Was haltet ihr von der fat tax, die in den USA eingeführt wird?
06.04.2011 um 08:37Im US-Bundesstaat Arizona soll eine Dickensteuer („Fat Tax“) eingeführt werden. Übergewichtige und Raucher sollen jährlich 50 Dollar (35 Euro) an den Fiskus zahlen. Damit sollen im Jahr rund 35 Mio. Euro in die Kassen gespült werden.
„Ich fürchte, dieser Trend kommt auch zu uns“, sagt Sängerin Stefanie Werger im Gespräch mit ÖSTERREICH. „Mit einer Steuerkeule kann man uns Dicke aber nicht zwingen abzunehmen“, so Werger weiter.
Statistik.
Allein die statistischen Werte lassen jedoch die Alarmglocken schrillen: 42 % der 18- bis 65-jährigen Erwachsenen sind demnach übergewichtig. Innerhalb von fünf Jahren hat sich bei den Männern zwischen 18 und 65 Jahren der Prozentsatz der Schwerstgewichtigen mehr als verdoppelt (von 6 % auf 16 %). Aber auch über 19 % der Schulkinder zwischen 6 und 15 Jahren sind bereits übergewichtig – 8 % davon gar krankhaft fettleibig.
Steuer.
„Eine Diskussion über eine Dickensteuer ist längst fällig“, meint Sport- und Ernährungsmediziner Kurt Moosburger, der sich für mehr Aufklärung und Bewegung einsetzt (s. unten). Denn Adipositas kostet uns jährlich laut Apothekerkammer bis zu 1,1 Mrd. Euro. Bereits jetzt fordern die meisten Versicherungen für stark Übergewichtige einen Zuschlag für Kranken- und Lebensversicherungen (s. r.).
Der Sozialmediziner Michael Kunze hingegen ist anderer Meinung: „Bestrafen ist unmenschlich und nicht zielführend. Man sollte dicke Leute nicht diskriminieren, sondern ihnen helfen. Die sind bestraft genug.“
Kurt Moosburger ist Internist und Sport- und Ernährungsmediziner.
ÖSTERREICH: Herr Moosburger, sollten dicke Leute mehr Steuern zahlen?
Kurt Moosburger: Ich möchte das nicht propagieren. Aber man müsste das gemeinsam mit Ethikern, Juristen, Wirtschaftsexperten und Gesundheitsökonomen diskutieren. Denn Übergewichtige kosten den Staat enorm viel Geld, die Kosten werden in den nächsten Jahren explodieren.
ÖSTERREICH: Was ist das größte Problem?
Moosburger: Vor allem Kinder werden aufgrund von Bewegungsmangel immer dicker. Wer als Kind dick ist, bleibt es zumeist. Folgekrankheiten, bis hin zum Herzinfarkt, sind kostspielig. Daher sind Aufklärungsprogramme nötig. Und wenn das nicht wirkt, wären Steuern eine Alternative.