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Die Herrschaft des Pöbels | Drucken |
06.01.2011
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Ist Demokratie nur ein Dogma? Wir leben in einer Ochlokratie, „Pöbelherrschaft". - Eine Demokratie kann nur in kleinen autarken Einheiten funktionieren, da es ansonsten grundsätzlich auf eine Tyrannei hinausläuft. Interview mit Andreas Popp.
Andreas Popp, ehemaliger Unternehmenslenker, Buchautor, Geldsystemexperte, Querdenker. Im Interview mit MMnews stellt er die Frage, ob "Demokratie" in großen Gesellschaften überhaupt durchführbar ist. Die "Demokarite" so wie wir sie jetzt praktizieren, führe in die Pöbelherschaft. Das System bevorzuge inkompetente Politker, die mit unhaltbaren Versprechen auf Wahlstimmenfang gingen. Die große Mehrheit der Bevölkerung lasse sich von Massenmedien verdummen, ohne die richtigen Fragen zu stellen. Es sei Zeit, so Popp, über "Demokratie" neu nachzudenken.
MMnews:
Beim Durchstöbern des Fundus Ihrer ganzen Veröffentlichungen fiel uns ein Aufsatz auf, indem Sie sehr kritisch mit dem Thema „Demokratie“ im Grundsatz umgehen. Sind Sie denn grundsätzlich gegen diese Gesellschaftsform?
Popp:
Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten, denn dazu müssten wir den Begriff „Demokratie“ erst einmal bestimmen. In unserer propagandistischen Welt werden wir nur noch mit Schlagworten malträtiert, die nicht mehr hinterfragt werden. Demokratie ist „gut“ und das Gegenteil ist „Diktatur“. Die Bundesrepublik Deutschland warf der DDR grundsätzlich „undemokratisches“ Verhalten vor, die DDR der BRD aber auch. Wer hat nun Recht? Das Problem liegt darin, dass es keine Definition für die „Demokratie“ gibt, aber danach fragt ja keiner in Anbetracht dieser hektischen Welt.
MMnews:
Was verstehen Sie denn selbst unter „Demokratie“?
Popp:
Der Begriff kommt aus dem altgriechischem und setzt sich aus zwei Teilen zusammen: Demos, was übersetzt „das Dorf“ bedeutet (und nicht das Volk, wie es oft behauptet wird). Kratein könnte man am besten mit „herrschen“ übersetzen. Bei einer Demokratie handelt es sich also um ein sich selbst verwaltendes Dorf. Es ist also eindeutig, dass eine Demokratie nur in kleinen autarken Einheiten funktionieren kann, da es ansonsten grundsätzlich auf eine Tyrannei hinausläuft.
MMnews:
Aber das Volk ist doch der Souverän…?!?
Popp:
Wer sagt das? Die Griechen auf jeden Fall nicht und nur dort finden wir klare Beschreibungen. Vielleicht sollten wir weitere Begrifflichkeiten klären. Unter „Deme“ verstand man eine Art aristokratische Ordnung, also eine kleine Führergruppe (ich meine Führer, nicht Verführer; auch das wird oft verwechselt). Als „Bürger“ bezeichnete man einen untergeordneten „Kontrollrat“. Noch heute gibt es z.B. in der Hansestadt Bremen eine „Bürgerschaft“. Das „Volk“ waren die systemtreuen Personen, denen man das Recht zugestand, Waffen zu tragen, die spätere Armee also. Diese drei Organe Deme, Bürger und Volk machten nur ca. 10% der Bewohner eines Dorfes aus. Die „restlichen“ 90% wurden als „Idios“ bezeichnet, aus denen sich wohl das heutige Wort Idioten ableitete. Diese „Untertanen“ haben allerdings in der heutigen großflächigen sogenannten Demokratie für die Führung zu schuften.
MMnews:
Das sind ja provokante Aussagen, die Sie da tätigen. Warum werden solche Zusammenhänge denn nirgendwo diskutiert?
