keine Hilfe hast und keine Chancen bekommst wird es sehr schwer, sauber zu bleiben, Schule und Ausbildung nachzuholen und irgendwann einen guten Job zu erlangen.
Die Gefahr ist dann verdammt groß, dass du einen alten Kumpel besuchst und der meint:,,Hey, also du brauchst ja wahrscheinlich Kohle, Bock, `n wenig was zu verkaufen? Du weisst ja, wie das läuft...".
Und irgendwann landest du wieder hinter Gittern, diesmal noch länger, vll. sogar für immer, weil ein Deal schief gelaufen ist und du jemanden erschossen hast.
Hätte alles vermieden werden können, wenn die Gesellschaft während und nach der ersten Haftstrafe gesagt hätte:,,Okay Junge, du hast Scheiße gebaut, so geht das nicht! Deshalb bist du im Knast. Aber wir kümmern uns um dich, wir helfen dir dabei, sauber zu bleiben, wir bieten dir die Möglichkeit eines Lebens ohne Kriminalität, ohne dass du durch den Dreck kriechen musst!"
Die beste Möglichkeit, um sich vor weiteren Straftaten einer Person zu schützen ist es oft, dieser Person Alternativen zu ermöglichen.
Es gibt wohl nur vergleichsweise wenig Leute, bei denen ,,Hopfen und Malz" von vornherein verloren ist.
Die meisten werden meiner Ansicht nach eher zu Berufskriminellen gemacht.
Und eine vernünftige Resozialisierung ist weitaus hilfreicher, als nur ,,harte Strafen".