Hyperborea schrieb:Wie sind deine Erfahrungen??
Ja nachdem, mit wem ich spreche. Je intelligenter und je mehr Vertrauen in mich, umso eher funktioniert die Sachebene. Je kommunikativer, umso eher hören sie zu, statt gleich loszupoltern.
Beispiel: Als so die ersten deppen anfingen, gegen die Corona-Impfungen und Impfungen allgemein zu protestieren, meinte eine Verwandte auch, die hätten ja recht. War aber eine ansonsten vernünftige, intelligente Person.
Ich meinte, womit hätten sie Recht? Mit dem Protest gegen etwas, das sie als schlimm empfinden? Ja, das meine ich auch.
Ich fragte dann, nur, woran machen diese medizinischen Laien fest, dass Impfungen, die sich seit fast hundert Jahren bewährt haben, etwas Schlechtes wären? Diese Leute sind Laien auf dem Gebiet, auf dem sie Kritik üben. Bin ich auch, aber gerade deshalb sollte man dem Gros der Fachkräfte vertrauen (die seit gut und gerne hundert Jahren erfolgreich impfen).
Habe dann als Beispiel unsere eigene Polio-Impfungen angeführt und wie glücklich unsere Eltern waren, dass man uns impfen konnten; in meiner VS Klasse gab es nämlich noch zwei an Polio erkrankte Schüler (einer hatte ein kürzeres Bein, der andere einen gelähmten Arm).
Seit diesen Impfkampagnen habe ich auch keinen Polio-Fall mehr gesehen.
Siehe da, das Argument Laie vs Fachkraft schlug dann auch ein.
Aber, wie gesagt, intelligenter Mensch, der noch nicht im Wahn steckte. Wer da erst mal drin ist, kommt auch nur mehr schwer raus.
Hyperborea schrieb:Der (Wunder)gläubige richtet sein Handeln ja nicht nach objektiven Fakten und Wahrscheinlichkeiten,
Ich fürchte, Wundergläubige halten Anekdoten und Lügen für für mehrfach gesicherte Faktenlagen.
Das ist das Problem dabei. Von daher lügen sie nicht, wenn sie behaupten, sie hätten da "Fakten".
Hyperborea schrieb:Schlussfolgerungen: "Ich fühle mich besser, also muss es an der Pille liegen!"
Klingt zunächst ja auch logisch.
es gehört eben doch die Überlegung / die Erkenntnis / Das Wissen, dass man alleine so ohne Vergleichswerte gar nicht wissen kann, was jetzt genau geholfen hätte, dazu. Und das muss man erst einmal erwerben. Selbst mit Pille könnte die eigentliche Ursache noch eine andere oder ein gemeinsames Wirken gewesen sein.
Deshalb sind ja Versuche mit mehreren Personen so wichtig.
Hyperborea schrieb:Unsere Mehrheitsbildung, die für uns schlüssig und rational ist (scheint), ist schlussendlich auch nur ein Glaube
Nein. Hier stecken schon mal zwei Logikfehler drin:
1) Die Anzahl der Leute, die etwas meinen, würden entscheiden, ob es richtig wäre - entweder dass die Mehrheit automatisch richtig / falsch liege.
2) Allgemein gültiges Wissen ("Mainstream") wäre immer falsch.
Beide Ansichten sind falsch. Ob etwas richtig ist oder nicht, also wissen oder Glaube, entscheidet alleine das "etwas" selbst. Eben zB die gemachten Beobachtungen über eine Wirkung, die gemachten Beobachtungen über Zusammenhänge.
Es gibt keine Glauben an eine Wissenschaft. es gibt lediglich die Erkenntnis, dass die wissenschaftliche Methodik bisher die besten,
nachweisbaren Ergebnisse bringt und, zusätzlich das Potential hat, einen auf die eigenen Denkfehler aufmerksam zu machen.