Popp:
Diese Frage stelle ich mir ebenfalls. Die Römer nannten diese Aufteilung der Gesellschaft Res Privata und Res Publika, aus dem die Begrifflichkeit „Republik“ entstand, einem Unterdrückungssystem der Untertanen. Vielleicht sollte ich einige Vorrausetzungen für die Demokratie einmal kurz aufzählen:
Autonomia besteht aus den Begriffen Auto = Selbst und Nomos = Recht. Ein regionales Rechtssystem ist also zwingend vorgeschrieben. Fremde lehnte die Demokratie ab. Nur wer über Generationen seine Herkunft aus z.B. Athen nachweisen konnte, hatte eine Chance „Bürger“ zu werden.
Isonomia beschreibt die Gleichheit aller Menschen vor dem Recht, also sowohl die Deme (Regierung) als auch die Bürger (Abgeordneten). Ein Beamtenstatus darf es also nicht geben.
Steuerzahlungen sind in einer Demokratie verboten, da sie eine unfreiwillige Tributzahlung der Menschen darstellen.
Regionale Herrschaft ist Vorraussetzung, denn große Regierungsareale können laut den Griechen nicht demokratisch geführt werden. Wie gesagt funktionieren diese Führungsformen nur im „Dorf“.
Ein Verbot von Wahlen verhindert, dass nur die mäßig entwickelten Politiker an die Macht kommen, aber dazu sage ich gleich noch mehr.
Ehrenamtliche Politiker sind ebenfalls eine Voraussetzung, denn die Ehre, den Menschen dienen zu dürfen, soll reichen, auch wenn dieser Punkt heute schwer voll umsetzbar wäre.
Die Gesetze müssen unveränderbar sein und von jedem einzuhalten. Rechtsänderungen durften nur mit massivsten Gründen gerechtfertigt werden und waren nur extrem aufwendig umzusetzen. Die Gefahr muss ausgeschlossen sein, dass sich eine bestimmte Klasse die Gesetze selbst kreativ auslegt oder verändert.
Das Delegieren der Macht durch die Bürger an bestimmte dauerhafte Machtinhaber gilt als nicht demokratisch. Bei allen Prozessen waren alle Deme-Mitglieder und Bürger dabei, die Untertanen natürlich nicht. Die EU verstößt also eindeutig gegen die Demokratie.
Alle diese „Anforderungen“ werden nicht erfüllt, weshalb wir von einer Demokratie in (meines Wissens) jedem Land der Erde weit entfernt sind.
MMnews:
So werden es wohl die Wenigsten sehen und einige Leser werden über diese Aussagen (vorsichtig formuliert) verwundert sein und Ihre Worte vehement in Zweifel stellen. Es klingt ja so, als wären Sie auch gegen Wahlen…
Popp:
Es ist das gute Recht, meine Aussagen abzulehnen und die dogmatische Propaganda der Massenmedien „unterstützt“ meine Kritiker ja auf ganzer Linie. Vergessen Sie aber bitte niemals „Qui Bono“ zu fragen, also wem nutzt es? Als ehemaliger Vorstand einer Unternehmensgruppe könnte ich meine freie Zeit auch anders verbringen, als mich bei den Menschen unbeliebt zu machen. Meine Söhne und mittlerweile drei Enkel aber lassen mich nicht müde werden, für eine gewisse Grundgerechtigkeit einzutreten. Ich sehe voller Sorge, dass sogar die freiheitsliebenden Schweizer vor den Karren der Unterdrückung gespannt werden, weshalb ich nicht verstehe, warum so viele selbsternannte Experten von der hohen Sicherheit ausgerechnet in der Schweiz sprechen. Das Gegenteil zeichnet sich wohl deutlich ab.
MMnews:
Wir möchten noch einmal nachhaken. Sind Sie gegen demokratische Wahlen?