Hyperborea schrieb:Wir haben es gelesen und von Ärzten, Wissenschaftlern
Und von wem willst Du es Dir dann sagen lassen? Von Leuten, die keine Ahnung von ihren Fachgebieten hätten? Damit sind wir wieder beim Eingangsproblem meiner Antwort: Laie gegen Fachkraft.
Oder willst Du etwas alles selbst von der Pike auf erlernen und Erforschen? Dazu müsstest Du aber mehrere Hunderttausend Jahre zur Verfügung haben.
Auf anderen Gebieten hören wir ja auch unsere Vorfahren oder Zeitgenossen, die ihr Fachgebiet beherrschen, ohne ihr Wissen anzuzweifeln. Wir lassen uns gerne von Fahrlehrern Fahren beibringen, von Lehrern Lesen und schreiben, von IT Leuten den Umgang mit PCs, von Gärtnern den Umgang mit Pflanzen, von diversen Lehrern / Tutoren Lesen und Schreiben, Musikinstrumente spielen, Kochen, Nähen, Stricken, etc. Aber kaum geht es um Medizin, dann herrscht auf einmal Misstrauen und Laien halten sich (in schönster Dunning-Kruger Manier) für die am besten geeigneten Personen, zu beurteilen, was Fachleute auf Fachgebieten, von denen wir als Laie null Ahnung haben, alles falsch machen sollten.
Hyperborea schrieb:Was aber, wenn Homöopathie (nu halt' dich fest! ;) ) 'Quantentheoretisch' oder weiss der Geier, doch etwas bewirkt, was wir nur noch nicht wissen?
Eine "was-aber" Frage zeigt eines: Man hat keine Ahnung. Wen man die nicht hat, gibt es nur eine Lösung: Sich eine beschaffen.
Dazu gehört zu allererst, dass man überhaupt einmal etwas beobachtet, und dann erst darüber nachdenkt, wie es zustande käme.
Also, erst mal guckt, ob HP hilft.
Und jetzt kommt der Knackpunkt: Es wird schon seit 200 Jahren nachgeguckt und seit 200 Jahren konnte HP nicht zeigen, dass sie hilft.
Woher weiß man das?
In dem man Kriterien ansetzt, die einem helfen, zu erkennen, wie so eine Wirkung aussehen müsste. Sprich: Wenn ich 500 Leuten ein Mittel gebe, und bei 487 kommt es danach zur selben spezifischen Reaktion, die sich sehr wohl aus der Beschaffenheit des Mittels erklären lässt, dann kann man davon ausgehen, dass das Mittel wirkt.
Wiederhole ich den Versuch mit anderen Personen und komme zum gleichen Ergebnis, kann ich noch mehr davon ausgehen, dass das Mittel hilft.
hinzu kommt, dass bei echten Tests echter Medis es auch jedesmal Kontrollgruppen gibt. In denen sich dann auch Personen unspezifisch besser oder schlechter fühlen, aber das in weitaus geringerer Zahl, dann kann man den Placebo-Effekt sehr gut von der Wirkung eines Stoffes unterscheiden.
Haben aber von nur 20 Leuten nur ca 2 -3 völlig unterschiedliche Träume und bei Wiederholung haben dann andere Leute andere Träume oder gar keine oder meinen, ja, sie fühlen sich besser, dann war´s wohl der Placebo-Effekt.
Echte Medizin testet auch an weitaus mehr Personen als Pseudomedizin.
Hahnemann zB hat überhaupt keine Tests mit anderen Personen durch, außer sich selbst, durch geführt.
Und niemand erliegt besser dem BIAS Fehler als man selbst, wenn man sich etwas nur stark genug und unbedingt einbildet.
martenot schrieb:Wobei seine Thesen damals (Ende des 18. / Anfang des 19. Jahrhunderts) sogar noch vergleichsweise fortschrittlich waren
Ich bezeichne sie auch für damals nicht als fortschrittlich, sondern lediglich als anders.