Popp:
Lassen Sie mich folgendermaßen antworten: Die Normalverteilung der Bevölkerung sollte hinterfragt werden. Ich schätze einmal, dass mindestens 90% der Bewohner eines Landes wenig bis gar keine Ahnung von diesem System haben, ob es sich dabei um die Gesellschafts- oder Wirtschaftsform handelt oder die Geldordnung, die in der Macht von privaten Bankern liegt. Viele Menschen diskutieren immer gerade das, was am Tag vorher im Fernsehen zu sehen war, oder was in der Bildzeitung stand. Alle diese Menschen dürfen aber wählen. Wie erreicht man es aber als Politik-Anwärter, gewählt zu werden? Eher weniger mit nachhaltigen komplexen Zusammenhängen, auch wenn sie noch so wichtig für die Menschen wären. Nein, man verspricht lieber irgendetwas, egal ob man es halten kann oder nicht, denn die Menschen sind in der Masse eher schlicht. Wie soll bei diesen Mehrheitsverhältnissen jemals eine kompetente, ehrliche und nachhaltig denkende Person mit echten Führungsqualitäten in die entscheidenden Etagen kommen? Wir erkennen bei allen sogenannten demokratisch gewählten Politikern deutlich eine „Mittelmäßigkeit“.
MMnews:
Wie würden Sie denn dieses jetzige System bezeichnen?
Popp:
Ochlokratie, man könnte auch „Pöbelherrschaft“ sagen. Das klingt hart, ich weiß. Als der ehemalige US-Präsident Andrew Jackson das Wahlrecht in den USA einführte, startete gleichzeitig das sogenannte „Spoil-System“. Man meinte damit, dass man die Beamten aufstockte und immer mehr „zugänglichen“ Personen gewisse Vorteile verschaffte, was man heute auch „schmieren“ nennt. Heute sind oft mehr als die Hälfte der Menschen von den Regierungen ganz oder teilweise abhängig. Das sind nicht nur die Beamten, sondern auch Menschen, die auf soziale Maßnahmen in irgendeiner Form angewiesen sind, oder auch Unternehmer, die ihre Umsätze zu großen Teilen aus Staatsaufträgen bestreiten usw. Diese Gruppe macht oft mehr als 50% der Menschen aus, die zum Wählen gehen, was nichts anderes heißt, als das die Regierungen von den abhängig Beschäftigten kontrolliert werden.
MMnews:
Was aber wäre Ihr Lösungsvorschlag?
Popp:
Eine schwere Frage, denn auch ich habe keine Patentlösung. Als erstes muss endlich eine Diskussion zu diesem Thema stattfinden. Man wird dann zu dem Ergebnis kommen, dass eine echte Demokratie tatsächlich funktionieren würde, wie im ganz alten Griechenland, also vor allem regional. Die Menschen bekommen in kleinen Gemeinden sehr schnell den Überblick, wer es gut mit ihnen meint und wer nicht. Dann entsteht auch Interesse an den Problemen und vor allem den nachhaltigen Lösungen. Viele Bewohner würden sich in die Politik einbringen und selbstständiges Denken lernen, denn das wurde uns aberzogen. Eigenverantwortung? Fehlanzeige! Wir sagen es sogar deutlich: Wir geben unsere Stimme ab. Ich behalte meine Stimme lieber, auch um sie zu erheben. Unsere Sprache ist sehr exakt. Wir gehen in ein Wahl(-) Lokal, um den Stimmzettel zu falten und in eine Wahl(-)Urne zu stecken. Eine Urne ist ein Aufbewahrungsgefäß sterblicher Überreste…und da ruht sie dann…unsere Stimme. In dem Modell, welches ich präferiere, gibt es vor allem ein verändertes Geld-, Boden- und Einkommensrecht, wie ich es in meinen Büchern beschreibe.
Dann benötigen wir eine erweiterte Gewaltenteilung:
Die Legislative, Judikative und Exekutive wie bisher. Dann sollte endlich eine „Monetative“ eingeführt werden, was nichts anderes bedeutet, als die Machtvergabe des Geldsystems an die Bewohner eines Landes (Staates) abgegeben wird. Des Weiteren brauchen wir eine Mediatative, also eine echte Pressefreiheit jenseits der heutigen lobbygeprägten Propaganda.
MMnews:
Wir danken Ihnen für diese kontroversen, deutlichen Worte und für das Gespräch